Episode VI - Die Rückkehr der Jedi-Ritter
ohne Hemmung.
»Dann weißt du auch, daß ich zu ihm gehen muß.«
Sie trat ein wenig zurück. Ihr Gesicht glühte, ihr Denken war im Fieber.
»Nein, Luke. Lauf fort, weit fort. Wenn er deine Anwesenheit spüren kann, dann geh fort von hier.« Sie hielt seine Hände fest und legte ihr Gesicht an seine Brust. »Wenn ich nur mit dir gehen könnte.«
Er streichelte ihren Hinterkopf.
»Das wünschst du dir gar nicht. Du hast nie gezaudert. Auch wenn Han, die anderen und ich zu zweifeln begannen, du bist immer stark gewesen. Du hast dich von deiner Verantwortung nie abgewandt. Ich kann das von mir nicht behaupten.« Er dachte an seine überstürzte Flucht von Dagobah. Er war davongestürzt, um alles zu riskieren, bevor seine Ausbildung abgeschlossen war, und hatte deshalb beinahe alles zerstört. Er blickte hinunter auf die schwarze Kunsthand, die er dafür vorzuweisen hatte. Wie vieles noch würde seiner Schwäche zum Opfer fallen?
»Nun«, sagte er mit erstickter Stimme, »wir werden beide unsere Bestimmung erfüllen.«
»Luke, warum? Aus welchem Grund mußt du dich ihm stellen?«
Er dachte an all die Gründe - siegen, unterliegen, sich anschließen, sich wehren, töten, weinen, davongehen, anklagen, nach dem Grund fragen, verzeihen, nicht verzeihen, sterben -wußte aber, daß es am Ende nur einen einzigen Grund gab, jetzt und immer.
»Es ist Gutes in ihm. Ich habe es gespürt. Er wird mich nicht dem Kaiser übergeben. Ich kann ihn retten, kann ihn wieder auf die gute Seite herüberziehen.« Sein Blick wurde unruhig, gehetzt von Zweifeln und Leidenschaften. »Ich muß es versuchen, Leia. Er ist unser Vater.«
Sie hielten sich aneinander fest. Die Tränen liefen ihr lautlos übers Gesicht.
»Leb wohl, liebe Schwester - ich habe dich gefunden und schon wieder verloren. Leb wohl, liebe, süße Leia.«
Sie weinte nun hemmungslos, beide taten es, als Luke sie von sich wegschob und langsam auf dem Brettergang zurückwich. Er verschwand in der Dunkelheit der Baumhöhle, die zum Dorf hinausführte.
Leia sah ihm weinend nach. Sie ließ ihren Gefühlen freien Lauf, versuchte nicht, die Tränen zu unterdrücken, versuchte vielmehr, sie zu fühlen, die Quelle zu erspüren, aus der sie kamen, den Weg, den sie nahmen, die dunklen Ecken, die sie auswuschen.
Erinnerungen durchströmten sie jetzt, Andeutungen, Mutmaßungen, halb wahrgenommenes Flüstern, wenn man sie im Schlaf glaubte. Luke ihr Bruder! Und Vader ihr Vater. Es war zuviel auf einmal, niemand konnte so etwas rasch verdauen.
Sie weinte und zitterte und wimmerte, als plötzlich von hinten Han herantrat und sie umarmte. Er hatte nach ihr gesucht und ihre Stimme gehört, war gerade noch rechtzeitig gekommen, um Luke gehen zu sehen - aber erst jetzt, als Leia bei seiner Berührung aufschrak und er sie herumdrehte, wurde ihm klar, daß sie schluchzte.
Sein schiefes Lächeln verwandelte sich in Besorgnis.
»He, was ist denn hier los?«
Sie unterdrückte ihr Schluchzen und wischte sich die Augen. »Es ist nichts, Han. Ich will nur eine Weile allein sein.« Sie verbarg etwas, soviel war klar, und das paßte ihm überhaupt nicht.
»Es ist nicht nichts!« sagte er zornig. »Ich will wissen, was vorgeht. Du wirst es mir sagen.« Er schüttelte sie. Noch nie hatte er so empfunden. Er wollte es wissen und doch nicht wissen, was er zu wissen glaubte. Er war zutiefst getroffen durch die Vorstellung, daß Leia. und Luke. er wollte nicht einmal beim Namen nennen, was er sich nicht vorzustellen wagte.
Noch nie war er so außer sich gewesen. Es gefiel ihm nicht. Er konnte es nicht unterbinden. Er begriff, daß er sie immer noch schüttelte, und hörte auf damit.
»Ich kann nicht, Han.« Wieder begann ihre Unterlippe zu zittern.
»Du kannst nicht! Du kannst es mir nicht sagen? Ich dachte, wir stünden uns näher, aber das war wohl ein Irrtum. Vielleicht sagst du es lieber Luke. Manchmal könnte ich - «
»O Han!« rief sie und brach wieder in Tränen aus. Sie stürzte sich in seine Arme.
Sein Zorn verwandelte sich langsam in Verwirrung und Selbstqualen, als er die Arme um sie schlang, ihre Schultern streichelte, sie tröstete.
»Verzeih«, flüsterte er ihr ins Haar. »Verzeih mir.« Er verstand nichts, überhaupt nichts, nicht sie, nicht sich selbst, weder seine wirren Empfindungen noch die Frauen im allgemeinen, noch die Welt um sich. Er wußte nur, daß er, eben noch wutentbrannt, jetzt liebevoll war, zärtlich, ein Beschützer. Sinn ergab das keinen.
»Bitte. halt
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