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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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waren Kygos zärtliche Worte für uns gewesen. Die Erinnerung daran fuhr mir in die Brust wie eine Hand, die nach meinem Herzen griff. »Ich erinnere mich, dass Ihr mich gezwungen habt«, erwiderte ich und aus meiner Trostlosigkeit wurde Wut. »Ich erinnere mich, dass Ihr mir meinen Willen genommen habt.«
    »Ich denke, Ihr hattet Eure Rache«, meinte Ido trocken.
    Das stimmte; ich hatte ihm das Gleiche angetan – wieder und wieder.
    »Wir sind ein Paar, Eona. Ich weiß, dass Ihr Euch genauso zu mir hingezogen fühlt wie ich mich zu Euch.« Sein glühender Blick hielt mich gefangen. »Wir sind Sonne und Mond: das männliche Rattendrachenauge und das weibliche Spiegeldrachenauge. Zusammen können wir die gesamte Drachenmacht besitzen.«
    »Um was zu tun, Ido? Um das Land zu regieren? Ist das Euer Plan?«
    »Ich hab es Euch schon einmal gesagt: Das Chaos birgt Möglichkeiten.«
    »Also habt Ihr das Chaos über uns gebracht, um für Euch eine Möglichkeit zu schaffen?«
    »Und für Euch«, versetzte er.
    Ich schüttelte den Kopf angesichts seiner Überheblichkeit. »Sogar wenn wir das schwarze Buch an uns bringen: Zwei Drachenaugen können nicht alles beherrschen.«
    »Wenn wir die gesamte Drachenmacht übernehmen, sind wir viel mehr als Drachenaugen. Dann sind wir Götter; das ist das eigentliche Versprechen des schwarzen Buches.« Dillon kam rasch näher, er war keine fünfhundert Schritt mehr entfernt. Ido sprach schneller. »Ihr habt die Gier nach mehr Macht gespürt, als wir den Wirbelsturm in eine andere Richtung gezwungen haben. Leugnet es nicht.«
    Ich hatte diese Gier empfunden und ich wusste, dass er es an meinem Gesicht sehen konnte. »Das bedeutet nicht, dass ich die ganze Macht haben will.«
    Er lachte gequält auf. »Eona, wacht auf! Ihr könnt nur wählen zwischen Ohnmacht und Allmacht. Es gib keinen Mittelweg. Kygo wird die Perle nicht herausgeben und das bedeutet, dass unsere Macht bald mit den Tieren verschwunden sein wird.«
    »Aber wir würden die Drachen zerstören.«
    Er packte mich an der Schulter, als wäre ich ein kleines Kind, das eine harte Lektion lernen muss. »Ihr wisst inzwischen, dass alles seinen Preis hat.«
    »Aber das dürfen wir nicht«, widersprach ich. »Die Drachen gehören zu diesem Land.«
    »Ich will meine Macht nicht verlieren, Eona. Ihr etwa?« Er krümmte sich erneut und versuchte mühsam, den Kopf oben zu halten. »Wir müssen das Buch behalten.« Er sprach so dringlich und unter Schmerzen, dass seine Stimme nur noch ein Hauchen war. »Seid Ihr bereit?«
    Dillon war keine fünfzig Schritt mehr entfernt.
    Für einen Moment raubte die Angst mir fast den Verstand. Ich sah nur noch einen Dämon, der auf mich zurannte.
    Er hatte kein Fleisch mehr auf den Knochen. Sein Gesicht war gelblich und die Haut spannte sich über seinen kantigen Schädel. Seine rudernden Arme und Hände waren an den Gelenken ganz geschwollen. Seine Augen waren tief in die dunklen Höhlen gesunken und voll schwarzer Macht – Geisteraugen. Bei jedem seiner Schritte spritzte Blut und Staub auf, denn seine Füße waren nur noch eine breiige Masse von dem tagelangen unermüdlichen Laufen. Die unerbittliche Kraft des Buches hatte alles aufgezehrt.
    Ido packte meine Hand und brachte mich wieder zu mir. Sein Griff war so fest, dass der Blutring mir ins Fleisch schnitt. »Zusammen«, sagte er.
    Er holte Atem und suchte einen Pfad zur Himmelsebene; seine zehrenden Schmerzen erlaubten ihm keinen so glatten, ruhigen Rhythmus wie sonst. Ich hielt den Atem an, als er darum kämpfte, in die Energiewelt zu gleiten. Schließlich zeigten seine silbrigen Augen die Vereinigung mit dem Rattendrachen an. Dieser Moment hallte tief in mir wider und eine unheilvolle Woge von Übelkeit durchfuhr mich.
    Ido schloss seine Hand fest um die meine. »Heilige Götter!«
    Schwarze Macht glitt über das Silber seiner Augen wie Öl über Wasser. Ich zuckte unwillkürlich zurück, doch Ido hielt meinen ausgestreckten Arm eisern fest. Das schwarze Buch war in seiner Drachenmacht. Ich spürte die Worte und den flüsternden Ruf des Buches durch unsere verbundenen Hände gleiten.
    Ich kämpfte mich durch einsickernde dunkle Energie zu Idos Herzschlag. Der hämmernde Rhythmus passte sich dem meinen an und unser verschmolzenes Hua wälzte sich durch die tiefen Pfade unseres Begehrens, die genauso dunkel und gefährlich waren wie das Buch. Ich schmeckte etwas Säuerliches, als die Macht des Buches von Dillon in den Rattendrachen und in sein

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