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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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eine immense Ruhe aus. Es schien völlig
unmöglich angesichts ihrer Situation, doch der Effekt war deutlich spürbar: Der
Lord strahlte Zuversicht aus – und wenn es auch bloß für seine Mitstreiter war.
    Die mechanischen Diener klickerten nervös und einige
fokussierten mit ihren Uhrwerk-Blicken die beiden Neuankömmlinge.
    Â»Na endlich«, applaudierte
Roland Winter spöttisch, als sein
Blick denjenigen des Rabenlords traf. »Lord Charles
Hester, Herr der geflügelten Armada von Ravinia. Willkommen in Epicordia!«
    Â»Roland Winter«, bemerkte Lord Hester, ohne auch nur
den Hauch einer Unsicherheit in der Stimme. »Überrascht, mich hier zu sehen?«
    Â»Unsinn«, höhnte Winter. »Ich habe dich genau hier, wo
ich dich haben will.«
    Er ging einige Schritte
seitlich um seinen Thron herum und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Es
schien beinahe, als würde hier ein Duell um die größere Autorität, die größere
Wirkung des einen auf den jeweils anderen ausgetragen.
    Lord gegen Lord. Der eine von einer eigenartigen Magie
erwählt, der andere selbst ernannt.
    Â»Deshalb die
Entführungen«, sagte der Rabenlord, so als erklärte es sich nun endlich von
selbst. Er wirkte nicht im Mindesten geschockt – oder zumindest ließ er es sich
nicht anmerken. Er nickte in Richtung des mechanischen Throns. »Roland, ich
muss anerkennen, dass du hinter eine ganze Menge Geheimnisse gekommen bist,
hinter die niemals jemand hätte kommen dürfen.«
    Â»Ach«, winkte der Graue Lord ab, als verwehre er sich
zu viel des Lobes. »Ein brillanter Einfall meiner Sturmbringer.«
    Er ging noch einige Schritte, blieb stehen und drehte
sich um, damit er dem Rabenlord wieder direkt ins Gesicht sehen konnte.
    Â»Ich hatte eine Menge fähige Mitarbeiter«, erklärte
er. »Interessant ist bloß die Tatsache, wie schnell all die guten Einfälle manchmal zum Erfolg führen. Ich hatte zum Beispiel nicht
damit gerechnet, dich heute schon hier unten
anzutreffen. Dass der Spiegelmacher irgendwann bei dir angelaufen kommen würde,
war bloß logisch. Aber dass es so schnell geht … nun, ich muss sagen, ich finde
es großartig, dass die Kommunikationswege in Ravinia so kurz sind.«
    Er lächelte süffisant. Bestechend, gefährlich und
völlig kaltblütig.
    Â»Aber genug der Worte«, schloss er. »Den Rest findet
ihr sicherlich allein heraus.«
    Er zog einen Schlüssel aus seiner Jacketttasche und
steckte ihn in das Schloss der Tür, die in die Höhlenwand eingelassen war.
    Dottore Lippi
verschwendete keine Zeit und hetzte an Roland Winters Seite.
    Â»Nein«, rief Lord Hester. Rabenfedern schossen aus den
Ärmeln seines blauen Mantels hervor. Doch eine Handbewegung Winters genügte, um
sie auseinanderstieben zu lassen wie eine Staubwolke.
    Â»Tötet sie einfach!«, rief Winter den mechanischen
Dienern im Raum zu und zog die Tür hinter sich zu.
    Ein Knall ertönte und sie
wurden Zeugen einer letzten mechanischen Erfindung von Ruben Goldstein: Das
Schloss der Tür wurde von einer kleinen, aber zielgerichteten Explosion in
tausend kleine Teile zersprengt.
    Roland Winter war fort – hatte sie in einem teuflisch
ausgeklügelten Plan hierher in die tiefsten Tiefen von Epicordia gelockt. In
jede Richtung waren sie Stunden vom nächsten Ausweg entfernt. Und tödliche
Mechaniken umgaben sie, egal, wohin sie sich wendeten.

    Â»Na kommt schon!«, brüllte Geneva die
mechanischen Diener todesmutig an. Dabei ließ sie ihr schlankes Schwert drohend
vor dem Körper kreisen.
    Lara wusste, dass die
Nachtwächterin nicht den Hauch einer Chance gegen ein
ganzes Dutzend dieser Uhrwerk-Menschen mit ihren blitzenden Klingen hatte.
Gegen einen oder zwei der mechanischen Diener ja, problemlos wahrscheinlich
sogar. Aber nicht gegen so viele. Doch diese setzten sich nach einer Sekunde
des Zögerns in Bewegung, um Lara und ihren Freunden den Garaus zu machen.
    Francesco, der ein Brecheisen in der einen und einen
Baseballschläger in der anderen Hand schwang, drängte sich vor Lara und drückte
Patrick den Schläger in die Finger.
    Was für ein Gentleman, dachte Lara sarkastisch und
verdrehte genervt die Augen. Entweder hatte Lord Hester einen Trick auf Lager
oder ihnen würden auch keine zweihundert Baseballschläger nützen.
    Doch der Rabenlord hielt, was seine

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