Epicordia
strahlte sie. »Hallo, ich bin Robina Bastiani.«
»Tom Truska«, stellte Tom sich als Erster vor und
reichte ihr mit einer angedeuteten Verbeugung die Hand.
Robina tat der angespannten Stimmung im Raum gut. Sie
war unbefangen ihnen gegenüber und das zeigte sie bei der Vorstellung auch
deutlich. Ihre GroÃmutter hingegen, Francescos Mutter, schien zwar ihrer Rolle
als Gastgeberin gerecht zu werden, doch wirkte sie unsicher, was sie von dem
fremden Besuch nun eigentlich halten sollte.
SchlieÃlich scheuchte sie sie allesamt in den Salon,
wo sie die Gruppe auf Sesseln und Kanapees Platz zu nehmen bat, bis sie das
Abendessen bereitet hätte.
»Signora Bastiani«,
versuchte Tom es. »Es ist nun wirklich nicht nötig, dass
Sie uns auch noch versorgen. Wir sind nicht einmal willkommene Gäste.«
»Ach was«, winkte sie ab. »Gäste sind Gäste. Obwohl
ich gestehen muss, dass Sie tatsächlich etwas ungewöhnlich sind. Wie auch
immer, Francescos Gäste sind auch Gäste des Hauses. Immerhin wird er den ganzen
Besitz hier einmal erben.«
Francesco machte kein glückliches Gesicht bei dieser
Anmerkung.
»Wir haben allerdings nur zwei Gästezimmer, da meine
beiden anderen Söhne mit ihren Familien den gesamten Rest des Hauses bewohnen«,
fuhr Signora Bastiani in reger Geschäftigkeit fort. »Ich würde also
vorschlagen, dass Sie â ganz Gentleman â vielleicht hier unten auf einer Couch
oder Liege übernachten, damit die Damen sich nicht zu dritt ein so winziges
Zimmerchen teilen müssen.«
»Ãh«, Tom war etwas sprachlos. »Sie müssen
nicht â«
»Natürlich, natürlich. Setzen Sie sich jetzt einfach
und warten Sie, bis das Essen fertig ist. Francesco wird Sie alle so lange
unterhalten.«
So wirbelte Helena Bastiani aus dem Salon in Richtung
Küche. Die anderen blieben verdutzt zurück.
Dass das Mondvolk unter mangelnder
Gesprächigkeit litt â wie die kleine Gruppe um Lara anhand von Francescos
Verhalten vermutet hatte â, konnte man im Verlauf des späteren Abends
niemandem vorwerfen. Oder lag die angeregte Unterhaltung doch mehr daran, dass
überall, wo Leute zusammenkamen, auch eine
gewisse Geräuschkulisse entstand? Wer konnte das schon sagen.
Unter dem Dach des Hauses
Bastiani lebten drei Generationen zusammen und vertrugen sich mehr oder weniger
gut. Neben Fernando und Helena Bastiani wohnte natürlich auch Francesco hier,
ältester Sohn und Erbe von Haus und Vermögen. Dass ausgerechnet er sich eine
Frau aus Ravinia ausgesucht hatte, machte seinem Vater sehr zu schaffen und
offensichtlich war das Wort »Enterbung« schon das ein oder andere Mal gefallen.
Francesco war nicht glücklich über diesen Umstand, dennoch
konnte Fernando Bastiani seinem Sohn auf diese Weise nicht ernsthaft drohen â zumindest
hatte Robina Bastiani es ihnen so erklärt.
Robina und Lara hatten die jeweils andere mit Erleichterung als
Gesprächspartner für den Abend auserkoren, da keine von ihnen besonders viel
Lust hatte, sich in muffige Diskussionen um Menschen und Mondleute zu
verfangen.
Robina war die Tochter von Francescos jüngstem Bruder
Giovanni â derjenige, auf den Robinas GroÃvater ganz besonders stolz war, da er
der Erste war, der ihm Enkelkinder geschenkt hatte. Ihr Bruder Nico war ein
ganzes Stück jünger. Fernandos drittes Enkelkind war Rafael, der Sohn von Guido
Bastiani, Francescos zweitem Bruder.
»Ganz schön verwirrend, oder?«, fragte Robina Lara
schmunzelnd. Lara blickte nacheinander in die Gesichter, die dort um die
riesige, mit vielen mediterranen Köstlichkeiten überhäufte Tafel versammelt
waren, und versuchte, in Gedanken alles noch einmal richtig zu ordnen. Da waren
natürlich Geneva, Tom und Myra â Letztere
hatte einen leicht verstimmten Magen und wollte nichts essen. Fernando
Bastiani saà am Kopfende des Tisches, daneben seine Frau Helena. Ihre Söhne
waren also Francesco, Guido und Giovanni, zu den beiden Letzteren gehörten ihre
Frauen Claudia und Federica sowie die jüngste Generation: Robina, Nico und
Rafael.
Lara staunte zufrieden. Das war eine ganze Menge
Familie. Mehr als sie sich jemals hätte für sich selbst erträumen können. Ihr
wäre es schon recht gewesen, nur ihre Eltern und ihre GroÃeltern zu haben. Aber
das würde immer ein Wunschtraum bleiben. Denn das Schicksal war
Weitere Kostenlose Bücher