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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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Lächeln über Francescos Gesicht.
    Â»Ich glaube, das ist die Magie, die diesem Ort hier
innewohnt. So, wie es wohl Magie ist, die für eine Menge vermeintlicher Zufälle
sorgt. Wie kommt es, dass die Dinge manchmal einfach irgendwie
zueinanderpassen? Denk nur an deine eigene Welt, Lara. Warum sieht man nie die
Rückseite des Mondes? Oder warum passt er bei einer Sonnenfinsternis exakt wie
eine Schablone vor die Sonne? Zufall? Fügung? Oder könnte ich auch einfach
zugeben, dass ich solche Dinge für den Anteil halte, den die Magie an allem
hat?«
    Lara war platt. So hatte
sie es noch nie gesehen. Sicher, sie war über Descartes zur Philosophie
gekommen und hatte über solche Dinge gelesen. Über unbewegte Beweger und
Gottesbeweise und so vieles mehr. Aber sie hatte sich eigentlich nie gefragt,
warum die Welt so funktionierte, wie sie es tat. Oder waren es Welten? Was war
Magie? Wieso wussten nicht einmal die schlausten Köpfe, wo Ravinia überhaupt
lag? Ob sie diesem Geheimnis jemals auf den Grund gehen könnte?
    In den Straßen und Gassen von Elo merkten sie bald,
wie unfreundlich und naserümpfend sie von jedem angesehen wurden, dem sie
begegneten. Und es waren viele Leute auf den Straßen unterwegs. Sogar
beschimpft wurden sie. Lauthals und ziemlich unverschämt.
    Jemand flitzte vor ihnen über die Plaza. Erst sah Lara
es gar nicht richtig, dann wurde sie der Tatsache gewahr, dass es sogar mehrere
Jemande waren.
    Â»Lutins«, rief sie entzückt aus. Und hielt sich
erschrocken die Hand vor den Mund, als sie bemerkte, wie laut sie gewesen war.
    Die kleinen Kerle mit ihren spitzen Ohren und großen
Augen drehten verwundert die Köpfe in Laras Richtung.
    Â»Ms McLane«, sagte einer von ihnen mit hohem
Stimmchen, löste sich von der Gruppe und kam auf sie zugeeilt.
    Â»Lipdidl.«
    Diesmal konnte sie ihre Überraschung nicht verbergen.
    Â»Was machst du denn hier?«
    Der Lutin, der ihr ungefähr bis zum Knie ging, kam auf
seinen großen Füßen angewatschelt, während Lara ihrerseits auf die Knie gehen
musste.
    Â»Ms McLane«, rief der Kleine erneut. »Es war einfach
die nächstbeste Idee, hierherzukommen.«
    Er sah viel besser aus als bei ihrem letzten Treffen.
Die zerschlissenen Kleider hatte er gegen neue eintauschen können, die wirkten,
als wären sie ursprünglich für Babys oder Kleinkinder gefertigt worden.
    Tom hüstelte und Lara wandte den Kopf.
    Â»Ist das nicht der kleine
Lutin von Mr Nuenko?«, fragte er. Der Tadel in seiner Stimme war gespielt und
Lara erinnerte sich wieder an ihren ersten Tag auf dem Markt von Ravinia, als
sie Tom angeschrien hatte, nachdem der ihr erklärt hatte, wieso sich Dimitri
Nuenko einen Lutin als Sklaven hielt.
    Â»Oh, nicht mehr«, verkündete Lipdidl stolz. »Ms McLane
und ihr Freund haben mich gerettet.«
    Â»So, so«, machte Tom. »Na, das sieht meinem Lehrling
mal wieder richtig ähnlich.«
    Â»Hör nicht auf ihn«, meinte Lara. »Wie geht es dir?«
    Â»Hervorragend«, strahlte der Lutin sie an. »Aber – was
um alles in der Welt machen Sie hier?«
    Lara überlegte kurz, ob sie es ihm erzählen sollte,
aber in Anbetracht dessen, dass sie nicht allein unterwegs war, entschied sie
sich dagegen.
    Â»Ich bin geschäftlich hier«, versuchte sie es mit
einer Halbwahrheit.
    Einer von Lipdidls Lutin-Kameraden kam heran und
tippte ihm auf die Schulter.
    Â»Ach ja«, unterbrach sich Lipdidl. »Ich muss weiter.
War schön, Sie wiedergesehen zu haben. Vielleicht seh’ ich Sie ja nochmal,
solange sie hier sind.«
    Â»Gerne«, sagte Lara.
    Â»Also dann«, verabschiedete Lipdidl sich und gab Lara
artig die Hand. Sie fühlte sich irgendwie ledrig an, wie ein alter Schuh. Aber
dennoch fand sie den Lutin weiterhin sehr süß. Dann lief er mit den anderen
Lutins davon.
    Â»Dimitri Nuenko hat also keinen Lutin mehr, der ihm
die Hosen wäscht«, resümierte Tom mit einem breiten Grinsen. »Wie schade.« Er
fixierte Lara.
    Â»Allerdings erwarte ich, dass du mir bei Gelegenheit
erzählst, wie es dazu gekommen ist.«
    Lara schluckte. Eigentlich war es dazu gekommen, weil
Tom sie mit seiner Gleichgültigkeit provoziert hatte. So herzlich er auch
geworden war, nachdem er sie als Lehrling bei sich aufgenommen hatte, so war er
ihr doch immer erschreckend gleichgültig erschienen, wenn sie in ihrer ersten
Zeit bei

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