Epicordia
im
Rondell und beim ausgebildeteren Personal um.«
Einen Moment lang sagte niemand von beiden etwas. Es
ärgerte Lee, dass er nicht helfen konnte â ihn nervte seine Unzulänglichkeit.
Oder zumindest seine fehlende Fantasie, was MaâHaraz wohl mit den entführten
Leuten tun könnte.
»Mr Falter?«
»Ja?«
»Was haben die Skinners mit MaâHaraz zu schaffen?«
»Gute Frage, Junge. Aber das Ganze da eben wirkte
nicht unbedingt wie das perfekt geplante Verbrechen.«
»Sie meinen, MaâHaraz und die Skinners könnten
zufällig zur selben Zeit am selben Ort gewesen sein?«
»AuszuschlieÃen ist es jedenfalls nicht.«
»Aber warum hilft er ihnen dann?«
»Auch das müssen wir herausfinden.«
Beide grübelten erneut für eine Weile vor sich hin.
»Und was, wenn MaâHaraz die Auftritte der Skinners nur
für sich genutzt hat, um in dem Trubel unerkannt handeln zu können?«
»Guter Punkt, Junge. Aber wieso sind die Harlekine
dann vor uns weggerannt?«
»Vielleicht haben Sie ihnen Angst gemacht.«
»Panikreaktion«, grübelte Falter vor sich hin. »Schon
möglich. Trotzdem ist es ja eine Tatsache, dass die Harlekine getürmt sind. Das kann Panik sein. Muss es
aber nicht.«
Lee nickte. Irgendwie schmeckte ihm das ganz und gar
nicht, obwohl er den Gedankengang des Kommissars gut nachvollziehen konnte.
»Was wäre«, fragte Lee plötzlich einfach ins Blaue
hinein, »wenn Roland Winter noch lebte?«
Kommissar Falter blickte den jungen Wahrsager
erschrocken an. Ihm war anzusehen, dass ihm Lees Worte einen wahren Schauder
über den Rücken jagten.
SchlieÃlich schüttelte er aber den Kopf.
»Unsinn«, brummte er.
»Warum?«, fragte Lee. »Was sollte MaâHaraz sonst vorhaben? Ravinia ist doch viel zu gefährlich für ihn.
Hier gibt es die Nachtwächter, mit denen nicht zu spaÃen ist. Hier gibt
es das Kommissariat. Und auÃerdem gibt es hier auch genug andere talentierte
Stadtbewohner, die ihm sicherlich gerne die ein oder andere Kopfnuss verpassen
würden.
Es muss ihn doch etwas
antreiben, hierher zurückzukehren. Inkognito, wohlgemerkt.
Und Roland Winter â der ja über extreme Macht verfügt â als Gönner zu haben,
wäre schon ein starker Beweggrund.«
»Aber Winter müsste lange tot sein«, stöhnte Falter.
»Ja klar. Aber das haben schon einmal eine ganze Menge
Leute gedacht. Und auÃerdem hat MaâHaraz schon einmal erheblichen Aufwand bei
Winters Wiederauferstehung betrieben. Mit einer gefrorenen Melodie geht es
diesmal nicht, denn derjenige, von dem sie stammte, lebt nicht mehr.
Möglicherweise hat er einen anderen Weg entdeckt. Und vielleicht bekommt er von
den Entführten etwas, das ihm dabei hilft.«
Für einen Augenblick schwiegen sie, nachdem Lee
geendet hatte, verdauten den unangenehmen Gedankengang.
Dann meinte Falter sehr entschieden: »Nein! Das glaube
ich nicht.«
»Warum nicht? Klingt bitter, aber nicht unlogisch,
oder?«
»Junge, ich habe Roland Winter gesehen, dort auf dem
Friedhof.«
Kommissar Falter war aus seinem Stuhl hochgefahren und
der erschrockene Spot war auf den Schreibtisch gesprungen.
»Glaub mir, er war ein Wrack, kurz vor dem Ende. Er
lag im Sterben.«
Spot kläffte auf dem Tisch wie zur Bekräftigung.
Falter lieà sich wieder hinter seinen Schreibtisch
sinken.
»Entschuldigung«, murmelte Falter. »Irgendwie hat es
mich gepackt.«
»Ich kann Sie ja verstehen«, gab Lee zu. »Aber was
ist, wenn doch? Sie haben doch selbst gesagt, dass in dieser Stadt alles
möglich ist. Und ja, Winter lag im Sterben: Aber haben Sie gesehen, dass er wirklich tot ist?«
»Unangenehme Vorstellung«,
betonte Falter. »Höchst unangenehm.«
Der Kommissar spielte
nervös an seinem buschigen Schnauzbart herum.
»Aber ich fürchte, dass ich das wohl zur Diskussion
stellen muss. Oder?«
Wieder schwiegen beide. Lee grübelte verzweifelt
darüber nach, was MaâHaraz wohl planen könnte. Da schwang plötzlich die Tür auf
und ein jüngerer Kommissar stürmte herein, völlig auÃer Atem. Spot bellte ihn
lautstark an.
»Mr Falter«, rief der junge Kommissar über den Lärm
hinweg. Mit seinen hochgekrempelten Hemdsärmeln und den Hosenträgern sah er ein
wenig aus wie die Karikatur eines Börsenbrokers. »Mr
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