ePub: Der letzte Zauberlehrling
Alten überrascht. Ich hatte ihm ja nie von meiner wahren Identität berichtet. Er hatte mich damals von einem seiner Kollegen übernommen, der seinen Beruf wegen Altersschwäche aufgeben musste und den ich ebenfalls über meine Herkunft im Dunkeln gelassen hatte. Ich hatte Prometheus erzählt, ich sei vor vielen Jahrzehnten von einem Zauberer auf den Britischen Inseln erschaffen worden, der mich einem entfernten Kollegen zum Geschenk gemacht hatte, und er schien mir die Geschichte auch geglaubt zu haben.
»Ich bin nicht so dumm, auf alles reinzufallen, Dämon«, sagte Prometheus und seine Augen funkelten mich an. »Nachdem du zu mir gekommen warst, habe ich natürlich nachgeforscht, woher du stammen könntest. Dabei habe ich dichnicht ins Vertrauen gezogen, denn du kamst mir von Anfang an schlauer vor, als du vorgabst. Ich bekam heraus, dass deine Geschichte frei erfunden war. Daraufhin habe ich meine Nachforschungen vertieft und fand tatsächlich über tausend Jahre alte Aufzeichnungen, in denen ein Wesen wie du beschrieben wurde. So gelangte ich zu dem Schluss, dass es sich bei dir um einen Dämon handeln müsse.«
»Und Sie haben nie mit ihm darüber gesprochen?«, fragte der Kleine erstaunt.
»Warum? Er hätte mich sowieso nur belogen. Ich hielt es für besser, ihm nichts zu sagen und ihn im Auge zu behalten.« Er drehte sich zu mir um. »Du kannst ruhig aus deiner Ecke herauskommen, Lothar, oder wie immer du heißt!«
Ich war immer noch schockiert. Worauf konnte ich mich noch verlassen, wenn nicht auf meine eigenen Lügengeschichten? Und was wusste der Alte noch alles, das er nur nicht preisgab? Vorsichtig näherte ich mich der Gruppe.
»Sag mir, warum du dich dem Burschen offenbart hast, mir aber nicht«, herrschte der Alte mich an. Der Kleine blickte betreten zu Boden.
»Mit Verlaub, Herr, Sie sind ein sehr großer Zauberer«, antwortete ich. »Aber Humbert hier hat das Zeug, noch größer zu werden als Sie. Das habe ich sofort erkannt, und deshalb habe ich mich entschlossen, ihm bei seiner weiteren Entwicklung zu helfen.«
»Pah«, knurrte der Alte. »Selbstlosigkeit passt nicht zu dir, Dämon.«
»Das stimmt. Aber in diesem Fall waren seine und meine Interessen identisch. Er will ein Zauberer werden, und ichwill mit einem mächtigen Zauberer zusammenarbeiten, um den Weg zurück in meine Heimat zu finden.«
Der Alte sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Könnte es sein, dass Pompignacs Vorhaben in deinem Interesse ist?«
Ich musste aufpassen. Wozu der Kleine mehrere Tage gebraucht hatte, das hatte Prometheus in wenigen Minuten durchschaut. Ich beschloss, die Wahrheit zu sagen, zumindest teilweise. »Das ist es in der Tat, Herr.«
»Und warum sollten wir dir dann trauen?«
»Ihr habt recht, Herr, dafür gibt es keinen Grund.«
»Dann wäre es besser, wir würden uns von dir trennen?«
»Streng logisch betrachtet schon, Herr«, räumte ich ein.
»Das ist nicht ganz richtig«, sprang mir der Kleine bei. »Erstens kann er uns helfen, Meister. Wir benötigen alle unsere Kräfte, um Pompignac zu stoppen. Mit Lothars Hilfe sind wir stärker als ohne ihn. Und zweitens ist es sicherer, ihn bei uns zu haben, denn dann haben wir ihn besser unter Kontrolle.«
»So, so. Du glaubst also, du kannst den Dämon kontrollieren, Bursche?«
»Ich denke schon, Meister. Was meinst du, Thrlx? «
Ich zuckte wie von einem Peitschenhieb getroffen zusammen. Aller Augen richteten sich fragend auf den Kleinen. »Ich weiß aus sicherer Quelle, dass man als Mensch einen Dämon unter seine Kontrolle bringen kann, wenn man seinen wirklichen Namen kennt.« Er wandte sich zu mir. »Das stimmt doch, oder?«
Ich war noch immer wie betäubt. Der Kleine hatte tatsächlich meinen Namen ausgesprochen. Woher um alles in derWelt konnte er ihn kennen? Ich war mir sicher, ihn nie genannt zu haben, und außer mir gab es in dieser Welt keinen, der ihn kannte. Oder vielleicht doch? Ich zermarterte mir das Hirn, fand aber keine Antwort.
»Hey, Thrlx!«, rief der Kleine.
Ich duckte mich erneut. »Würdest du bitte ein wenig vorsichtiger damit umgehen?«, fauchte ich ihn an. »Der Name eines Dämons ist keine Spielerei!«
»Bemerkenswert«, murmelte der Alte und strich sich mit der Hand durch den Bart, der in der Zeit unter der Erde noch zerzauster und länger geworden war. Er musterte mich mit scharfem Blick. »Es scheint so, als hättest du deinen Meister gefunden, Dämon.«
Ich blieb stumm. »Es ist ein Risiko, aber wir
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