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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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knochigen Rücken. Eine lange, zerfurchte Narbe, alt und tief, durchzog die Haut – der Abdruck einer Peitsche.
    »Das war Ido?«, flüsterte Dela.
    Momo nickte. »Mit siebzehn. Ich hatte ihm den Rücken zugekehrt«, sagte sie. »Macht niemals diesen Fehler, Lady Eona. Er schlägt so schnell zu wie ein Skorpion – und genauso giftig.«
    »Warum hat er das getan?«, fragte ich.
    »Weil er es konnte. Es liegt in seiner Natur.«
    Doch Momo hatte nicht erlebt, wie Ido zitterte vor Reue, nachdem ich ihn geheilt hatte, und auch nicht die entsetzlichen Schmerzen, die er ertragen hatte, damit die zehn beraubten Drachen mich nicht zerrissen. Ganz bestimmt war es möglich, dass seine Natur sich geändert hatte. Warum sollte er sich sonst in so große Gefahr bringen?

13
    Z wölf Mädchen – eine vielversprechende Zahl. Während wir uns im Zwielicht am Tor des Guten Dienstes versammelten, betrachtete ich die Gesichter um mich. Einige Frauen wirkten angespannt – zweifellos gingen ihnen die drei toten Körper im Kanal im Kopf herum –, während andere die glasigen Augen von Drachenjägern hatten, die mittels Drogen Körper und Geist gelöst hatten. Momo hatte uns angewiesen, uns schön abseits von diesen Mädchen zu halten, da sie weder für ihre eigene Sicherheit einen Sinn hätten noch für die Sicherheit von irgendjemand anderem. Es war immer noch warm, und die verschiedenen Düfte, die die Frauen aufgelegt hatten, konnten den Geruch nach Schweiß kaum überdecken. Wir waren eingepfercht zwischen unseren »Beschützern« und den Soldaten, die das Tor bewachten. Ich löste meine verschwitzte Hand ein wenig vom Hals meiner Laute und beugte mich zu Vida vor, die mit gespreizten Beinen und verschränkten Armen dastand.
    »Du siehst aus, als würdest du Wache stehen«, wisperte ich.
    Sie löste die Arme und drückte die Handflächen gegeneinander. »Warum warten wir hier so lange?«
    Eine Frau schlich sich an uns heran. »Ich wusste gar nicht, dass eine Päonie mit dabei sein würde«, sagte sie laut und lenkte die Aufmerksamkeit der anderen Frauen auf mich. Sie trug ein ähnliches Gewand wie Vida, ließ aber erheblich mehr Haut sehen, und als sie lächelte, sah ich, dass ihre Zähne schwarz gefärbt waren, eine Sitte, die sie als verheiratete Frau von der Küste im fernen Südosten auswies. Wie hatte sie sich so weit von ihrer Heimat und von ihrem Mann entfernen können? »Wir werden Musik bekommen«, fügte sie hinzu. »Wir können tanzen.«
    »Was? Wollt Ihr Euch als Orchidee versuchen?«, spottete eine andere Färberdistel.
    Die beiden Frauen begannen sich leise zu beschimpfen, was die Aufmerksamkeit der Übrigen von mir ablenkte. Ich sah wieder zu Yuso, dem strengen Offizier, der sich hinter einem fusseligen Bart, in abgetragenen Sachen und mit einer lässigen Haltung tarnte. Er gähnte und tat gelangweilt, sah mir dabei aber kurz und beruhigend in die Augen. Dela stand neben ihm und kratzte sich geistesabwesend an ihrem stoppeligen Kinn. Dann räusperte sie sich und spuckte aus.
    Ich erhob mich auf die Zehen und sah, wie zwei Wachsoldaten eine der glasig dreinblickenden jungen Frauen durchsuchten. Sie kicherte und ließ sich gegen die Wächter fallen, bis die sie schließlich mit dem Gesicht nach vorn gegen die rohen Bretter des neuen Tors drückten. Erst vor zwölf Tagen waren Ryko und ich hinter einem Rammbock durch dieses Tor gekommen und hatten uns auf dem Rücken eines Pferdes in den Innenhof des Palasts durchgeschlagen. Ich fröstelte, als ich daran dachte, wie unser Tier einen Soldaten niedergetrampelt und ihm die Brust mit den Hufen eingedrückt hatte. Erinnerte auch Ryko sich noch an diese furchtbare Nacht? Sein Gesicht zeigte nur Ungeduld, als er es sich nun neben einem Mann von den Trang Dein bequem machte. Die beiden sahen aus wie eine Wand aus Insulanermuskeln.
    »Kleine Schwester Päonie, bitte gebt mir Eure Laute.« Ich schrak zusammen, als ein sehr junger, pockennarbiger Soldat die Hand ausstreckte. Die altmodische Höflichkeit passte zu seinem schüchternen Lächeln. »Ich bin ganz vorsichtig damit.«
    Ich gab ihm das Instrument. Er schüttelte es behutsam, spähte in die erlesen geschnitzten Schalllöcher und gab es mir zurück.
    »Es tut mir leid, Kleine Schwester, aber ich muss Euch durchsuchen.« Seine Grübchen stachen weiß von seinem ansonsten scharlachroten Gesicht ab. »Befehl ist Befehl.«
    Ich biss mir auf die Innenseite der Wange, als ich spürte, wie er mir mit den Händen zögernd erst

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