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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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gänzlich neue Erfahrung war – für sie beide.
    »Meine Tochter und mein Enkel sind in Sicherheit, Charlie«, sagte er ins Handy. »Sie brauchen Ihre Hilfe nicht, obwohl ich mich bei Ihnen in ihrem Namen für Ihre Sorge bedanken möchte. Niemandem wird ein Leid geschehen, auch Ihnen nicht, wenn Sie einfach nur ohne große Umstände aus dem Flugzeug kommen. Schlimmstenfalls werden Sie für einige Zeit zum Wiederholungstraining abkommandiert.«
    »Sie meinen zur Rekonditionierung?«
    »Sie haben den richtigen Maßstab für die Dinge verloren, Charlie. Sagen Sie mir, was Sie wirklich wollen?«
    »Ich will Dr. Flemyng und ihren Sohn. Und ich will den Helikopter, den ich von hier aus sehen kann. Und einen Piloten.«
    »Sie haben bereits einen, Charlie.«
    Gedämpft hörte Amery durch das Handy, wie Charlie Rücksprache hielt, konnte die genauen Worte aber nicht verstehen. »Er sagt, dass er keinen Hubschrauber fliegen kann, also werde ich Ihren Mann brauchen, Amery.«
    Mit einem geduldigen Lächeln auf den Lippen schüttelte Amery den Kopf, als sehe er Charlie den kleinen Scherz nach. »Okay, Charlie, wir haben eine Menge Zeit. Wir können hier abwarten, bis Sie es sich anders überlegt haben.«
    Die Maschinen des Jets, die bisher ein leises weißes Rauschen im Hintergrund produziert hatten, winselten plötzlich nur noch und erstarben. Der Zeitpunkt war genau kalkuliert. Alles deutete daraufhin, dass Charlie bereit war, sich für längere Zeit zu verschanzen. Das beunruhigte Amery. Er war eindeutig im Vorteil, und ihm stand mehr Feuerkraft zur Verfügung, aber er wollte auf jeden Fall verhindern, dass sich die Sache allzu sehr hin zog. Charlie war in der Lage, weitaus länger als jedes menschliche Wesen wachsam und gefährlich zu bleiben. Außerdem standen Amerys Männer draußen in der Hitze, die sie schnell ermüden würde, und er hatte keinen Ersatz für sie.
    »Nur damit Sie wissen, dass ich es ernst meine«, erklang Charlies Stimme aus dem Handy. Er hörte sich nun ganz entspannt an, als hätte er die Füße hochgelegt. »Ich werde jetzt die Tür öffnen – oder um genauer zu sein, ich werde sie öffnen lassen, also halten Sie die Finger am Abzug ruhig!«
    Latimer Wests panische Stimme drang aus dem Hörer: »Nicht schießen! Er zwingt mich, die Tür zu öffnen. Bitte nicht schießen!«
    Amery sagte nichts, blickte sich aber um, um sicherzugehen, dass seine Männer auf alles vorbereitet waren, auch wenn er bezweifelte, dass irgendeiner von ihnen fähig war, angemessen auf Charlies Schnelligkeit zu reagieren.
    Die Tür schwang nach außen und zurück gegen den Rumpf. Eine kleine metallene Trittleiter faltete sich automatisch bis zum Boden aus. Amery konnte bloß die Finger zweier Hände erkennen, die sich an den Türrahmen klammerten, bevor sie wieder in der Dunkelheit dahinter verschwanden. Sonst war keine Bewegung auszumachen. Amery stellte fest, dass er den Atem angehalten hatte, als Charlies Stimme sich erneut über das Handy meldete:
    »Ich schicke Ihnen jetzt eine Botschaft – wie ich schon sagte, nur um Ihnen zu beweisen, dass ich es ernst meine.«
    In der Dunkelheit bewegte sich etwas, und die Gestalt des Piloten in Uniform und Mütze erschien rückwärts in der offenen Tür. Er schien die Hände ausgestreckt zu halten, teils wohl um zu zeigen, dass er keinen Widerstand leisten wollte, teils in einem fruchtlosen Versuch, abzuwehren, was immer Charlie ihm anzutun drohte.
    »Ich schicke die Botschaft mit diesem Burschen raus«, erklang Charlies Stimme über das Handy. »Ich möchte, dass Sie ihr Ihre volle Aufmerksamkeit schenken. Sind Sie bereit?«
    Im Innern des Flugzeuges ertönte ein einzelner Schuss. Der Pilot krümmte sich zusammen, als hätte ihm jemand einen Fausthieb in den Magen versetzt. Die Wucht des Einschlages riss ihn von den Füßen und schleuderte ihn rückwärts ins Freie. In der Luft überschlug er sich und landete schließlich mit dem Gesicht nach unten einige Schritte von der Flugzeugleiter entfernt auf dem Boden. Er schien tot zu sein, aber das war aus der Entfernung schwer festzustellen. Trotzdem hob Amery warnend eine Hand, um seine Männer zurück und außerhalb von Charlies Schussfeld zu halten. Er wartete eine Weile, bevor er das Handy wieder an sein Ohr hob und mehr bedauernd als wütend hineinsprach:
    »Das war nicht nötig, Charlie. Es hat Ihrer Sache mit Sicherheit nicht gedient. Dennoch bin ich bereit, Ihnen eine Chance zu geben, wenn Sie mit erhobenen Händen

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