Episode IV - Eine Neue Hoffnung
korrupten Kaisern zu helfen. Als die Jedi-Ritter aufgelöst, zerstreut oder tot waren, gab es für Vader nur noch wenige Gegner. Heute sind sie praktisch ausgestorben.« Ein unergründlicher Ausdruck huschte über Kenobis Gesicht. »In vieler Beziehung waren sie zu gut, zu vertrauensvoll. Sie setzten zuviel Vertrauen in die Stabilität der Republik und begriffen nicht, daß der Körper zwar gesund sein mochte, der Kopf aber erkrankte und schwach wurde und Manipulationen zugänglich war, deren sich der Kaiser bediente.
Ich wüßte gern, was Vader eigentlich wollte. Manchmal habe ich das Gefühl, er wartet nur ab und bereitet sich auf eine unbegreifliche Scheußlichkeit vor. Dessen ist fähig ein Mensch, der die Kraft beherrscht und von ihrer dunklen Seite verzehrt wird.«
Lukes Gesicht verzerrte sich vor Verwirrung.
»Eine Kraft? Das ist das zweitemal, daß Sie den Ausdruck erwähnen.«
Kenobi nickte.
»Manchmal vergesse ich, vor wem ich so dahinrede. Sagen wir einfach, die Kraft ist etwas, mit der ein Jedi sich einlassen muß. Sie ist zwar nie zureichend erklärt worden, aber manche Wissenschaftler haben die Theorie aufgestellt, sie sei ein von Lebewesen erzeugtes Energiefeld. Die frühen Menschen haben ihr Vorhandensein vermutet, blieben aber Jahrtausende unwissend, was ihr Potential anging.
Nur bestimmte Einzelne konnten die Kraft erkennen als das, was sie war. Sie wurden aber unbarmherzig etikettiert: Scharlatane, Schwindler, Mystiker – und Schlimmeres. Noch weniger Menschen konnten sie anwenden. Da sie meist außerhalb ihrer primitiven Steuerung stand, war sie häufig zu mächtig für sie. Sie wurden von ihren Zeitgenossen mißverstanden – und Schlimmeres.« Kenobi machte mit beiden Armen eine weit ausholende Geste. »Die Kraft umgibt jeden einzelnen von uns. Manche glauben, daß sie unsere Handlungen bestimmt, und nicht umgekehrt. Das Wissen über die Kraft, und wie sie zu handhaben sei, war es, die dem Jedi seine besondere Macht verlieh.« Die Arme sanken herunter, und Kenobi starrte Luke an, bis der junge Mann verlegen mit den Füßen scharrte. Als der alte Mann weitersprach, geschah das in einem so lebhaften, jugendlichen Ton, daß Luke unwillkürlich zusammenzuckte. »Auch Sie müssen die Wege der Kraft lernen, Luke – wenn Sie mit mir nach Alderaan gehen wollen.«
»Alderaan!« Luke sprang auf und sah Kenobi verwirrt an. »Ich gehe nicht nach Alderaan. Ich weiß nicht einmal, wo Alderaan ist.« Verdunster, Androiden, Ernten… plötzlich schien die Umgebung sich um ihn zusammenzuschließen, und die vorher nur interessanten Möbelstücke und fremden Gegenstände wirkten jetzt eine Spur furchterregend. Er schaute sich um und versuchte dem durchdringenden Blick Ben Kenobis zu entgehen… des alten Ben… verrückten Ben… General Obi-Wan… »Ich muß nach Hause«, murmelte er undeutlich. »Es ist spät. Ich bin ohnehin dran.« Ein Gedanke kam ihm plötzlich, und er wies auf den regungslosen Artoo Detoo. »Den Roboter können Sie behalten. Er scheint das zu wollen. Mir fällt schon etwas ein, was ich meinem Onkel sage – hoffentlich«, fügte er verloren hinzu.
»Ich brauche Ihre Hilfe, Luke«, erklärte Kenobi unbeirrbar. »Ich werde zu alt für derlei Dinge. Ich kann mich nicht mehr darauf verlassen, daß ich das auf meine Art richtig zu Ende führe. Der Auftrag ist viel zu wichtig.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf Artoo Detoo. »Sie haben die Botschaft gehört und gesehen.«
»Aber… auf so etwas kann ich mich nicht einlassen«, wandte Luke ein. »Ich muß arbeiten, wir müssen die Ernte einbringen – auch wenn Onkel Owen vielleicht doch einmal nachgeben und ein paar Hilfskräfte einstellen möchte. Oder wenigstens eine. Aber ich kann nichts tun. Nicht jetzt. Außerdem ist das alles so weit von hier. Das Ganze geht mich ja wirklich nichts an.«
»Das hört sich an, als rede Ihr Onkel«, sagte Kenobi.
»Oh! Mein Onkel Owen… Wie soll ich ihm das alles erklären?«
Der alte Mann unterdrückte ein Lächeln, weil er wußte, daß Lukes Schicksal schon vorausbestimmt war. Er hatte sich entschieden, schon bevor Luke von der Art des Todes seines Vaters erfahren hatte. Es hatte festgestanden, bevor er die ganze Botschaft gehört hatte. Es war in der Natur der Dinge geregelt worden, als er zum erstenmal das flehende Bild der schönen Senatorin Organa gesehen hatte, unsicher projiziert von dem kleinen Roboter. Kenobi zuckte innerlich die Achseln. Vermutlich war es sogar schon festgelegt
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