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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Brust und Taille, dann die Hüften abtastete. Neben mir ließ ein anderer Wächter Vida die gleiche Behandlung angedeihen, allerdings mit wesentlich weniger Respekt.
    Mein junger Soldat zog den Kopf ein. »Ihr könnt jetzt hineingehen.«
    Ich versuchte ein Päonienlächeln – langsam und geheimnisvoll, wie Mondorchidee es mir beigebracht hatte –, und er errötete wieder.
    Vida kam zu mir und wir gingen nebeneinander durch das Tor in den Hof, an dem die riesige Küche lag. Ich schlang die Rechte um mein linkes Handgelenk und spürte Kygos Ring unter der zu einem dicken Armband geflochtenen Lederschnur. Das hatte Mondorchidee sich ausgedacht und die Sorgfalt, mit der sie es um mein Mondgelenk band, hatte sich angefühlt wie eine schweigende Segnung.
    Ich sah mich rasch um; soeben ging Ryko durch das Tor. Wir hatten es alle in den Palast geschafft. Ich richtete ein rasches Gebet an Tu-Xang, den ältesten Glücksgott, der Narren und Diebe beschützen sollte.
    Vier Männer kamen angehetzt und nahmen unsere eifrigen Verbeugungen kaum wahr. Der schwarze Hut und die grüne Feder an ihrer Robe wiesen sie als Diener aus. Momo hatte recht gehabt: Sobald wir im Palast waren, gab es keine Wachen für uns, nur Eunuchen. In der schrecklichen Nacht des Staatsstreichs hatten Ryko und ich gesehen, dass viele als Bedienstete arbeitende Eunuchen niedergemetzelt wurden, doch diese vier wirkten beflissen und selbstzufrieden, als wären solche Grausamkeiten nie geschehen. Der Wechsel eines Kaisers – auch wenn er noch so brutal war – schien die Palastmaschinerie nicht zum Stillstand zu bringen.
    »Folgt mir«, rief einer der Diener. »Und bleibt zusammen.«
    Einige Frauen hakten sich unter, sie flüsterten leise miteinander und lachten immer wieder nervös auf. Ich sah Vida an und nahm ihre Hand, damit wir gleichauf blieben, vor allem aber wegen der tröstlichen Berührung eines anderen Menschen. Sie drückte meine Finger. Wir gingen um den Küchenbau herum, wo schwerer, salziger Fischgeruch in der warmen Nachtluft hing, und weiter an der Mauer entlang, die die Kaiserlichen Gästegemächer umschloss, wo Lord Eon früher gelebt hatte. Über einen Monat lang hatte ich als Drachenauge in der Päonienwohnung gelebt, und nun war ich als Päonienblüte zurückgekehrt. Ein irrer Drang zu lachen perlte in mir auf.
    Wir gingen die Straße entlang, die an der Kleinen Festhalle vorbeiführte. In diesem Teil des Palasts hatte es nur wenig Schäden gegeben, während, wie ich wusste, die Zerstörungen auf der anderen Seite, um den in der Mitte gelegenen Harem herum, viel größer waren, da Lord Ido dort seine Drachenmacht eingesetzt hatte, um die Mauer der Zufluchtsstätte zu zertrümmern. Vielleicht war die Folter, die er nun erdulden musste, ja die Strafe der Götter dafür, dass er seinen Treueeid verletzt hatte.
    Die Eunuchen führten uns durch den Flur zur dritten Gästewohnung: dem Haus der Fünffarbigen Wolke. Dort wurden wir in den streng angelegten Garten gebracht und der leitende Eunuch ließ sich zurückfallen, um neben Yuso und Dela zu gehen.
    »Ihr und Eure Männer dürft nicht eintreten«, sagte er zu ihnen. »Zu keiner Zeit. Habt Ihr verstanden?«
    Yuso zuckte die Achseln. »Haben wir.« Er öffnete die Hand und zeigte ihm zwei Würfel. »Wir sind es gewöhnt, zu warten.«
    Als wir uns der eleganten Holzgittertür näherten, veränderte sich die Atmosphäre unter den Frauen. Auch diejenigen, die Drogen genommen hatten, strafften sich, und da wir uns noch immer an der Hand hielten, spürte ich Vidas zunehmende Anspannung. Jetzt lag es an mir, uns über die nächste Hürde zu bringen: Sethons Bruder. Momo war sich sicher, dass er einen Diener rufen würde. Sie kannte ihn und diese Welt, aber was wäre, wenn er entschied, dass er doch eine Päonie wollte? Eine schmerzhafte Erinnerung an den Staatsstreich – eine Dienstmagd, die sich schreiend unter einem Soldaten gewunden hatte – durchzuckte mich. Ich packte die Laute fester. Vor uns verstummte das leise Gemurmel der Frauen, als der Diener in die Hände klatschte, um unsere Ankunft zu melden. Der Schein zweier Messinglaternen warf einen langen Schatten über den geharkten Kiesweg.
    Die Färberdistel mit den geschwärzten Zähnen drehte sich zu mir um. »Ihr solltet ganz vorn sein«, sagte sie in die Stille hinein. »Was macht Ihr hier hinten?«
    Ich starrte in ihr erstauntes Gesicht, doch mir fiel keine rasche Antwort ein.
    »Dann schieb deinen dicken Hintern weg«, gab Vida bissig

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