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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Drachenaugen-Brüder getötet und sich auf die Seite unseres Feindes geschlagen hat. Uns ist nicht klar, wie seine Macht unserem Unterfangen dienen soll. Oder wie man darauf bauen kann, dass ein kleines Mädchen kämpft und nicht vor der Schlacht davonläuft.«
    Auf der Bank zu unserer Linken sah ich, wie Tozay erstarrte.
    »Lady Eona läuft vor keiner Schlacht davon«, erwiderte Kygo kühl. »Sie hat genauso viel Mut wie alle hier im Zelt. Und sie kann Idos Macht bezwingen. Er wird tun, was sie befiehlt. Und sie wird tun, was ich befehle.«
    Die Stimmung im Zelt hatte etwas Bedrohliches bekommen und meine Kopfhaut kribbelte. Ich richtete mich auf und wagte nicht einmal zu schlucken, um nicht schwach zu erscheinen.
    »Dann zeigt uns die Zuverlässigkeit dieser Befehlskette, Majestät«, forderte Rulan. »Beweist, dass Ihr all diese Macht beherrscht und wir folgen Euch freudig zum Sieg oder in den Tod.«
    Seine Worte wurden mit begeistertem Johlen aufgenommen.
    »Ruhe«, befahl Kygo.
    Der schrille Lärm verstummte und verwandelte sich plötzlich in erwartungsvollen Druck.
    »Ihr habt etwas im Sinn, Rulan«, sagte Kygo ungerührt. »Was ist es?«
    Rulan sah sich lächelnd im Zelt um, und dass er nicht sofort antwortete, erhöhte die Spannung unter seinen Leuten noch. »Befehlt Lady Eona, Lord Ido zu etwas zu zwingen.« Sein Blick ruhte zunächst auf dem Drachenauge, dann auf mir. »Bringt ihn dazu, den Arm in das Kohlebecken zu halten, bis Ihr bis zehn gezählt habt – eine Zahl für jedes Drachenauge, das er verraten hat.«
    Neben mir schnappte Rilla nach Luft. Auch ich atmete vernehmlich ein und zwang mich, Rulans herausforderndem Blick standzuhalten. Was er verlangte, war zu brutal. Ich würde es nicht tun. Doch ich hatte meine Macht Kygos Befehl unterstellt und dieses Versprechen durfte ich nicht brechen. Vielleicht würde Kygo sich weigern. Wenn er mich so sehr liebte, wie Tozay behauptete – und wie seine süßen Koseworte und seine Zärtlichkeiten zu zeigen schienen –, würde er mich sicher nicht auffordern, es zu tun.
    Ich wandte mich von Rulan ab und betete, dass Kygo mein Widerstreben bemerkte. Doch er starrte Ido an und hatte das Kinn in grausamer Entschlossenheit gereckt. Er brauchte die Östlichen Stämme. Er durfte sich nicht weigern, er durfte keine Schwäche zeigen. Und als sein Naiso und als Drachenauge durfte ich es auch nicht.
    Idos harter Blick sprang zu mir. Jemanden anzuflehen, war ganz gegen seine Art, doch ich sah etwas über sein Gesicht huschen. Was er in meiner Miene las, brachte ihn dazu, die Augen zu schließen.
    »Bis ich bis zehn gezählt habe«, bestätigte Kygo.
    Ido ballte die Fäuste in den Ketten.
    »Ryko«, sagte Kygo, und der Insulaner sah auf. »Bringt Lillia nach draußen.«
    Ryko verbeugte sich, trat heran und führte meine Mutter aus dem Zelt. Ein kleiner Funken Wärme drang durch meine Angst. Kygo hatte Ryko gerade vor der vollen Wucht meiner zwingenden Kraft beschützt und Lillia vor der Wahrheit. Ich wandte mich zu Rilla hin, damit auch sie und Chart das Zelt verließen, doch in ihrer Miene lag der trotzige Ausdruck, den ich so gut an ihr kannte. Sie würde nicht gehen.
    »Yuso«, befahl Kygo und wies auf das Kohlebecken.
    Der Hauptmann packte Ido am Arm und wollte ihn auf die Beine ziehen, doch der entwand sich seinem Griff und stand aus freien Stücken auf. Er sah sich langsam und bewusst im Zelt um, und da erkannte ich, wie stark sein Wille war, denn es gab nicht ein einziges freundliches Gesicht in dieser Menge. Nicht einen Ort, wo er Trost finden konnte. Er ging zu dem Kohlebecken.
    Yuso folgte ihm.
    »Lady Eona«, sagte Kygo. Er sah mich an und endlich erkannte ich, was er fühlte: Wut, weil Rulan ihn zu diesem Beweis zwang, und Bedauern mir gegenüber. »Zeigt Rulan Eure Macht.«
    Ich erhob mich, während Yuso Idos Ketten aufschloss, sie ihm abnahm und wieder zurücktrat. Im Zelt war es so still, dass ich Idos schneller werdenden Atem hörte. Oder vielleicht war es auch bloß mein eigener. Ich ging zu ihm hin und blieb vor ihm stehen. Er sollte wenigstens einen mitleidigen Blick spüren – auch wenn er aus den Augen seines Folterknechts kam.
    »Noch einmal«, sagte ich und hoffte, er würde mich verstehen.
    Er neigte den Kopf fast unmerklich zur Seite und erblasste in Erwartung dessen, was ihm bevorstand.
    Ich ertastete mit meinem Hua seinen Herzschlag und unterwarf ihn dem meinen. Dann ging ich tiefer und betrat die Pfade, die dunkel zwischen uns flackerten und

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