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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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ihm Dimitri Nuenko dafür angeprangert hatte, dass er Lipdidl gefangen
hielt und zum Arbeiten zwang.
    Vielleicht hatte er sie ja bewusst provoziert, ging es
ihr durch den Kopf. Nachdem Lara ihre ersten funktionstüchtigen Schlüssel
gefertigt hatte, hatte sie mit Lee einen Plan entwickelt. Dieser Plan hatte ein
Nachtschränkchen, einen besonderen Schlüssel und eine schwere Kneifzange
beinhaltet. Und so war Dimitri Nuenko seinen kleinen Sklaven auf dem nächsten
Markt losgeworden. Dimitri Nuenko war weiß vor Zorn gewesen, aber gleichzeitig
hatte er gewusst, dass er den beiden jungen Lehrlingen nichts am Zeug flicken
konnte. Seitdem wartete sie insgeheim darauf, dass er sich eines Tages mit
einer Gemeinheit an ihnen rächen würde.
    So kam das Zauberhafte manchmal also doch zu dem Ende,
das es verdiente.

    Das gefährlich Zauberhafte von Epicordia
hingegen nahm in Laras Augen erheblichen Schaden, als Francesco sie durch ein
schweres Eisengatter auf eines der größeren Anwesen führte. Eine prächtige
Villa lag dahinter, düster irgendwie, aus dunklem Bruchstein, verziert mit
Ornamenten aus Obsidian und schwarzem Marmor. Ein Weg führte vom Tor in der
Mauer durch einen Garten, der eigenartiger nicht hätte sein können. Gras und
Bäume wuchsen hier nicht, dafür seltsame Moose und Pilze. Er war herbstlich bunt, nur fehlten ihm die Blätter.
Bäume gab es keine, dafür überlebensgroße Skulpturen aus schwarzem Glas oder
zumindest einem Werkstoff, der so wirkte wie das Glas, das Lara kannte. Der
Garten duftete beängstigend echt – doch was
hieß echt ?
Es roch genauso, wie der Garten einer Villa in Ravinia oder irgendwo
sonst gerochen hätte.
    Die Eingangstür, die sie
schließlich erreichten, war aus schwerem Holz gefertigt. Ein Türklopfer in Form
eines Löwenkopfes, allerdings mit schlanker Mähne, ragte ihnen entgegen. Das ehrenwerte Haus Bastiani stand in verschnörkelten Lettern darüber. Francesco zögerte eine Sekunde, dann betätigte er den schweren
Bügel. Metall schlug auf Metall. Nichts geschah. Eine Minute verging,
vielleicht zwei.
    Dann öffnete sich die Tür.
    Eine untersetzte Frau sah zu Francesco auf. Sie war
mindestens ebenso blass wie er und hatte aschgraues Haar.
    Â»Francesco«, begrüßte sie ihn. Es klang erleichtert.
    Francesco beugte sich vor und wurde in einer Umarmung
beinahe erdrückt.
    Â»Mama«, gab er mit hörbar italienischem Akzent zurück.
    Aus dem Hintergrund trat ein ebenfalls ergrauter,
schlanker Mann. Er trug einen feinen Nadelstreifenanzug. Auch ihm war die wohl
typische Blässe ins Gesicht geschrieben.
    Â»Hallo Sohn«, sagte er deutlich reservierter als seine
Frau.
    Â»Hallo Vater«, nickte Francesco ihm zu.
    Dessen Blick fiel auf Tom, Geneva, Myra und Lara.
    Â»Menschen«, spie er quasi
aus und blickte mit einer Mischung aus Abscheu und Traurigkeit drein. »Du hast
also tatsächlich noch mehr Menschen hergebracht?«
    Â»Ich habe dir gesagt, dass wir sie um Hilfe bitten
sollen«, brauste Francesco auf.
    Â»Francesco«, ging seine Mutter dazwischen, »untersteh
dich, so mit deinem Vater zu sprechen. Und Fernando«, sie wandte sich ihrem
Mann zu. »Leg doch wenigstens einen Hauch von Freundlichkeit und Anstand an den
Tag!«
    Â»Pah«, machte dieser nur und verzog sich ins Innere
des Hauses.
    Â»Sie müssen
entschuldigen«, sagte Francescos Mutter. »Helena Bastiani«, stellte sie sich
vor und gab jedem die Hand. »Kommen Sie doch herein.«
    So betraten Lara McLane und ihre Begleiter zum ersten
Mal ein Haus des Mondvolkes. Es war eine prächtige Villa, deren holzvertäfelte
Eingangshalle schon darauf schließen ließ, dass offenbar ein gewisser Wohlstand
in der Familie Bastiani herrschte.
    Â»Francesco«, hallte es von oben herunter.
    Lara folgte der Stimme und sah, wie eine junge Frau in
ihrem Alter mit wehendem roten Haar die Treppe herunterlief und Francesco
stürmisch begrüßte. Auch sie war unglaublich blass, ohne jedoch kränklich
auszusehen.
    Â»Das ist Robina, meine Nichte«, erklärte Francesco
ihnen lachend.
    Robina strahlte sie an.
    Â»Du hast Menschen hergebracht«, stellte sie fest.
Erleichtert nahm Lara wahr, dass keine Wertung in ihren Worten zu liegen
schien.
    Â»Ja«, sagte er. »Sie wollen uns helfen, die Sache mit
den mechanischen Tieren aufzuklären.«
    Â»Das ist gut«,

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