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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Lage«, widerspricht er.
    »Siehst du, auch du spielst den Ernst der Lage herunter. Wie der Rest des Rates.«
    Einen Moment lang starrt er mich an. Dann nickt er widerstrebend. »Wie kann diese Erneuerung erreicht werden?«
    Ich senke die Stimme. »Somo, ich denke, die Drachen werden durch die Perlenkette wiedergeboren.«
    Er weicht einen Schritt zurück. »Durch die Waffe?« Er lacht unbehaglich. »Hast du vor, uns alle zu töten, um die gesamte Drachenmacht freizusetzen?«
    »Nein, sie soll keine Waffe sein. Sie soll der Weg sein, dass die Drachen sich erneuern.« Ich zeige auf das Symbol im Ledereinband des schwarzen Buches. »Siehst du diese zwölf miteinander verbundenen Kreise? Sie versinnbildlichen die Perle, die jeder Drache unter dem Kinn trägt. Das sind nicht nur Perlen der We isheit, Somo. Das ist das neue Selbst eines jeden Drachen, das darauf wartet, geboren zu werden.« Ich fahre mit dem Finger den großen Kreis nach, den die zwölf kleineren, verbundenen Kreise bilden. »Und das ist die dreizehnte Perle. Die Kaiserliche Perle – der Katalysator, der ihre Erneuerung bringt. Und den haben wir ihnen gestohlen.«
    Somo starrt mich an. »Was wird aus unserer Einheit mit ihnen, wenn sie wiedergeboren sind?«
    Ich straffe mich, weil ich weiß, welchen Schmerz ich gleich bereiten werde, denn ich spüre ihn selbst tief in mir. »Sie wird mit den alten Tieren verschwinden.«
    »Verschwinden? Du meinst endgültig?«
    »Ja. Wir werden unsere Drachen für immer verlieren.«
    »Kinra, dann verlieren wir unsere Macht!«
    »Diese Macht beruht auf der Versklavung der Drachen, Somo! Wir schaffen ein gewaltiges Ungleichgewicht im Hua des Landes, indem wir ihnen nicht erlauben, sich zu erneuern.« Ich zeige auf unsere Tochter, die ganz unschuldig mit ihrem Holzpferd auf dem Parkett spielt. »Sollen ihre Enkel das Unglück tragen, das unsere Gier über sie bringt? Sie werden unsere Namen verfluchen, während das Land um sie herum stirbt! Und wir werden im Garten der Götter keine Ruhe finden, wenn wir dieses schreckliche Unrecht nicht wiedergutmachen.«
    Der dämmrige, nach Rosen duftende Raum war plötzlich verschwunden und wieder befand ich mich im hellen Fluten der Himmelsebene. Kinras Erinnerungen durchdrangen mich schmerzhaft. Ich würde meinen Drachen verlieren. Ido hatte recht gehabt: Es gab keinen Mittelweg. Entweder die ganze Macht oder keine.
    Weit unter mir veränderte sich die Energie im Zelt, als jemand durch die Tür hereinstürmte und niederkniete. Jeder Pfad im Körper des Ankömmlings pulsierte vor Hua.
    Sethon drehte sich um. »Was gibt es?«
    »Der Widerstand sammelt sich auf dem Kamm des Hügels, Majestät.«
    Sethons dunkle Energie flutete auf. »Ausgezeichnet. Rüstet Euch zur Schlacht.«
    Er ging um den Stuhl herum, Schritt auf und ab, nahm ein Messer und schnitt sich damit in die Hand. Hua sammelte sich an der pochenden Wunde. Er schloss die Faust um die Perlen. »Kehrt zurück in Euren Körper, jetzt gleich .«
    Der Blutbefehl drang zu mir und rief mich in meinen irdischen Leib zurück.
    Noch nicht!
    Kinras verzweifelte Stimme löste die strömenden Farben um mich herum auf in -
    – dasselbe Schlafzimmer. Allein. Sechs Monate Vorbereitung sind beinahe abgeschlossen.
    Heute Abend wird Kaiser Dao nach mir rufen und ich werde die Perle rauben. Er glaubt, er hat die Drachenaugenkönigin endlich verführt, die einzige Frau in seinem Reich, die ihn ungestraft zurückweisen darf. Er glaubt, er hat mich von Somo weggeholt. Ich stecke den Kalligrafiepinsel in den Porzellanständer und drücke den Handrücken auf meine nassen Augen, um die nutzlosen Tränen aufzuhalten. Ob es mir gelingt oder nicht – heute Abend ändert sich alles.
    Wenigstens ist Pia in Sicherheit – weit weg bei einer anständigen Familie versteckt. Ich beuge mich vor und blase über die nasse Tinte des letzten Eintrags im roten Buch. Es ist in Frauenschrift verfasst und obendrein verschlüsselt – so sollten meine Aufzeichnungen sicher sein. Dieses Tagebuch ist mein Brief an Pia, der einzige Weg, wie sie je erfahren wird, warum sie ihre Mutter und ihren Vater und ihr Drachenaugen-Erbe verloren hat. Und falls wir scheitern, wird es ihr den Weg zeigen, die Dinge in Ordnung zu bringen.
    Ich schließe das Tagebuch und sehe zu, wie die schwarzen Perlen sich um das weiche rote Leder schlingen. Diese Idee habe ich von den ersten Drachenaugen übernommen – sie wussten ihre Geheimnisse zu hüten.
    Wenn alles nach Plan läuft, werde ich

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