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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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bedeckt, aber die Botschaft ist doch sehr offensichtlich«, bemerkte Dela spöttisch.
    »Das ist unsere Kunst«, gab Momo zurück.
    Kopfschüttelnd sagte ich: »Ich kann das nicht«, und trat vom Spiegel weg. »Ich bin nicht weiblich genug. Ich gehe wie ein Junge, und das wird uns verraten.«
    »Unsinn. Ihr wart geschickt genug, alle Welt jahrelang glauben zu machen, Ihr wärt ein Junge. Da werdet Ihr doch wohl jetzt eine Päonie hinbekommen.« Momo führte mich wieder vor den Spiegel. »Schaut Euch an. Ihr seid eine großartige Päonie, eine bestens ausgebildete Künstlerin, deren Begleitung nur den Reichen und Mächtigen vorbehalten ist. Alle anderen Männer werden Euch mit den Blicken ausziehen und für nichts anderes mehr Augen haben.«
    Ich presste die Lippen aufeinander und schmeckte die wächserne rote Ockerfarbe. Ich wusste, dass Momo recht hatte: Die Soldaten würden nur die Verheißungen meines Körpers bemerken. Zunächst jedenfalls. Selbst Kygos Blick hatte sich verändert, nachdem ich ihm gestanden hatte, dass ich ein Mädchen bin. Natürlich war er wütend gewesen, doch dann begann er, mich als Frau zu sehen. Mein Körper wurde eine Verheißung für ihn und er nahm mich in meiner Körperlichkeit wahr. Damals hatte mich das beschämt und aufgebracht.
    Ich starrte in den Spiegel. Ein kleines Lächeln huschte über die rote Blütenknopse meines Mundes und ich wünschte beinahe, Kygo wäre hier und würde mich in Gewand und Schminke sehen. Ob er mich schön fände? Ich warf Mondorchidee einen Seitenblick zu. Nicht in ihrer Gegenwart. Und doch hatte er mich zu seinem Naiso gemacht und mich geküsst, obwohl ich nach Pferd und nach Schweiß gerochen hatte und voller Schlamm gewesen war. Ich war mehr als nur ein Körper für ihn.
    Ein kleiner Zweifel bohrte sich durch meine Gedanken wie ein fein geschliffener Dolch: Möglicherweise hatte mein Körper nie etwas damit zu tun gehabt. Vielleicht wollte er nicht Eona – nur die »tausend Wonneblitze«. Hatte er deshalb bei dem Ritt in die Stadt meine Gesellschaft nicht gesucht? Weil ich die Perle nicht zu berühren gewagt hatte und ihm darum nicht von Nutzen war? Wieder sah ich zu Mondorchidee hinüber. Er konnte jede Frau haben. Warum sollte er mich wollen?
    Vielleicht sah er gar nicht Eona, wenn er mich ansah, vielleicht sah er nur die Drachenmacht.
    Mama Momo führte mich vom Spiegel weg. »Wenn alles glatt geht, werdet Ihr sowieso nicht lange in Gesellschaft der Offiziere sein«, sagte sie. »Erzählt mir den Plan noch einmal.«
    Wir waren ihn schon zweimal durchgegangen, während ich geschminkt wurde, doch sie hatte recht mit ihrer Beharrlichkeit. »Ein Halbbruder von Sethon gibt das Fest, Großlord Haio. Er hat nur Mädchen von niederem Rang bestellt, er wird sich also beschweren, wenn er mich unter den anderen sieht.«
    Momo nickte. »Er ist berüchtigt für seinen Geiz und er wird keine Päonie bezahlen, die er nicht bestellt hat.«
    »Dann erkläre ich, dass es ein Versehen war und dass Vida und ich ein Geschenk der Blütenhäuser für den Kaiser sind: eine Päonie für Musik und Gesang und eine Färberdistel für die eher horizontalen Künste.« Ich hielt inne. »Und wenn Haio beschließt, dass er doch eine Päonie will?« Mir war nicht recht klar, was bei so einem Fest vor sich ging, doch ich wusste, dass es für uns beide dort nicht sicher war.
    »Er wird sich nicht in die Vergnügungen seines Bruders einmischen wollen – und das mit gutem Grund. Haio wird Euch deshalb von einem Diener zu Sethon bringen lassen.«
    »Ryko, Yuso und Dela werden uns abfangen«, fuhr ich fort. »Wir entledigen uns des Dieners und machen uns auf den Weg zu Ido.«
    »Lasst diese Gelegenheit nicht aus.« Momo packte mich am Arm, um ihre Mahnung zu unterstreichen.
    »Natürlich nicht«, sagte Vida.
    »Wir verschaffen uns Zutritt zu Idos Zelle, ich heile ihn und wir begeben uns zur Ostmauer des Palasts, wo die Widerständler mit Pferden auf uns warten und einen Fluchtweg aus der Stadt kennen.« Ich sah in die düsteren Mienen ringsum. »Hoffentlich sind die Götter uns gewogen.«
    »Das dürften sie schon allein wegen der Kühnheit des ganzen Unternehmens sein«, erwiderte Momo und wandte sich an Dela: »Schafft Ihr das alles wirklich nicht, ohne dass Ihr Lady Eona diesen Gefahren aussetzt? Sie könnte sich doch nach Idos Befreiung auch vor dem Palast mit Euch treffen.«
    »Ich muss dabei sein, um Ido zu heilen und ihn unter Kontrolle zu halten«, gab ich zurück, bevor Dela

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