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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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antworten konnte. Ich hatte zwar Angst, in den Palast zu gehen, aber ich hatte mindestens genauso viel Angst, die einzige Chance zu verpassen, den einzigen Mann zu retten, der mich im Gebrauch meiner Drachenmacht unterweisen konnte.
    Seufzend winkte Momo Mondorchidee heran. »Führt Vida und Lady Dela in das oberste Zimmer, meine Liebe. Yuso und Ryko warten dort schon.« Sie lächelte mich an. »Lady Eona, bleibt Ihr bitte noch einen Moment?«
    Ich verschränkte die Arme. »Wozu?«
    Glaubte sie, sie könnte mich überreden, nicht in den Palast zu gehen?
    »Ich möchte mit Euch über Ryko sprechen«, sagte sie mit einem gewissen Unterton.
    Dela drehte sich um, obwohl Mondorchidee sie sanft zur Tür drängte. »Ryko? Was ist mit ihm?«
    Bei Delas Tonfall zog Momo die Brauen hoch. »Das ist eine Sache zwischen Lady Eona und mir.«
    Dela hob das Kinn. »Ryko ist mein Leibwächter. Ich werde bleiben.«
    »Euer Leibwächter?«, wiederholte Momo.
    Das stimmte eigentlich nicht mehr, doch Dela und Ryko schienen gleichermaßen an der formellen Bindung zu hängen, die sie einst zusammengebracht hatte. Ich bemerkte das stille Flehen in Delas Augen.
    »Lady Dela bleibt hier«, erklärte ich. Das sagte ich nicht nur ihretwegen; ich wollte nicht allein sein mit Momo. Besonders nicht, da es um Ryko ging.
    Momos Lippen wurden schmal, doch sie nickte und und winkte Mondorchidee und Vida aus dem Zimmer.
    »Ihr bringt ihn um«, sagte sie schlicht, als die Tür hinter den beiden zugeglitten war. »Die Inbesitznahme seines Willens lässt seinen Geist ausdörren.«
    Ich verschränkte die Arme noch fester vor der Brust. »Ich habe nicht darum gebeten.«
    »Und doch tut Ihr es immer wieder. Ich habe mit ihm gesprochen.«
    »Es ist nur zweimal dazu gekommen«, sagte Dela. »Und Lady Eona hat versprochen –«
    »Dreimal«, widersprach Momo. »Mindestens.«
    Dela wandte sich jäh zu mir. »Dreimal?«
    »Seine Majestät hat mich dazu gezwungen. Es war eine Prüfung.« Ich senkte den Kopf. »Ich wollte es nicht.«
    »Eona!«
    Ich blickte nicht auf; die Enttäuschung in ihrer Stimme war deutlich genug. »Ihr wart nicht dabei«, sagte ich. »Also urteilt nicht über mich.«
    Momo schnalzte verärgert mit der Zunge. »Egal, wie oft – Ryko ist ein Mann, der nach seinem eigenen Gesetz lebt, und wenn er das nicht kann, dann will er lieber sterben. Ich weiß, wovon ich rede. Sein verdammtes Gesetz hat einen Keil zwischen uns getrieben.«
    »Wie das?«, fragte Dela.
    »Seine Mutter Layla und ich waren Freundinnen und haben im selben Haus gearbeitet. Sie wollte aussteigen und Ryko auf die Inseln zurückbringen und sie war kurz davor, sich aus der Leibeigenschaft freizukaufen. Dann wurde sie von einem Freier getötet – vor seinen Augen.«
    Dela schlug die Hand vor den Mund. »Vor seinen Augen?«
    Momo nickte. »Er hat versucht, es zu verhindern, aber er war erst acht. Danach habe ich ihn zu mir genommen. Als er dann sechzehn war und ich ein eigenes Haus hatte, hat er einem meiner Mädchen geholfen, aus der Leibeigenschaft zu fliehen. Sie hat ihn dazu angestiftet, aber das ist nicht der Punkt.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung, um zu zeigen, wie unwichtig ihr das Mädchen war. »Er wollte sie einfach retten, weil er seine Mutter nicht hatte retten können.« Momo wandte sich zu mir. »Für Ryko ist Eure Kontrolle über ihn eine Leibeigenschaft, aus der man sich mit Geld nicht auslösen und aus der man auch nicht fliehen kann. Ihr habt seinen Geist in Ketten gelegt.«
    Ich warf Dela einen raschen Blick zu. »Vielleicht sollte er uns verlassen.«
    Ihre Miene verhärtete sich. »Ihr wisst, dass er das nicht tun wird.«
    »Es wird nur noch schlimmer«, flüsterte ich. »Falls unser Plan gelingt und ich Lord Ido heile, ist Ryko gefangen in der Kontrolle, die ich über ihn habe.«
    Momo schüttelte den Kopf. »Weiß er das?«
    »Ja.«
    »Dann ist es seine Entscheidung. Und das ist die Crux an der Sache, nicht wahr?«, sagte sie finster. »Wenn Ryko seine Entscheidungen nicht mehr aus seinem Sinn für Pflicht und Ehre heraus treffen kann, will er lieber sterben.«
    »Wenn Lord Ido mich erst unterweist, hoffe ich, dass ich diese Bindung bald beenden kann«, erwiderte ich.
    Momo knurrte. »Ihr setzt große Hoffnungen auf Lord Ido«, entgegnete sie. »Ich bete, dass Ihr ihn kontrollieren könnt, wie Ihr sagt. Aber ich muss Euch etwas zeigen – als Warnung.«
    Sie löste die Schärpe, schob ihr Gewand von der rechten Schulter und entblößte ihren

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