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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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unter seinem hochgeschobenen
Hosenbein hervor. Damit näherte er sich Lee und –
    Ein Knall ertönte und
Ma’Haraz wurde erneut von den Füßen gerissen. Sein Amulett und das Messer
flogen durch die Gasse.
    Â»Lee«, hörte der junge Amerikaner Falters Stimme, und
Spots Kläffen mischte sich unter das Getrappel von Füßen.
    Ma’Haraz fluchte, drehte sich um und rannte in die
andere Richtung davon. Zwei weitere Schüsse ertönten, schlugen aber in die
umliegenden Sandsteinwände und Fensterläden ein, dann war Ma’Haraz um eine Ecke
verschwunden.
    Lee kam langsam hoch, auch er torkelte ein wenig.
    Â»Lee«, Kommissar Falter kam neben ihm zum Stehen.
»Spinnst du, Junge?«
    Lee bemühte sich, ihn nicht anzusehen. Doch Falter gab
ihm keine Chance dazu.
    Â»Schnell«, drängte Falter. »Wir müssen hier
schleunigst weg. Die Israelis reagieren mehr als empfindlich, was Explosionen
und Schüsse in dieser Stadt angeht.
    Â»Aber es gab keine Explosionen«, murmelte Lee.
    Â»Völlig egal, diese Lichtviecher sind Furcht
einflößend genug. Hey, was machst du da?«
    Falter hatte ihn bei der Hand mit sich fortziehen
wollen, aber Lee hatte sich losgerissen und suchte den Boden der von Laternen beleuchteten
Gasse ab. Schließlich fand er, was er suchte. Vorsichtig umhüllte er die
nachtschwarze Kugel mit seiner Jacke und steckte sie zusammen mit Ma’Haraz’
Amulett in seine Tasche.
    Â»Jetzt aber schnell«, drängte Falter und zusammen
verließen sie ihre sandsteinfarbene Umgebung durch die nächstbeste Tür nach
Ravinia.

    Gefühle waren wie ein Sturm.
    Ein Sturm in der Welt. Um einen herum. Vor den eigenen
Augen. Ein Sturm selbst in der Kaffeetasse, die vor Lee auf dem Tisch stand und
deren verheißungsvoller Duft ihn nicht im Mindesten tangierte.
    Eine ganze Weile hatte er zitternd in eine Decke
gehüllt auf dem Bürostuhl gesessen, bevor Hermann Falter erneut den Raum
betreten hatte, dicht gefolgt von Spot.
    Â»Woher wusstet ihr das von den Skinners?«, platze Lee
heraus.
    Der Kommissar hob überrascht die Augenbrauen, setzte
sich jedoch erst mal an seinen Schreibtisch.
    Â»Woher wir wissen, dass die Skinners Leute entführen?«
    Lee nickte.
    Â»Hm …«
    Falter fixierte ihn.
    Â»Ich denke, das kann dir erst einmal egal sein. Was
zum Geier sollte diese Aktion vorhin?«
    Â»Hey!«, protestierte Lee. »Immerhin hab ich Ma’Haraz
gestellt.«
    Â»Hast du nicht. Oder siehst du ihn hier irgendwo?«
    Da hatte der Kommissar recht. Lee hatte sich zwar
einen Schlagabtausch mit einem ekelhaft mächtigen Wahrsager geliefert – aber
eigentlich war es nur seinem Glück zu verdanken, dass er noch lebte.
    Â»Lass diesen temperamentvollen Blödsinn in Zukunft,
hast du verstanden?«
    Der Boden wirkte geradezu wie ein Magnet für Lees
Blicke. Er nickte stumm.
    Â»Was soll’s«, winkte
Falter ab. »Irgendwie ist alles ja noch so gerade eben gut gegangen. Ich habe
nur ehrlich gesagt keine Lust, auch noch spätpubertäre Lehrlinge zu
beaufsichtigen.«
    Lee fühlte sich immer noch nicht an der Reihe,
irgendetwas zu sagen. Immerhin war das ganz große Donnerwetter bisher ja
ausgeblieben. Das würde sich aber möglicherweise ändern, wenn Berrie von dem
Vorfall erfuhr.
    Â»Aber nun etwas anderes«, wechselte Falter das Thema.
    Jetzt erst sah Lee auf. Ein kleiner Hoffnungsschimmer,
dass dieser Tag nicht in der ganz großen Depression enden würde, schien sich
anzubahnen.
    Â»Du bist doch Wahrsager-Lehrling, oder?«, erkundigte
Falter sich überflüssigerweise.
    Lee nickte vorsichtig.
    Â»Dann kannst du mir vielleicht verraten, warum jemand
wie dieser Ma’Haraz Leute entführt und sie kurze Zeit später wieder freilässt?
Ohne Erinnerungen?«
    Lee grübelte. Erinnerte sich an die Zeitungsberichte,
die er über die eigenartigen Entführungen gelesen hatte.
    Â»Sie meinen also, dass Ma’Haraz der Entführer ist?«
    Â»Sieht wohl ganz so aus«, bestätigte Falter ihm. Spot
nahm einige kurze Trippelschritte Anlauf und hopste dem Kommissar auf den
Schoß.
    Lee überlegte kurz. Schließlich schüttelte er den
Kopf.
    Â»Spontan fällt mir nichts ein«, gestand er.
    Falter seufzte.
    Â»Das macht nichts. War ja auch nur so eine Idee,
jemanden vom Fach zu befragen. Vielleicht hör ich mich dann mal bei euch

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