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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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auf denen Lust und Schmerz verschmolzen waren. Dieses Mal leistete er Widerstand, doch ich brach ihn unbarmherzig, sodass mein Zwang Ido überrollte und die Energie, die uns durchfuhr, seine Augen weitete.
    »Lord Ido, legt Euren Arm in das Kohlebecken«, befahl ich und kämpfte gegen die Galle an, die mir in die Kehle stieg.
    Ich spürte, wie Idos Instinkte gegen meinen Befehl aufbegehrten, und sah die Sehnen an seinem Arm hervortreten, als er sich meinem Befehl widersetzte. Doch er konnte der Kraft dahinter nicht standhalten. Er drehte sich um, warf den Kopf in den Nacken und tauchte den Arm in die glühenden Kohlen. Sein erstickter Schrei durchzitterte mich und sein heftiger Schmerz hallte durch mein Hua.
    »Eins«, zählte Kygo. »Zwei.«
    Ich hörte, wie die Versammelten ringsum nach Luft schnappten, doch ich war ganz auf Ido konzentriert und darauf, unsere Pfade zu verschmelzen. Ich hatte einen Plan.
    »Drei«, zählte Kygo und übertönte die lauter werdenden erregten Rufe. »Vier.«
    Schmerz war nur eine andere Art von Energie – das hatte Ido gesagt. Und Energie konnte gerichtet, angehalten, aufgesogen werden. Ich fing die Qual entlang der drei Meridiane in seinem Arm auf, biss die Zähne zusammen gegen den Rückstoß kochenden, glühenden Schmerzes, stieß mein Hua in den Punkt an seiner Schulter, wo die drei Meridiane zusammenliefen, und hemmte deren Fluss. Hemmte das Empfinden.
    Ido sank auf ein Knie. Die Rufe ringsum hatten sich zu einem Brüllen gesteigert.
    »Ruhe«, donnerte Tozay, und der Lärm der Meute verebbte zu einem Flüstern. Ich roch den gleichen Gestank wie bei dem Aschewind am Strand: Schmerz, Verbrennen und Angst.
    »Fünf.« Kygos Stimme war ungerührt, gefühllos. »Sechs.«
    Nackten Schmerz einzudämmen, war wie wenn man einen Rammbock mit bloßen Händen aufhalten wollte. Doch ich spürte, dass Idos Atemzüge wieder länger wurden und dass sich die Schockstarre seines Körpers etwas löste.
    »Sieben … acht.«
    Schmerz sickerte durch die von mir errichtete Barriere, und flüssiges Feuer fuhr sengend durch unser Hua.
    »Neun«, zählte Kygo. »Zehn!«
    Ich packte Ido am Kragen seines Hemdes und zog ihn von dem Kohlebecken weg. Zugleich verschwand der Schmerzschutz, den ich in ihm errichtet hatte. Er stürzte zu Boden und rang nach Luft. Bei dem Gestank nach verbranntem Fleisch und angesichts der furchtbaren Verletzungen an seinem Arm drehte sich mir der Magen um. Doch es war keine Zeit dafür, entsetzt zu sein. Stattdessen nahm ich die Wut zusammen, die sich in mir angestaut hatte.
    »Dazu ist Drachenmacht nicht da!«, schrie ich Rulan an. »Jetzt zeige ich Euch die wahre Macht des Spiegeldrachen!«
    Ich legte die gespreizten Hände auf Idos Brust und tauchte mit einem Atemzug durch einen farbigen Wirbel hindurch in die Energiewelt.
    Das Zelt war nur noch eine brodelnde Masse aus Hua . Silberne Grausamkeit wogte durch die durchsichtigen Leiber der Menge ringsum – ein Wirbel aus gewalttätiger Energie, der durch das Zelt und zwischen die beiden hoch aufgerichteten Drachen über uns strömte. Das blaue Tier kreischte, als ich Idos Vereinigung mit seiner Macht durch mein Inneres strömen spürte, und Idos Verletzung am Arm war eine kleine dunkle Todeszone in seinem Energieleib. Ich rief die Majestät des Spiegeldrachen und mein Zorn traf auf die zimtene Flut seiner goldenen Herrlichkeit und verband sich mit ihr zu gewaltig wogender Heilkraft. Unser Hua schloss sich über Idos Arm und ließ Haut, Fleisch und angesengte Knochen in alter Frische wiedererstehen. Wir hörten, wie Ido die Luft, die er in seiner Qual so lange angehalten hatte, wieder ausstieß. Er fasste hoch und ergriff meinen irdischen Arm, während der blaue Drache sich zu voller Größe aufrichtete.
    Doch wir waren noch nicht fertig. Diese unwissenden, rohen Leute sollten die wahre Herrlichkeit des Spiegeldrachen und des Spiegeldrachenauges erleben.
    »Haltet die zehn Tiere zurück«, sagte ich. »So lange wie möglich.«
    Ido nickte, während der blaue Drache sich in einen Kreis um das pulsierende Blutrot meines Tieres schwang.
    Ich stand auf und ging zu Rilla und Chart. Silbrige Ehrfurcht und Angst durchpulste beide, als ich mich neben sie kniete.
    »Eona! Was macht Ihr da?«, rief Rilla mit sich überschlagender Stimme.
    Chart schrak zurück, als ich ihm die Hände auf den schmalen Brustkorb legte, und die Energiepunkte an seinem Rückgrat drehten sich vor Lebenskraft. Goldene Macht strömte in ihn ein und fand die

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