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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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der Himmel, was Roland Winter in dieser Zeit alles anzustellen
vermag.«
    Â»Denken wir besser erst mal nicht darüber nach«,
murmelte Geneva zerknirscht. Und Lara – die selbstverständlich mit einem Ohr
zuhörte, während sie werkelte – konnte sich lebhaft vorstellen, warum Geneva
nichts davon hören wollte, was wohl gerade oben in Ravinia geschah. Man
brauchte kein Genie zu sein, um festzustellen, wer in Ravinia in ernsten
Notfällen am schnellsten die mächtigste Exekutive auf die Beine stellen konnte.
    Die Nachtwächter.
    Und nach allem, was Lara gesehen hatte, konnte sie
sich ausmalen, dass Roland Winter, der Herr über Wind und Staub, keine Probleme
haben dürfte, es mit allen Nachtwächtern der Stadt auf einmal aufzunehmen.
Mechanische Diener mit gefährlichen Schwertarmen hin oder her.
    Derweil beschäftigte sie allerdings noch ein weiterer
Gedanke. Die Geschichte von Joshua Mendel ging ihr nicht aus dem Kopf. Und auch
wenn sich Meister Ma’Haraz als wesentlich resistenter erwiesen hatte als
gedacht, so hatte Lara doch eines daraus gelernt: Jeder Mensch hatte eine
Schwachstelle. Eine Schwachstelle tief im Innern, dort, wo die wichtigsten Geheimnisse und Emotionen lagen, vielleicht über
Jahre unbeachtet und doch von einem regen Geist gehütet und gepflegt.
Egal, was aus Ravinia werden mochte – auch Roland Winter würde so eine
Schwachstelle besitzen. Und wenn alle Stricke rissen, würde es sich
möglicherweise als sehr sinnvoll erweisen, auf die Suche nach diesem
Schwachpunkt in Winters Vergangenheit zu gehen.
    Vielleicht war die Lösung
einfach. Vielleicht war sogar Laras verstorbene Großmutter Elisabeth Joel die
Hauptursache des Ganzen. Doch das erschien ihr nicht ganz
einleuchtend. Und wenn es hart auf hart käme, würde Lara sich auf die Suche
nach dieser Lösung machen müssen.
    Sie blickte auf ihre Arbeit. Und wog das Ergebnis
ihrer Mühen mit abschätzendem Blick in der Hand. Vielleicht würde dies schon
reichen.
    Sie hatte ein Vorhängeschloss an einer der Maschinen
gefunden. Rohlinge für Schlüssel hatte Ruben nicht viele gehabt, doch sie
reichten für Laras Zwecke aus. Schließlich hatte sie eine Vorrichtung
geschaffen, um aus der Schließmechanik des Vorhängeschlosses eine größere,
improvisierte Mechanik zu fertigen, die sie in die zerstörte Tür einpassen
konnte.
    Bei dem Schlüssel hatte sie sich ebenfalls so viel
Mühe gegeben, wie es ihr die vorhandenen Werkstoffe ermöglichten. Er war schön geworden und Lara hoffte inständig, dass
er sie irgendwo hinführen würde, von wo aus sie schnell weiterreisen
konnten.
    Sie machte sich an der Tür zu schaffen.
    Diese war aus Stahl, der Durchlasstür, die in diese
Höhle führte, nicht unähnlich.
    Mit einem Hammer und mehreren Zangen bog sie die
zerstörten Teile halbwegs gerade und schaffte es tatsächlich erstaunlich
schnell, ihre improvisierte Schließmechanik in die Tür einzupassen.
    Nachdem sie alles fixiert hatte, stand sie auf, atmete
tief durch. Sie drehte den Schlüssel und öffnete vorsichtig die Tür.
    Feuchte Luft schlug ihr
entgegen und ihr Herz machte einen Sprung, als sie auf eine von Tannen gesäumte
Hügellandschaft blickte, über der ein Sommergewitter niederging.
    Ein wenig Regen schlug ihr entgegen und trotz aller
schweren Schläge und Enttäuschungen der
letzten Stunden stahl sich ein Lächeln auf Lara McLanes Gesicht. Ein
Regentropfen lief ihr am Haar hinab.
    And I am the rain king …
    Sie hatten immer noch eine Chance.

12. Kapitel, in dem erneut ein Sturm losbricht.
    Der Gefangene kommt aus dem Teppich wieder
heraus, entschlossen, sich an der ganzen Welt zu rächen, und die Zauberer und
Helden dieser Zeit müssen sich zusammentun und ihn umbringen oder, wie es
üblicherweise geschieht, ihn für weitere Tausend Jahre ein zweites Mal in ein
noch grässlicheres Gefängnis einsperren.
    Â Susanna Clarke
    â€“ Szenenwechsel.
    Gefühle sind wie ein Sturm.
    Er wirbelt so unverhofft die See
der Emotionen auf, flaut ab, schwillt wieder an. Was vorgestern noch schön,
heil und gut war, konnte sich bereits übermorgen in eine staubige Ruine
verwandelt haben. Abgeschliffen von Wind und Wetter, alt und verbraucht.
    Liza betrachtete ihren jungen
Wahrsager, wie er dort im Krankenhausbett scheinbar friedlich schlummerte. Sein
rechter Arm war dick bandagiert

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