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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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herumschnüffeln lassen?«
    Â»Aber genau das tun sie ja überhaupt nicht«, empörte
Myra Jones sich nun.
    Â»Ich glaube«, überlegte Tom, »dass die Dinge zu
verfahren sind und gar nichts passieren wird, wenn wir nicht
das Heft in die Hand nehmen. Gehen wir also zu Mama Zamora.«
    Insgeheim war Lara heilfroh über diesen Vorschlag,
denn auch ihr schlug die eigenartige Höhlenwelt immer mehr aufs Gemüt. Auch
wenn sie natürlich das Kribbeln im Bauch genoss, wenn sie mit Patrick zusammen
war.
    Â»Ich kümmere mich darum«, fuhr Tom schließlich fort.
»Und Lara kommt mit. Unsere Arbeit in Epicordia ist ja fürs Erste getan.«
    Genevas Gesicht blieb eine Maske. Natürlich – ihr konnte Toms Vorschlag nicht gefallen.
    Â»Und wie wollt ihr hier wegkommen? Ich meine, die
lassen einen so ungern rein, dann kommt man bestimmt nicht so einfach wieder
hinaus.«
    Â»Und außerdem«, ergänzte Patrick, »sind die
Schlüssellöcher hier nicht dieselben wie in Ravinia. Ich hab’s auch schon
probiert, einfach nur, um noch schnell ein paar Sachen zu holen oder
einzukaufen. Die benutzen ein anderes Schlüsselsystem.«
    Doch Lara, die in den letzten Jahren gelernt hatte, in
dem Gesicht Tom Truskas doch das ein oder andere zu lesen, merkte sofort, dass
ihr Meister zu diesem Punkt schon längst eine Lösung parat hatte.
    Er zog etwas aus der
Tasche. Es hatte die Größe einer Batterie und glänzte metallisch im Licht, das
durch die Fenster fiel.
    Natürlich, dachte Lara. Ein Schloss.
    Â»Wenn die Schlösser nicht die richtigen sind«, meinte
Tom, »dann muss man eben eigene mitbringen.«
    Und dann zwinkerte er, wie es der alte Baltasar
Quibbes stets getan hatte.

    Â»Ich komme mit.«
    Patricks Worte ließen Laras Herz einen Takt schneller
schlagen.
    Â»Darf ich fragen, warum?«, fragte Tom.
    Patrick zuckte mit den Schultern, ganz so, wie es
seiner Natur entsprach.
    Â»Ich denke, ich muss auch mal wieder raus«, gestand er
schließlich. »Zumindest für eine Weile.«
    Ein Lächeln umspielte Laras Lippen und sie verkniff
sich eine Antwort. Jedoch wunderte sie sich, dass von niemandem ein Einwand
dagegen erhoben wurde. Zumindest von Tom hätte sie ein abfälliges Brummen oder
etwas ähnlich erwartet, aber ganz offensichtlich war Tom mit den Gedanken ganz
woanders.
    Es hatte etwa eine halbe Stunde gedauert, bis er das
Schloss an der Tür zur Laube ausgewechselt hatte. Geneva hatte er die nötigen
Handgriffe gezeigt, um es wieder zu entfernen, sobald sie sich in aller
Heimlichkeit davongestohlen hatten.
    Â»Patrick mag recht haben«, hatte er ihr erklärt. »Wenn
die Mondleute zu früh entdecken, dass wir uns aus dem Staub gemacht haben,
bekommt ihr bloß Ärger.«
    Sie hatten sich für den nächsten Abend im Haus der
Kreidefrau im Rondell verabredet.
    Â»Bis dahin dürften wir
alles Nötige erledigt haben«, resümierte Tom. »Francesco kann uns dann wieder
hineinlassen.«
    Â»Na, der wird begeistert sein«, Geneva verdrehte die
Augen.
    Â»Er wollte, dass wir die Sache in die Hand nehmen,
also muss er auch damit leben, wie wir arbeiten.«
    Das war typisch Tom. Pragmatisch bis zuletzt. Trotzdem
wirkte er auf Lara beinahe beängstigend agil mit seinem verletzten Rücken.
    Â»Seht einfach zu, dass Francesco zur richtigen Zeit am
richtigen Ort ist«, schloss Tom.
    Um kein Aufsehen zu erregen, hatten er und Lara darauf
verzichtet, ihre Sachen aus der Villa der Bastianis zu holen. Lediglich Patrick
packte einen kleinen Rucksack mit Wäsche sowie einen Kulturbeutel.
    Der Gettoblaster
spielte währenddessen Oasis: Now you
understand that this is not the promised land they spoke of .
    Wie überaus passend.
    Wenn Lara daran dachte, was es mit einer menschlichen
Seele wohl über kurz oder lang anstellen musste, ohne jeglichen Kontakt zur
Oberwelt in den Höhlen von Epicordia zu verweilen, lief es ihr kalt den Rücken
hinunter.
    Schließlich war Tom fertig
und steckte einen Schlüssel in das Schloss, drehte ihn und schwang die Tür der
Laube auf. Geneva hob eine Hand zum Abschied.

    Die Magie Ravinias nahm Lara immer noch den
Atem.
    Sommerliche Wärme schlug ihr ins Gesicht. Mediterran
und leicht staubig roch es und nach Lebensfreude.
    Sie traten durch die Tür, sodass Tom sie hinter ihnen
schließen konnte. Eine enge Straße, bevölkert von Menschenmassen,

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