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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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als positives Zeichen auf.
    »Ich nehme die Verantwortung komplett auf mich. Sie haben von nichts gewusst. Ich werde mich persönlich bei allen Geschädigten entschuldigen. Ich erkläre dem Kalifat gewisse Umstände – mir wird schon das Passende einfallen. Alle Ansprüche werden befriedigt, ich ziehe mich ins Privatleben zurück. Ich verspreche, mich aus Politik und Wirtschaft völlig herauszuhalten und Privatmann zu werden. Natürlich steht Ihnen meine diskrete Hilfe, so Sie sie wünschen, bei der nächsten Wahlkampagne zur Verfügung. Wie gesagt, ich verfüge über Mittel. Sicher können Sie noch ein paar anonyme Spenden für den Wahlkampf gebrauchen, wenn es soweit ist. Zählen Sie auf mich! Zählen Sie ganz auf mich!«
    Luurt grunzte. Er sagte immer noch nichts. Sein Schweigen irritierte Volgaan mehr, als er zugeben wollte. Er benetzte seine Lippen. Der Präsident wirkte wie ein schläfriges Raubtier, das sich noch nicht ganz entschieden hatte, ob es noch ein Stündchen in der Sonne liegen möchte oder einen kleinen Imbiss vertragen könnte.
    »Theod«, sagte Luurt schließlich leise. »Du bist ein guter Mann. Deine Ideen sind gut und deine Hilfe habe ich immer gerne in Anspruch genommen. Aber du musst auch meine Situation verstehen. Das Kalifat sitzt mir richtig im Nacken. Du weißt, dass die uns jederzeit ausknipsen können, wenn sie wollen? Mein Gott, die spielen zurzeit Haschmich in unserem System, ohne dass unsere Flotte etwas dagegen ausrichten kann oder darf.« Er lachte humorlos auf. »Als ob wir so was wie eine gescheite Flotte überhaupt hätten. Wie dem auch sei: Wenn es dem Kalifat gefällt, sind wir morgen Provinz oder mindestens Tributarstaat. Dann sind die schönen Zeiten vorbei, Volgaan! Meranische Gouverneure oder ›Politikberater‹ sind nicht gerade als zurückhaltend bekannt. Ich kann und werde so etwas nicht riskieren.«
    »Ich … ich verstehe das gut, Herr Präsident. Sie sind in einer schwierigen Lage. Wie gesagt, ich will alles tun, um Sie daraus zu befreien.«
    Luurt nickte gemessen. »Das weiß ich zu schätzen. Wirklich. Aber mal ehrlich, das übersteigt deine Möglichkeiten. So gerne ich die Sache dir überlassen würde, ich muss das selbst in die Hand nehmen.« Er seufzte. »Das ist nun einmal die Bürde, die ich als Präsident zu tragen habe, Theod. Manchmal lastet sie sehr schwer auf meinen Schultern.«
    »Wenn ich irgendwie helfen kann …«
    »Das kannst du, Theod, das kannst du. Dein erster Gedanke war schon ganz in Ordnung, mein Freund. Du musst abtreten. Aber das reicht nicht. Ich brauche nicht nur einen Sündenbock, ich muss auch verhindern, dass das Kalifat unangenehme Nachfragen stellt.«
    »Ich verschwinde von Eobal!«, platzte es aus Volgaan heraus. »Binnen zwölf Stunden bin ich weg! Ihr seht mich nie wieder.«
    Luurt schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Das wird nicht reichen, Theod.«
    »Aber …«
    Mit aufgerissenen Augen starrte Theod Volgaan auf die Waffe mit dem klobigen Schalldämpfer, die plötzlich in Luurts Hand lag.
    »Du hast dich der Gefangennahme leider widersetzen wollen, als dein Präsident mit dir ein ernstes Wort gesprochen hat. Wolltest gar das Staatsoberhaupt angreifen. War keine kluge Entscheidung. Aber ich verstehe dich. Du warst erregt. Da denkt man nicht immer nach und macht Dummheiten. Verständlich. Leider warst du nicht schnell genug.«
    »Ich …«
    Luurt drückte ab. Der Schuss saß perfekt. Volgaan erschlaffte in seinem Sessel.
    Als man ihn wenige Minuten später hinaustrug, verrutschte das Laken, mit dem man die Leiche bedeckt hatte, und gab das Gesicht des Toten frei. Volgaan trug immer noch den gleichen, völlig überraschten und entsetzten Gesichtsausdruck wie in dem Moment, als ihn sein Präsident erschossen hatte.
    Man zupfte das Laken schnell wieder zurecht. Es passte nicht ganz zu der Geschichte, die man den Meranern erzählen würde.

Kapitel 21
     
    Zant drang an dritter Stelle durch den Andocktunnel in das Söldnerschiff vor. Die beiden meranischen Soldaten vor ihr gingen auf ein Knie, die großkalibrigen Waffen im Anschlag, doch nirgendwo zeigte sich jemand. Der Tunnel verband den Söldnerkreuzer über eine gewaltsam aufgebohrte Schleuse mit der Ruhm des Kalifen.
    Dem Entermanöver war eine bemerkenswert kurze Raumschlacht vorausgegangen. Nach dem Austausch einiger Raketensalven schleuste der Schnelle Angriffskreuzer vier Jäger aus und attackierte systematisch die Waffentürme sowie die Triebwerkssektion des verfolgten

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