Eobal (German Edition)
erwartete.
»Sonden!«
Mit einem fast unhörbaren Summen verließen eine Handvoll Spionsonden die Rucksäcke der Soldaten. Die mit einer Aufklärungs-KI ausgestatteten Flugkörper, jeder nicht größer als ein kleiner Finger, verfügten über hochauflösende Kameras, Mikrofone und eine einfache Radareinrichtung. Der Rest des kleinen Hohlkörpers wurde durch einen Prallfeldgenerator ausgefüllt, der die Sonden extrem wendig und schnell machte. Die Akte verwendete ähnliche Geräte, in verschiedenen Ausführungen, sodass Zant ihren Einsatz erwartet hatte. An der Kreuzung angekommen, verteilten sich die Sonden in verschiedene Richtungen. Auf der Helminnenseite flackerten kleine Bildflächen auf, sechs an der Zahl, die in rascher Abfolge zeigten, was die am schnellsten vordringenden Sonden an Daten lieferten. Jeder Sonde folgte eine zweite zur Sicherung, sodass man, falls es die vorderste erwischte, zumindest eine Chance hatte herauszufinden, wer oder was für ihr Ende verantwortlich war.
Eine der Sonden sandte ein Notsignal und verschwand. Die Schwestersonde bremste sofort schnell ab, sandte ein Notsignal und verschwand ebenfalls. Zant ließ die letzten Aufzeichnungen noch einmal ablaufen.
»Automatische Abwehr«, kommentierte ein Soldat. Zant kam zum gleichen Schluss.
»Was wird dort beschützt?«, fragte sie.
»Liftschächte«, erwiderte der Truppführer. »Wir wollen zu den Hangars. Die nächsten zwanzig Meter sind frei. Vorrücken.«
Wie ungewiss der Innenaufbau wegen möglicher Umbauten auch war, die Lage der Hangars ließ sich auf den Scans gut erkennen: große Hohlräume, große Tore. Kaum zu übersehen.
Zant folgte den meranischen Soldaten. Für einige Momente war nicht viel mehr zu hören als die Schritte der schweren Armeestiefel sowie einige gemurmelte Meldungen der Männer, die die Vorhut bildeten. Schließlich kamen sie bei den Hangareingängen zum Stehen. Über ihnen kreisten rote Warnlichter.
»Die äußeren Hangartore sind nicht länger verschlossen«, sagte der Truppführer. Zant hütete sich, so etwas wie »Ich habe es ja gesagt!« von sich zu geben, obgleich es ihr auf der Zunge lag.
»Öffnen!«, kam sogleich der Befehl.
Es dauerte nur wenige Minuten, dann hob ein Soldat die Hand.
»Festhalten!«
Es war zwar unwahrscheinlich, dass die Schutzfelder vor den Hangartoren ausgeschaltet waren, aber möglich war es doch. Explosionsartiger Druckabfall konnte einen unachtsamen Soldaten leicht ins Vakuum schleudern. Das Opfer würde daran nicht sterben – dafür trug ja jeder den schweren Schutzanzug –, aber es würde erhebliche Mühe bereiten, den Bedauernswerten wieder einzusammeln. Von der Peinlichkeit, die damit für einen meranischen Elitesoldaten verbunden war, einmal ganz zu schweigen.
Die Tür öffnete sich. Kein explosionsartiger Druckabfall.
Dafür eine mächtige Explosion.
Zant sah den hellen Blitz und warf sich instinktiv zu Boden, als über Jahre antrainierte Reflexe das Kommando übernahmen. Eine Druckwelle warf sie zurück, ließ sie gegen die rückwärtige Gangwand krachen. Stechender Schmerz durchzuckte ihre Wirbelsäule. Der Medomonitor in ihrem Helm stieß elektronische Klagelaute aus. Die Anzeigen verschwammen vor ihren Augen, dann fuhr etwas Eiskaltes durch ihre Adern, als die Anzug-KI ihr ein starkes Aufputschmittel verabreichte. Reflexhaft hielt sie das Sturmgewehr einem Gegner entgegen, der nicht auftauchte. Vor ihr lagen die zerfetzten Körper von drei meranischen Soldaten, für die jede Hilfe zu spät kam. Weitere Kämpfer lagen bewegungslos am Boden oder krümmten sich. Zant loggte sich in die Vitaldaten des Teams ein und sah, dass neben den drei Toten noch drei Männer schwer verletzt waren – darunter der Truppführer und der Sergeant.
»Ruhm, hier ist Beobachterin Zant!«
»Wir haben die Daten. Wir schicken Entsatz«, kam sofort Antwort. »Bleiben Sie, wo Sie sind!«
»Negativ. Die Explosion sollte exakt das bewirken. Ich dringe in den Hangar vor.«
»Ich befehle Ihnen …«
Zant schaltete ab, richtete sich ächzend auf. Der Schmerz in ihrer Wirbelsäule blieb im Hintergrund, unterdrückt durch die Medikamente in ihrem Blutkreislauf. Der Medmonitor warnte vor einer Stauchung, aber gebrochen war nichts, und das musste vorerst genügen.
Sie stolperte vorwärts, stieg durch die große, klaffende Öffnung, die die Sprengfalle gerissen hatte. Das Hangartor stand sperrangelweit offen und ein Shuttle hob gerade ab und glitt auf das Tor zu.
»Ruhm, hier Zant.
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