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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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einen innerhalb eines Wimpernschlags zu
einem anderen Wesen.
    Patrick riss Lara fort, als
sich eine Gottesanbeterin von links auf sie stürzen
wollte. Er traf das Tier in perfekter Baseballmanier frontal mit dem Schläger
und Zahnräder und Speichen flogen in alle Richtungen davon.
    Â»Alles okay?«, rief er – wohl wissend, dass in diesem
wahnsinnigsten aller Momente absolut gar nichts okay sein konnte.
    Um sie herum war das Chaos ausgebrochen. Die
Gottesanbeterinnen trieben ihre Körper wie Keile zwischen das Mondvolk. Füße und herabfallende Metallteile
schlugen neben Lara auf.
    Myra Jones war mit einem Satz bei ihnen und zerrte
Lara auf die Beine. Sie drehte sich um und schoss mit einem Revolver auf eine
Gottesanbeterin. Die zerbarst. Dann stolperte sie zu Geneva und rief ihr etwas
zu, das Lara nicht verstand, während Patrick neben ihr gerade eine zweite
Gottesanbeterin im Flug zerlegte. Sie sah Geneva nicken.
    Â»Sie hat recht«, rief sie Lara über den Lärm hinweg
zu. »Wir müssen das Unkraut bei der Wurzel ausreißen. Das ist möglicherweise
unsere einzige Chance!«
    Ãœber ihnen krachten zwei Gottesanbeterinnen durch eine
Brücke aus langen Streben. Rabenfedern steckten in ihren Gelenken.
Angeschlagen, unberechenbar taumelten sie durch die Lüfte.
    Geneva machte einen Satz, stieß sich von der Wand ab
und zerschnitt eine Gottesanbeterin während eines Saltos.
    Für die zweite hielten Laras ungeahnte Instinkte her.
Sie warf sich zur Seite, sodass die motorisch leicht gestörte Mechanik dort auf
den Boden stieß, wo die junge Schlüsselmacherin gerade noch gestanden hatte.
    Lara trat das Tier fort, noch bevor es nach Patricks
Beinen hacken konnte. Und Geneva durchbohrte es schließlich.
    Die Nachtwächterin bedeutete Lara und Patrick mit
einer Handbewegung, sich dicht hinter ihr zu halten, dann löste sie sich an
Myra Jones’ Seite aus dem Getümmel und sie liefen zusammen mit Lara und Patrick
im Schlepptau in einen Gang mit vergittertem Boden hinein. Lara blickte sich
hektisch um. Es musste sich um eine Art Wartungsgang handeln, denn er verlief
eng an der Außenseite einer Maschine.
    Hinter ihnen zirpte es.
    Â»Runter«, befahl Myra Jones.
    Lara und Patrick ließen sich augenblicklich fallen und
hörten über sich die Revolverschüsse. Offenbar hatten die Gottesanbeterinnen
viel zu schnell bemerkt, dass sich eine kleinere, vermeintlich leichtere Beute
vom Hauptgeschehen getrennt hatte.
    Sie hetzten weiter durch Gänge, über Steinterrassen
und über niedrige Maschinen hinweg. Myra Jones fummelte hastig neue Patronen in
die Trommel ihrer Waffe.
    Ãœber ihnen setzten sich mehr und mehr
Gottesanbeterinnen auf eine Reihe enger Metallstreben und begannen, mit ihren
scharfen Beinen daran zu sägen. Die Zeit wurde knapp.
    Â»Woher wissen Sie überhaupt, wo wir hinmüssen?«, rief
Patrick der Kommissarin nach.
    Â»Intuition«, antwortete die Kommissarin. »Bloß so ein
Gefühl.«
    Intuition – ihre einzige Waffe in dieser Hölle, dachte
Lara gehetzt, während sie einer heranrauschenden Gottesanbeterin auswich. Die
Biester waren glücklicherweise keine großen Talente, was spontane Wendemanöver
anging.
    Eine kleine Tür führte
rechts in einen engeren Durchgang unter einer Maschine hindurch, an deren
Oberfläche Förderbänder mit Ersatzteilen liefen. Ein Revolverschuss zerfetzte
eine Gottesanbeterin direkt über Lara. Das Tier rasselte in einen Keilriemen
der großen Maschine und wurde Funken stiebend mitgerissen. Lara duckte sich
unter dem Türrahmen hindurch, an dem dickflüssiges Maschinenöl herabtropfte.
    Als die Tür wieder zugeschlagen war, hatten sie
vorübergehend ein wenig Ruhe. Über ihnen befand sich ebenso ein Gitterrost als
Laufweg wie unter ihnen, aber die verschlossene Tür verhinderte, dass die
Gottesanbeterinnen ihnen folgten. Stattdessen würden sie die Maschine umgehen
und sich wieder von oben durch das Rost schneiden müssen. Also bloß ein kleiner
Aufschub. Aber Zeit war Zeit, auch wenn es wenig war.
    Die Verschnaufpause und das schummrige Licht von
wenigen Glühbirnen ließ Lara fieberhaft darüber nachdenken, wie dieses
Konstrukt aus vielen Maschinen am Leben gehalten wurde. Neben der üblichen
Prise undurchschaubarer Magie, die einer Mechanik wie den Gottesanbeterinnen
innewohnte, musste für vieles sicherlich auch
Strom

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