Episode IV - Eine Neue Hoffnung
keineswegs ungeheuerlich. Artoo runzelte innerlich die Stirn, als er die Optik überprüfte und sein Inneres wieder in Betrieb nahm.
Das Monster sah einem alten Mann sehr ähnlich. Er trug einen abgenutzten Umhang und wallende Gewänder, behängt mit ein paar kleinen Gurten, Säcken und unkenntlichen Instrumenten. Artoo suchte die Spur des Menschen ab, entdeckte aber kein Anzeichen für einen ihm folgenden Alptraum. Der Mann wirkte auch nicht bedroht. Eigentlich sieht er vergnügt aus, dachte Artoo.
Es war unmöglich, festzustellen, wo die Kleidung des seltsamen Ankömmlings aufhörte und seine Haut begann. Das alte Gesicht ging in den sandbedeckten Stoff über, und sein Bart schien nur eine Fortsetzung der losen Falten auf seiner Brust zu sein.
Andeutungen eines extremen Klimas von anderer Art als in der Wüste, nämlich von äußerster Kälte und Feuchtigkeit, waren in das faltige Gesicht gegraben. Ein Haken von Nase, wie ein Felsvorsprung, ragte aus einem Gewirr von Falten und Narben heraus. Die Augen daneben waren von flüssigem Kristallazur. Der Mann lächelte durch Sand und Staub und Bart und kniff beim Anblick der regungslosen Gestalt neben dem Landgleiter die Augen zusammen.
Überzeugt davon, daß die Sandleute Opfer einer akustischen Täuschung geworden waren – wobei er einfach unberücksichtigt ließ, daß er selbst sie auch wahrgenommen hatte – und gleichermaßen davon überzeugt, daß dieser Fremde Luke nichts Böses wollte, schob sich Artoo ein wenig vor, um besser sehen zu können. Das Geräusch eines kleinen Steins, den er verschoben hatte, war für seine elektronischen Sensoren kaum wahrnehmbar, aber der Mann fuhr herum, als sei er angeschossen worden. Er starrte direkt in Artoos Nische, immer noch sanft lächelnd.
»Hallo«, rief er mit tiefer, überraschend fröhlicher Stimme. »Komm her, mein kleiner Freund. Kein Grund, Angst zu haben.«
In dieser Stimme war etwas Aufrichtiges und Beruhigendes. Außerdem war die Verbindung selbst mit einem unbekannten Menschen der Isolierung in dieser Wüstenei vorzuziehen. Artoo watschelte hinaus in den Sonnenschein und ging hinüber zu der Stelle, wo Luke am Boden lag. Der faßartige Körper des Roboters beugte sich vor, und er untersuchte die schlaffe Gestalt. Aus seinem Inneren drangen Pfiffe und besorgte Pieplaute.
Der alte Mann trat hinzu, bückte sich und berührte Lukes Stirn und Schläfe. Nach kurzer Zeit regte sich der Bewußtlose und lallte wie ein träumender Schläfer.
»Keine Sorge«, sagte der Mensch zu Artoo, »er wird in Ordnung sein.«
Wie um diese Meinung zu bestätigen, blinzelte Luke, starrte verständnislos nach oben und murmelte: »Was ist passiert?«
»Nur Ruhe, mein Sohn«, sagte der Mann und ging in die Hocke. »Sie haben einen anstrengenden Tag hinter sich.« Wieder blitzte das jungenhafte Grinsen auf. »Sie haben ein Riesenglück, daß Ihr Kopf noch da ist, wo er hingehört.«
Luke schaute sich um und richtete dann den Blick auf das alte Gesicht über ihm. Das Wiedererkennen leistete Wunder der Regeneration für seine Verfassung.
»Ben-Sie müssen es sein!« Eine plötzliche Erinnerung veranlaßte ihn, sich ängstlich umzublicken, aber von Sandleuten war keine Spur mehr zu sehen. Langsam setzte er sich auf. »Ben Kenobi… bin ich froh, Sie zu treffen!«
Der alte Mann stand auf und ließ den Blick über den Canyonboden und den gewellten Randkamm schweifen. Ein Fuß scharrte im Sand.
»Die Jundland-Wüsten darf man nicht leichthin durchqueren. Es ist der irregeleitete Reisende, der die Gastfreundschaft der Tusken anlockt.« Sein Blick kehrte zum Patienten zurück. »Sagen Sie, junger Mann, was führt Sie so weit ins Nichts hinaus?«
Luke zeigte auf Artoo Detoo.
»Der kleine Roboter da. Ich dachte zuerst, er sei verrückt geworden, als er behauptete, nach einem früheren Inhaber zu suchen. Jetzt glaube ich das nicht mehr. Ich habe noch nie eine solche Treue bei einem Roboter gesehen – ob irregeleitet oder nicht. Man kann ihn offenbar nicht aufhalten; er hat sich sogar dazu hinreißen lassen, mich hereinzulegen.« Luke schaute nach oben. »Er behauptet, Eigentum von jemandem zu sein, der Obi-Wan Kenobi heißt.« Luke paßte genau auf, aber der Mann zeigte keine Reaktion. »Ist das ein Verwandter von Ihnen? Mein Onkel glaubt, daß es ihn wirklich gegeben hat. Oder ist das nur ein unwichtiges Stück wirrer Information, das versehentlich in seine Leistungsspeicher geraten ist?«
Ein nachdenkliches Stirnrunzeln
Weitere Kostenlose Bücher