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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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nicht genau, aber du hast meine Vermutung mit deiner Reaktion bestätigt.«
    Ich verfluchte meine Großmäuligkeit. Was hatte mich nur geritten, diesem Kerl damals so viel zu berichten? Gut, es waren meistenteils nur Halbwahrheiten gewesen, aber auch das war mehr als leichtsinnig gewesen, wie sich jetzt herausstellte. Wieso musste der Kleine auch ausgerechnet auf dieses Buch stoßen!
    Wir wurden durch die Ankunft Papillons unterbrochen, der mit seinem täglichen Vorrat an Lebensmitteln auftauchte. »Es gibt Anzeichen dafür, dass Pompignac die Stadt verlässt«, berichtete er während des Essens. »Mehrere Lastwagenkolonnen haben sein Werk verlassen. Allerdings konnte ich nicht herausbekommen, wohin es geht.«
    »Aber wir können das vielleicht.« Prometheus gab Samira einen Wink, und sie brachte ihm das Buch mit den Protokollen des Zaubererkongresses vor zweihundert Jahren, in dem vom Überzauber die Rede war. (Ich konnte mich übrigens noch gut an jeneTage erinnern. Damals war ich bei Meister Rebus zu Gast, und er tat in seiner naturgegebenen Einfalt wirklich alles, um mir den Weg zurück in meine Heimat zu ebnen. Leider ohne Erfolg.) Er blätterte darin herum, bis er die Stelle fand, die er suchte.
    »Ich hätte schon damals darauf kommen müssen. Hier ist verzeichnet, dass es für einen Dimensionskorridor mehr oder weniger geeignete Orte gibt. Es wird sogar eine Formel angegeben, mit der man sie berechnen kann.«
    Der Alte hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Bedeutung geografischer Koordinaten für interdimensionale Verbindungen war eine meiner ersten Entdeckungen gewesen. Erstaunlich, dass die Menschen schon wenige Tausend Jahre nach meinen bahnbrechenden Forschungsarbeiten ebenfalls darauf gekommen waren.
    Ohne auf eine Aufforderung zu warten, legte Samira ein paar Blatt Papier und einen Bleistift vor ihn hin. Er machte sich daran, mit den Formeln aus dem Buch herumzurechnen. Einige Minuten sagte niemand etwas, und das einzige Geräusch im Raum (außer dem Rascheln der Ratten hinter den Wänden) war das Kratzen seines Bleistifts auf dem Papier. Schließlich hob er den Kopf.
    »Wir brauchen einen Atlas«, sagte er.
    Sofort sprang Papillon auf. »Dauert nur eine Stunde«, verkündete er und verschwand.
    Während wir auf seine Rückkehr warteten, zog mich der Kleine beiseite. »Was weißt du darüber? Stimmt das, was in dem Buch steht?«
    »Woher soll ich das wissen? Bin ich jetzt eine Enzyklopädie oder was?«
    »Spiel nicht den Dummen, Lothar. Ich habe dir angesehen, dass du genau weißt, worüber wir hier sprechen.«
    Ich seufzte. Er hatte sich wirklich verändert. »Na schön. Ich habe dir doch erklärt, dass alle Materie, also das gesamte Universum, aus Schwingungen kleinster Teilchen besteht. Und die Erde hat ein Magnetfeld. Das beeinflusst natürlich die Schwingungen. Dieses Feld ist aber zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Stellen auf der Erde unterschiedlich stark. Wenn man also eine möglichst große Beeinflussung der Materie erzielen will, dann geht das an gewissen Orten besser als an anderen.«
    Das schien ihn zunächst einmal zufriedenzustellen. Er drehte sich zum Tisch zurück und plauderte mit dem Mädchen, während der Alte weiter das Buch studierte und an seiner Berechnung herumwerkelte. Ich hatte dem Kleinen natürlich verschwiegen, wie sinnlos das Ganze war. Die Sache mit dem Magnetfeld war zwar nicht gelogen, denn es gab tatsächlich in jeder Dimension eine Handvoll Stellen, die sich durch ihre Lage auszeichneten, weil an ihnen das Magnetfeld die meiste Zeit des Jahres optimale Bedingungen aufwies. Aber ich hatte einen wichtigen Faktor nicht erwähnt, der für eine korrekte Berechnung unbedingt erforderlich war. Und ohne den würden sie garantiert am falschen Ort landen. Das war einerseits zwar gut, weil sie so keinen Schaden anrichten konnten. Andererseits bedeutete es aber auch, dass ich weit entfernt von der Stelle sein würde, an der Pompignac den Dimensionskorridor öffnete. Und als Werhörnchen kann man nicht einfach in einen Zug steigen und quer durchs Land fahren.
    Ich überlegte, wie ich mit diesem Dilemma wohl am bestenumgehen sollte, hatte aber noch keine Lösung gefunden, als Papillon mit einem zerfledderten Atlas unter dem Arm zurückkehrte. »Den hab ich von einem Kumpel, der hier in der Nähe wohnt«, erklärte er. »Ist nicht mehr die aktuellste Ausgabe, aber die Längen- und Breitengrade werden wohl stimmen.«
    Der Alte schlug eine Übersichtskarte Europas

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