Epicordia
zu
scharf im Geschmack. Weine waren ihr meist zu süà oder zu sauer. Bier sagte ihr
schlichtweg nicht zu â bis auf ganz tiefdunkles Schwarzbier, aber das trank
auÃer ihr niemand, den sie kannte; und so war das also auch irgendwie
unpraktisch. Und was es so an Alcopops gabâ⦠Lara verlor nicht gerne Worte darüber, aber sie wunderte sich, dass man
sich mit etwas betrinken sollte, das
wie Limonade schmeckte, wenn man doch auch gleich Limonade trinken
konnte.
Dieser Wein jedoch war voll und weich. Vielleicht, nahm
sie sich vor, würde sie ihre Erfahrungen mit Wein einmal in diese Richtung
ausweiten.
»Also, was tut ihr beiden noch hier?«, fragte sie
schlieÃlich.
»Reden, Wein trinken?«, kam die rhetorische Frage
zurück.
Es klang von Tom ausgesprochen schon beinahe grotesk.
Er war niemand, der sich mit anderen Leuten zusammensetzte, um zu reden. Wenn
jemand zu ihm kam, dann vielleicht. Aber Reden war nichts, das Tom Truska
einfach bloà zum Zeitvertreib tat.
»Ach, na klar«, meinte Lara und setzte ein
vielsagendes Grinsen auf. »Entschuldige bitte, dass ich diese Angewohnheit von
dir ansonsten wohl einfach noch nicht bemerkt habe.«
»Es ist keine
Angewohnheit, boshafte kleine Schlüsselmacherin«, verteidigte Tom sich, jedoch
ohne sich dabei zu ereifern. »Bloà darf ich dich daran erinnern, dass wir hier
weit weg von meinen sonstigen Beschäftigungen um diese
Tageszeit sind?«
»Weit weg von einem Bett zum Schlafen?«, bohrte Lara
nach.
»Was mich wiederum zu der Frage bringt, was du eigentlich um diese Uhrzeit hier tust?«
Ups, erwischt. Na klar, wer solche Fragen stellte,
musste auch mit Gegenfragen rechnen. Sie schalt sich selbst einen Dummkopf.
Dennoch musste sie jetzt wohl oder übel damit herausrücken.
Und so erzählte sie den beiden von dem langen Abend
mit Robina und vor allem Patrick Davenport.
»Und du fragst uns also, was wir hier tun?«, amüsierte
sich Geneva. »Aber sag mal, dieser Patrick Davenport, ist das zufällig ein
Verwandter des Bibliothekars aus Ravinia?«
Lara zuckte mit den Schultern.
»Er sagte etwas von einem Bruder und davon, dass sein
Vater nicht mehr lebte. Da sie beide geerbt haben, denke ich, dass es auch
keine Mutter mehr gibt.«
Wie unheimlich das aus einem gewissen Blickwinkel
betrachtet war, stellte sie erst fest, als sie diese Worte von sich gab. Ein
alter Mann hatte ihr einmal etwas über Ravinia erzählt, als â
»Die Stadt der Waisen«, murmelte Tom wie zur
Bestätigung.
»Was?«
Geneva schüttelte irritiert den Kopf.
» Die Stadt der Waisen ist
eine Phrase von Alistor Sullivan.«
»Hast du uns damals auf der Parkbank belauscht?«,
verlangte Lara mit einem Anflug von Empörung zu wissen.
Tom verneinte.
»Aber der alte Mann bindet das jedem auf die Nase.
Genauso wie seine These von der Stadt der alten Meister .«
»Aber es sind nicht nur Waisen in Ravinia«, stellte
Geneva fest. »Ich zum Beispiel bin keine.«
»Natürlich nicht«, ergänzte Tom. »Auch sind lange
nicht alle Meister alte Leute â ich zum Beispiel nicht. Was Alistor damit
meint, ist wohl, dass es einen erstaunlich hohen Anteil an Waisen und alten
Meistern in Ravinia gibt.«
»Hm«, meinte Lara. »Das zumindest steht auÃer Frage.
Aber jetzt erzählt doch mal, was hier bei den Bastianis den ganzen Abend lang
los war.«
Geneva und Tom warfen sich einen bedeutungsschweren
Blick zu.
»Ganz ehrlich«, hob die Nachtwächterin an, »die haben
die ganze Zeit gestritten. Entweder darüber, wie erwünscht wir aus Ravinia hier
unten sind, oder darüber, welcher der anderen Clans sicherlich die Schuld an
dem Problem hat, das uns letztendlich hergeführt hat.«
»Die mechanischenââ¦Â«, Lara suchte nach einem Wort,
»â¦âViecher?«
Nachtwächterin und Schlüsselmachermeister nickten
unisono.
»Was wir rausbekommen
haben ist, dass das Ganze schon vor mehreren Monaten begonnen hat. Es gibt
kleine, garstige mechanische Tiere, die den Zugang zu den sogenannten Tiefsten Tunneln versperren. Sie lassen einfach niemanden durch.«
»Na und? So ein paar Tiere sollten doch nicht das
Problem sein für die Mondleute.«
»Wenn es denn nur ein paar Tierewären«, gab Tom zu bedenken. »Denn offenbar sind es eine ganze
Menge. Und weniger scheinen es auch nicht zu werden. Nur,
Weitere Kostenlose Bücher