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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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herhalten. Irgendwo musste es demnach riesige Akkumulatoren geben.
Zwar schien es kleinere Generatoren, die mit Kraftstoff betrieben wurden, zu
geben – die von Abgasen verpestete Luft zeugte davon. Doch die Luft würde sehr
bald vollkommen unerträglich werden, wenn die gesamte Energie hier in der Höhle
erzeugt wurde, ohne dass es für die Abgase eine Möglichkeit zum Abzug an die
frische Luft gäbe.
    Und noch etwas anderes
wurde ihr klar, jetzt, da sie einmal ein paar ruhig
Augenblicke nachdenken konnte: All das musste
auch irgendwie hierher gebracht worden sein. Und zwar sicherlich nicht
durch Dottore Lippis Spiegel. Das wäre aufgefallen. Es musste eine Tür geben,
oder vielleicht sogar ein Tor. Irgendeine Möglichkeit, eine Verbindung nach
außen herzustellen.
    Nach der nächsten Biegung erreichten sie eine weitere
Tür. Sie führte auf die Rückseite der Maschinenlandschaft, hinter der die von
schimmernden Steinen durchsetzten Höhlenwände zu sehen waren. Sie hatten das
Ende der Halle erreicht.
    Vorsichtig schlichen sie an der Wand entlang, immer
gefasst darauf, dass die Gottesanbeterinnen sie wiederentdecken würden.
    Nach einigen Metern ging rechts von ihnen ein neuer
Tunnel ab, fort aus der Maschinenhalle. Diverse Kabel am Boden deuteten
allerdings unmissverständlich darauf hin, dass es eine Verbindung geben musste,
die aus der Halle hinausführte.
    Ohne eine großartige Wahl zu haben, folgten sie dem
von schwachen Funzeln erleuchteten Tunnel
einige Meter. Hier gab es keine Gottesanbeterinnen mehr, doch sie
blieben vorsichtig. Während Myra Jones ihre kleine Gruppe anführte, bildete
Geneva das Schlusslicht, um im Falle von Verfolgern als Erste zwischen ihnen
und ihren Freunden zu stehen.
    Im Krieg standen Kommissarin und Nachtwächterin Seite
an Seite – im Frieden waren sie Kratzbürsten.
    Der Tunnel endete jäh an einer Gittertür.
    Sie war nur lose und mit einem kleinen Riegel
verschlossen. Lara nahm all ihre Wut und all ihre Angst zusammen und trat die
Tür einfach ein.

    Wenige Minuten später hätte Lara sich der
Tür in der Tat auch nicht mehr annehmen können, denn ihre Hände hätten zu sehr
gezittert.
    Etwas kam über sie, das konnte Lara förmlich
schmecken. Es war, als ob die Luft vor Erwartung vibrieren würde. Ihr Verstand
floss langsam aber sicher über, so viele Eindrücke von Mechaniken, Maschinen
und Schlüsseln hatten sich hineingebrannt.
    Sie hetzte allen voran in
die schummrige Dämmerung vor ihnen, die Rufe hinter sich ignorierend. Sie
wollte das hier zu Ende bringen. Jetzt. Sofort. Vielleicht würde dann all das
aufhören – das Herzrasen, die betäubende Angst, die man nur durch Tatendrang
davon abhalten konnte, den Körper zu lähmen.
    Denn er war da.
    Und er kam über sie alle wie ein Sturm.
    Und hinter sich ließ er nichts als ein trockenes Feld
aus Verzweiflung zurück.
    Der Graue Lord, der Herr über Wind und Staub.
    Lara hätte nicht gedacht, dass man die Nähe seiner
eigenen Nemesis beinahe körperlich spüren konnte.
    Aber ihre Instinkte waren hellwach.
    Einige wenige Augenblicke noch, dann …
    â€¦
    Nachdem der Tunnel eine weitere Kurve beschrieben
hatte, führte er in eine weitere, größere Höhle.
    Â»Lara!«, schallte eine Stimme hinter ihr durch die
Höhlenlandschaft. Vor ihr tat sich eine weitere Höhle auf. Nicht so groß wie
die Fertigungshalle, deren Grauen sie vor wenigen Augenblicken erst verlassen
hatten.
    Geneva, dachte Lara beim Klang der Stimme noch, dann
hatte die Nachtwächterin sie eingeholt und riss sie an einer Schulter zu Boden.
    Lara fiel in den Staub, blickte wieder hoch und sah
kurz die Höhle, die sich vor ihr aufgetan hatte.
    Die Einrichtung war spärlich. Eine Tür in der rechten
Wand. Tische und Stühle standen herum, Flaschen und Müll waren an den Wänden
gestapelt, das war alles – neben der bizarren Konstruktion in der Mitte des
Raumes. Dieses eigenartige Konstrukt auf seinem Sockel war das unverkennbare
Zentrum der Höhle.
    Und dann waren da noch die Mechaniken, die sich
klickend und klackend immerzu bewegten.
    Alles um Lara herum verschwamm …
    Ihre Aufmerksamkeit wurde beinahe magnetisch
angezogen, weg von all dem Drumherum …
    Â»Lara McLane«, rief eine Stimme – Lara kannte sie sehr
gut. Auch sie hatte sich in ihren Kopf eingebrannt. Zweieinhalb

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