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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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nehmen.
    Er drehte den Kopf und winkte Lara herbei, die etwas
widerwillig neben ihn trat und in die Hocke ging, um die Mechanik von Nahem zu
beobachten.
    Obwohl die Gottesanbeterin still verharrte, liefen in
ihrem Innern viele Zahnräder, Achsen und Federn. Wie in einem Uhrwerk, dessen
Innenleben stets in Bewegung ist.
    Â»Das ist ganz schön … widerwärtig«, meinte Lara nach
einigen Augenblicken, und während sie die Worte aussprach, kroch ihr ein kalter
Schauer über den Rücken.
    Tom nickte bedächtig.
    Â»Ja«, sagte er. »Und mir fallen nicht einmal eine
Handvoll Personen ein, die fähig wären, so etwas herzustellen.«
    Er trat einen Schritt vor und tippte ebenfalls mit dem
Fuß an das unheimliche Insekt. Wieder wich es scheu zurück, diesmal deutlich
weiter, hinter die nächste Tunnelecke.
    Tom folgte ihm ungerührt und mit ihm der Rest. Lara
warf einen Blick über die Schulter. Geneva verfolgte alles mit wachsamem Blick,
während die Kommissarin schockiert schien. Wäre ihre Haut unter den roten
Haaren nicht ohnehin schon sehr blass gewesen, wäre sie es vermutlich in diesem
Augenblick geworden. Aber vielleicht lag es auch an den sonderbaren
Lichtverhältnissen in Epicordia, wer wusste das schon?
    Doch Lara ließ diese kurze Überlegung abrupt fallen,
als sie sah, was sich hinter der Höhlenbiegung befand. Denn dort lag der
Ursprung des Geräuschmeers, das jetzt fast unangenehm laut war.
    Dutzende Gottesanbeterinnen bevölkerten den Höhlengang
vor Tom und Lara, deren Herz auf einmal bis zum Hals springen wollte.
    Es pochte schneller, während Laras Blick die kleine
Armee von mechanischen Insekten erfasste und die junge Schlüsselmacherin
abzuschätzen versuchte, mit wie vielen der unheimlichen Tiere sie es wohl zu
tun hatten.
    Â» Das ist euer Problem?«, fragte Tom, ohne sich direkt an Francesco zu wenden.
Er sprach lauter als sonst, um den mechanischen Lärmpegel zu übertönen.
    Â»Sì«, sagte Francesco bloß.
    Â»Und ihr wollt wissen, warum die alle hier sind?«
    Dabei deutete er mit der
Hand auf das Getümmel vor ihnen.
    Â»Nicht nur das«, meinte Francesco. »Ich will, dass sie
wieder verschwinden. Die Tiefsten Tunnel
werden zwar so gut wie nie gebraucht, deshalb stört es die wenigsten
meiner Leute. Doch dass diese … Dinger hier sind, ist … einfach nicht richtig .«
    Tom nickte stumm.
    Â»Dazu müssten wir aber erst mal herausfinden, wer die
überhaupt gebaut hat«, schaltete Lara sich ein. »Und dann auch noch in dieser
Menge?«
    Â»Und wie gedenkst du das herauszufinden?«, hakte Tom
nach.
    Kurz entschlossen kämpfte Lara das Herzklopfen, das
bis an ihre Kehle drang, für eine Sekunde nach unten, schnellte nach vorne und
griff nach der Gottesanbeterin vor ihr.
    Doch das mechanische Tier war unglaublich schnell.
Viel schneller, als Lara es einem solchen Konstrukt jemals zugetraut hätte.
    Es wich aus, schlug einen Haken mit seinen staksigen
Beinen und sprang. Lara fasste nach und erwischte es gerade noch so.
    Ein metallisches Quieken erklang und roter Schmerz
durchfuhr Laras Hand, die sie sofort reflexartig zurückzog, dann fiel sie auf
den Hosenboden.
    Â»Lara«, rief Tom voller Sorge und war augenblicklich
bei ihr.
    Ein bedrohliches Rascheln und Klicken lief durch die
Reihen der Gottesanbeterinnen.
    Binnen eines Sekundenbruchteils war Geneva mit
gezogenem Schwert zwischen die verdutzte Lara und die mechanischen
Riesenheuschrecken gesprungen.
    Jetzt erst fiel Laras Blick auf ihre Hand und der
Schmerz ersetzte den Schock. Blut sickerte zwischen den Fingern hervor, doch
sie hielt das ausgerissene, mit hässlichen Widerhaken besetzte Fangbein der
Gottesanbeterin fest.
    Â»Verflucht, Lara«, zischte Tom, während er ihre Hand
in Augenschein nahm. Sie öffnete die Finger und nahm das abgerissene Bein
vorsichtig in die andere Hand. Dann fiel ihr Blick erneut auf die Wunde. Ein
tiefer, ausgefranster Schnitt zog sich über ihre rechte Handfläche.
    Tom stöhnte.
    Â»Was zum Teufel sollte das denn?«
    Lara zuckte bleich vor Schreck mit den Schultern.
    Â»Ich … ich dachte, wir brauchen etwas von ihnen, um
sie identifizieren zu können.«
    Ungläubig betrachtete sie ihre zerstörte Hand, von der
weiterhin Blut tropfte. Tom suchte fieberhaft in seinen Taschen nach etwas,
doch Francesco war schneller, drückte Lara ein Tuch

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