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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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deshalb braucht diese Tür ein neues Schloss,
Lara.
    Du bist nun mal die einzige Schlüsselmacherin hier
unten. Und wegen solcher Dinge habe ich dich schließlich mitgenommen.«

    Â»Die besonderen Talente der Bewohner von
Ravinia sind auf eine bestimmte Art und Weise an deren Lebensenergie gebunden«,
erklärte Lord Hester auf dem Thron sitzend.
    Lara hatte sich überall in
den Höhlen diverser Teile bedient. Ein passendes Türschloss war nicht dabei
gewesen. Dafür jedoch jede Menge Werkzeug sowie diverse Arbeitstische und
Werkbänke, die Ruben wohl genutzt hatte. Und so feilte, lötete und schraubte
das Mädchen, deren Leben zu einem wilden Herbststurm geworden war.
    Derweil hatten die Übrigen
ein wenig Aufräumarbeit geleistet. Sie hatten Decken
gefunden und Ruben Goldsteins Körper sowie die
Überreste von Myra Jones darin eingewickelt. Schweißtreibende Arbeit lenkte sie
von ihren Emotionen ab. Ansonsten wären sie ihrer Trauer oder ihrem Zorn
erlegen.
    Und sie hatten Vermutungen
angestellt, wie der Plan Roland Winters ausgetüftelt worden war und warum er
funktioniert haben könnte.
    Eines der letzten fehlenden Puzzlestücke lieferte
ihnen der Rabenlord, der sich von den Strapazen erholte. Er trug seinen
Zylinder wieder, nachdem sie ihn wiedergefunden hatten. Er hatte einen Schnitt
abbekommen, der die Krempe an einer Seite herunterhängen ließ.
    Â»Roland Winters Sturmbringer müssen einen Weg gefunden
haben, diese Lebensenergie von einem Körper in den anderen zu leiten. Auf
medizinischer Basis.
    Doch das Ganze muss ein
langer, möglicherweise über Jahre andauernder Prozess
gewesen sein. Was wiederum heißt, dass viel von dem hier lange vor der
Befreiung Winters aus dem Gemälde geplant gewesen sein kann.«
    Â»Dann war die Sache mit der gefrorenen Melodie nur
eine vorübergehende Lösung?«, erkundigte Geneva sich.
    Lord Hester nickte.
    Â»Ich denke schon. Es muss die einfachste und
schnellste Möglichkeit gewesen sein, Roland Winter am Leben zu erhalten, bis
dieser eigenartige Stuhl hier«, der Lord tätschelte die Armlehne des Throns,
»vollständig funktionierte.«
    Â»Dumm also, dass Winter sich vorher auf einen
Rachefeldzug begeben hat und in Highgate gescheitert ist.«
    Â»Winter ist ein Monster geworden – sofern er es nicht
auch vor seiner Gefangenschaft in dem Bild schon gewesen ist. Ich schätze, es
ist für seine Sturmbringer ebenso schwer geworden, ihm mit vernünftigen
Argumenten Einhalt zu gebieten, wie irgendwem sonst.«
    Â»Und deshalb auch die Entführungen?«
    Â»Ich schätze schon. Die
Auswahl der Opfer war geschickt. Es handelte sich stets um Leute, die am Rande
der Gesellschaft standen. Nicht über die Maßen begabt, nicht von vielen
Freunden und Gönnern umgeben, nicht im absoluten Fokus. Ihnen haben sie dann
ihre Lebensenergie in irgendeiner Form entzogen, um sie Winter zuzuführen. In
kleinen Dosen, gerade so viel, dass es nicht unbedingt weiter auffiel. Zumal, wenn die entsprechenden Person
ohnehin nicht übermäßig begabt waren.«
    Â»Und die Spiegel?«
    Â»Waren Teil des Plans und Ablenkungsmanöver zugleich.«
    Lord Hester seufzte.
    Â»Ich weiß nicht, wo die
Sturmbringer damit begonnen haben. Aber irgendwann in den
letzten Monaten müssen sie dies hier unten
eingerichtet haben. Ganz bewusst, um in einem bestimmten Moment
Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie haben geschickt dafür gesorgt, dass ich
mich früher oder später einmischen werde, denn ich bin möglicherweise der
Einzige, der Winter ernsthaft gefährlich werden kann.
    Luigi Lippis Spiegel wird nur der erste Ausgangspunkt
gewesen sein, um mit dem Bau der mechanischen Gottesanbeterinnen zu beginnen.
Ich schätze, dass sie sehr schnell eine Tür hier unten hatten. Und von da an
war es leicht, alles Mögliche herzubringen. Keiner von uns kann sagen, wie
lange und wie schnell Ruben an diesem riesigen mechanischen Imperium getüftelt
hat. Wahrscheinlich schon seit Jahren. Dann musste er die Maschinen bloß noch
herbringen. Und ich bin sicher, dass es den Sturmbringern auch am liebsten
gewesen wäre, wenn ich hier unten das Zeitliche gesegnet hätte.«
    Er seufzte wieder und richtete sich im Sitzen etwas
auf.
    Â»Wie auch immer. Es ist ihnen gelungen. Ich habe mich
auf dieses Spielchen eingelassen und nun stecken wir erst mal für eine Weile
fest. Weiß

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