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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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mächtig wie
derjenige, den Ma’Haraz eben noch in Ravinia entfesselt hatte, aber die
Druckwelle reichte aus, um ihn stolpern zu lassen. Er überschlug sich und
stürzte der Länge nach hin.
    Um Ma’Haraz tobte das Chaos. Die wenigen Leute in der
Gasse ergriffen panisch die Flucht, während der Lichtgeist sich in eine nahe
Straßenlaterne verzog.
    Lee stürzte sich auf
Ma’Haraz. Doch der düstere Wahrsager hob die Arme zum Schutz, wehrte Lees
Fäuste ab und wälzte ihn von sich herunter. Lee rollte sich ab und kam auf die
Beine, nur um wieder nach Ma’Haraz zu treten. Der jedoch wich geschickt zur
Seite aus, um den vor Wut fast blinden Amerikaner ins Leere laufen zu lassen.
    Lee fuhr herum und funkelte Ma’Haraz aus
zusammengekniffenen Augen an.
    Â»Du entkommst mir nicht«, grollte er, während sie sich
langsam, lauernd umkreisten. »Nicht jetzt!«
    Â»Du bist ein Wahrsager geworden«, stellte Ma’Haraz
anerkennend fest, während er seine zerzausten und verschwitzten
Korkenzieherlocken aus dem Gesicht wischte. Lee dachte, dass sein Gegenüber mit
Jeans und schwarzem Kapuzenpullover eine nicht annähernd so bedrohliche Aura
besaß wie mit seiner wallenden, schwarzen und von Klunkern und Talismanen
übersäten Kleidung, die er bei ihren letzten Begegnungen getragen hatte.
    Â»Bei wem bist du in der Lehre?«, fragte Ma’Haraz.
    Â»Das interessiert Sie doch
einen Dreck«, spie Lee aus. »Sagen Sie mir lieber, was Sie mit den Skinners zu tun haben.«
    Â»Ach«, Ma’Haraz winkte ab, er sprach fast im
Plauderton. »Sagen wir mal, die beiden haben mir einen netten Dienst erwiesen.
Aber dieser dämliche Kommissar hat natürlich alles vermasselt.«
    Lee zog vorsichtig einen Flakon aus seiner Tasche
hervor.
    Â»Hey Mann«, meinte Ma’Haraz. »Du glaubst doch nicht
ernsthaft, dass du dich mit mir duellieren kannst? Mit mir ?
Mit Meister Ma’Haraz?«
    Als Antwort warf Lee den Flakon vor Ma’Haraz’ Füße. Es
klirrte, blitzte und Lee wurde nach hinten geschleudert. Ma’Haraz jedoch ging
nur in die Knie. Er hielt ein Amulett mit einem riesigen Edelstein schützend
vor sich und der Lichtgeist flog auf den
Stein zu und verschwand. Lee versuchte, sich seine Überraschung nicht
anmerken zu lassen. In dieser Geschwindigkeit hatte er noch niemanden einen
Lichtgeist einfangen sehen. Lee griff erneut in seine Tasche.
    Â»Lass es sein!«, rief Ma’Haraz. »Was glaubst du denn,
wer du bist?«
    Lee schnaubte und kam auf die Beine.
    Ma’Haraz hielt das Amulett immer noch in einer Hand,
sodass Lee einen Blick darauf erhaschen konnte.
    Â»Ich lasse deinen eigenen Lichtgeist auf dich los,
wenn du es versuchst. Was hältst du davon?«
    Und Lee sah ein, das Ma’Haraz ihm einiges voraushatte.
Doch noch gab er nicht auf.
    Blitzschnell rollte er die nachtschwarze Kugel zu dem
dunklen Meister.
    Und es funktionierte. Ma’Haraz entließ seinen
Lichtgeist wieder, ohne jedoch darauf zu achten, dass Lee es nicht ebenfalls
mit einem weiteren Geist versucht hatte. Ma’Haraz’ Geist schoss direkt in die
nachtschwarze Kugel, die wild hin- und herzuckte. Der düstere Wahrsager griff
sich an die Schläfen und ging vor Überraschung in die Knie. Die Kugel saugte an
ihm, an seiner Seele oder seinem Verstand. Es schien beinahe wie ein Luftstrom,
der an Ma’Haraz Konturen zehrte. Mit vor Schmerz und Entsetzen verzerrtem
Gesicht fiel er vollends zu Boden, schaffte es jedoch im letzten Moment noch,
der Kugel einen Tritt zu verpassen, sodass sie über das Pflaster an den Rand
der Gasse kullerte.
    Stöhnend rappelte er sich
hoch, stützte sich an einer Hauswand ab, aber Lee trat ihm nun seinerseits in
die Rippen. Ma’Haraz zuckte zusammen, rutschte keuchend die Wand wieder
hinunter, schaffte es irgendwie dennoch, Lee die Beine wegzufegen. Der junge
Amerikaner fiel, stürzte auf die Schulter und ein stechender Schmerz
durchzuckte ihn.
    Â»Das war –«, stieß Ma’Haraz atemlos hervor,
»beeindruckend, junger Freund. Höchst – beeindruckend.«
    Lee rollte sich weg und stöhnte auf, als seine
Schulter erneut heftig schmerzte. Sein Gegenüber hatte sich mittlerweile wieder
aufgerichtet, etwas wackelig zwar, aber er stand.
    Â»Ich sollte dich umbringen«, keuchte er und starrte
Lee bösartig an. »Einfach umbringen.«
    Er holte ein Armeemesser

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