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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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gemustert.
    Sie lehnte sich zurück und sog an ihrer Unterlippe. »Dich hat sie auch geheilt, nicht wahr, Ry?«
    Er nickte fast unmerklich und starrte auf den Tisch. Momos Züge glätteten sich für einen Moment.
    »Nun denn, Lady Eona.« Sie wandte sich an mich und war wieder ganz Königin der Blütenwelt. »Wenn Ihr einen Willen wie den von Ryko beherrschen könnt, dann seid Ihr womöglich auch in der Lage, Lord Ido zu beherrschen. Wie lautet Euer Plan, Yuso?«
    »Da wir nicht mit Gewalt eindringen können, müssen wir zu einer List greifen. Lady Eona und Vida werden sich für eine der Zusammenkünfte als Blütenfrauen verkleiden.«
    Momo starrte ihn an. »Das ist ein sehr gefährliches Vorhaben.«
    »Nicht so sehr, wenn sie das Gefängnis als leichte Mädchen von hohem Rang betreten«, versetzte Yuso.
    Momo verschränkte die Arme und betrachtete erst mich, dann Vida eingehend. »Das ist machbar, mit ein wenig Arbeit«, räumte sie ein. »Doch die raffinierten Künste einer Orchidee oder einer Päonie werden von Soldaten nicht oft gewünscht. Sie wollen weder Musik noch Tanz und sind eher der Männertyp für Jasmin oder für Kirschblüten.« Sie trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Wir können dieses Problem allerdings umgehen.«
    »Wir erwarten von Lady Eona und Vida nicht, dass sie tatsächlich halten, was sie versprechen«, sagte Yuso rasch. »Und Ryko, Lady Dela und ich werden sie als ihre Beschützer begleiten oder so etwas in dieser Richtung.«
    »Könnte es sein, dass man Euch und Ryko wiedererkennt, Hauptmann?«, fragte Momo.
    »Dazu müsste ein Kaiserlicher Gardist den Staatsstreich überlebt haben und zu Sethon übergelaufen sein«, sagte Yuso.
    Momo schüttelte den Kopf. »Die wurden hingerichtet – jeder Einzelne.«
    Yuso und Ryko sahen sich kurz in gleichermaßen empfundenem Zorn an. Dann senkte Yuso den Kopf und Ryko presste mit grimmiger Miene die Faust an die Brust.
    Nach einem Moment ehrerbietiger Stille sagte Momo: »Wenn ihr als meine Männer hineingeht, werdet ihr angehalten und müsst vor den Gemächern warten, aber wenigstens seid ihr innerhalb des Palasts. Wie schnell wollt ihr loslegen?«
    »So schnell wie möglich«, erwiderte ich.
    »Heute Abend haben die Offiziere eine Feier. Ist das schnell genug?«
    Ich atmete tief ein, sah die anderen an und bemerkte bei ihnen die gleiche Spannung wie bei mir. Wir alle waren an einen Abgrund getreten.
    Yuso lächelte hart und grimmig und einer nach dem anderen lächelten wir zurück.
    »Ich fasse das als ein Ja auf«, sagte Momo trocken.
    Es tat gut, warmen Fisch und Reis im Magen zu haben und wieder sauber zu sein, auch wenn das Baden rasch gehen musste und die Magd mich so grob abgeschrubbt hatte, als würde sie sonst nur Säcke und Kisten wuchten. Ich zog mir das noch feuchte Handtuch enger um die Brust und rutschte auf dem Holzhocker herum, während Mama Momo und Mondorchidee mich begutachteten.
    Die junge Blütenfrau schob mir das nasse Haar hinters Ohr und schürzte nachdenklich die Lippen. Ich wollte sie nicht anstarren, doch es war schwer, der Anziehungskraft ihres Gesichts zu widerstehen. Madina hatte von den vier Sitzen der Schönheit gesprochen und Mondorchidee besaß sie alle, im Überfluss. Volles, weiches Haar, das hochgesteckt war, um die breite Stirn zu betonen; große Augen, die etwas Kluges und Verschmitztes hatten; Lippen, die geradezu danach verlangten, dass man mit der Fingerspitze ihre geschwungene Form nachfuhr; und einen langen, glatten Hals – und das alles in Harmonie mit dem Geist, sodass es dem Herzen einen Stich gab.
    »Ich denke nicht, dass sie eine Orchidee sein kann«, sagte Momo. »Vom Gesicht und von der Stimme her käme es hin, aber sie bewegt sich wie ein Laufbursche.« Sie sah mich an. »Nichts für ungut, Mylady.«
    Ich zog das Handtuch noch ein wenig höher und zuckte die Achseln. Verglichen mit Mondorchidees träger Anmut bewegte ich mich tatsächlich wie ein Junge.
    Mondorchidee neigte den Kopf zur Seite. »Dann ist sie eben eine Päonie und wir müssen hoffen, dass keiner etwas von ihr vorgespielt bekommen will.« Sie beäugte mich kurz. »Die Laute könnt Ihr nicht schlagen, nehme ich an, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Momo drehte mein Gesicht nach allen Seiten und untersuchte meinen Kiefer. »Und die Schminke der Päonie überdeckt diese Verletzung. Schließlich wollen wir ihr die Verfolger nicht auf den Hals hetzen.« Sie berührte Mondorchidee am Arm. »Erledigt Ihr das hier? Ich kümmere

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