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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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vollführte eine hilflose Geste, die irgendwo in seiner Hüfthöhe begann und vage wedelnd in der Luft vor seinem Schritt endete. »Ah«, sagte er. »Ich ‒ äh ‒ ich habe eigentlich immer gedacht, dass ich mal eine Familie haben möchte, wie mein Bruder.« Sein Gesicht wurde noch eine Schattierung dunkler. »Natürlich bin ich jetzt in einer Lage, die das nicht mehr ohne Weiteres erlaubt«, setzte er hinzu. »Aber ich hoffe natürlich. Man weiß ja nicht. Manchmal werden Sklaven auch freigelassen oder dürfen sich freikaufen.« Er sah Lilya flehend an.
    Sie fing an zu begreifen. »Oje«, sagte sie. »Du meinst ‒ darüber habe ich gar nicht nachgedacht.« Sie spürte, wie ihr das Blut insGesicht schoss. »Du meinst, dass sie das mit dir machen, was sie mit dem dicken Teto gemacht haben, als er noch ein Junge war?«
    Yani schloss die Augen und schluckte. Dann nickte er.
    Lilya sprang auf. »Ich gehe zu meinem Großvater. Ich sage ihm, dass ich es mir anders überlegt habe. Oh, das wollte ich nicht. Yani, das habe ich wirklich nicht gewollt!«
    Er hockte sich auf die Fersen und legte das Gesicht in die Hände. »Wenn der Herr entschieden hat, dass ich dir dienen soll, wird er sich nicht so leicht wieder davon abbringen lassen«, sagte er düster.
    Lilya musste ihm insgeheim recht geben. Der Beg war kein sehr geduldiger Mann und er konnte Wankelmütigkeit nicht ausstehen. »Ich sage ihm, dass du nicht willst, dass ... also, dass du nicht willst.«
    Er sah zu ihr auf. Sein Blick sprach deutlich aus, was er dachte. Das würde den Beg nur darin bestärken, seinen gefassten Entschluss auszuführen. Lilya biss sich auf die Lippe. »Ich kann nicht zulassen, dass sie dir das antun«, sagte sie heftig. »Ich bin schuld, weil ich nicht über die Konsequenzen nachgedacht habe, die mein Wunsch hat. Ich bin dafür verantwortlich, also muss ich auch einen Weg aus diesem Durcheinander finden.«
    Yani seufzte. Er erhob sich und stand mit hängenden Schultern da. »Du hast es nicht böse gemeint«, sagte er. »Und wenn es sich nicht verhindern lässt, werde ich es dir nicht nachtragen.« Er straffte die Schultern. »Das verspreche ich dir, Lilya.«
    Sie verschränkte schaudernd die Arme vor der Brust. »Ich werde alles tun, damit du nicht versehrt wirst«, bekräftigte sie.
    Yani nickte und zuckte hilflos mit der Schulter. Dann wandte er sich um und ging zur Tür.
    »Warte«, rief Lilya. Eine böse Ahnung durchfuhr sie und machte sie frösteln. »Warte. Ich habe etwas für dich.« Sie ging zu ihrem Schreibtisch und holte das Amulett mit dem Schutzzauber aus seinem Versteck. »Trag das hier. Es wird dich beschützen.«
    Yani zögerte, bevor er es aus ihrer Hand nahm. »Danke«, sagte er verblüfft und drehte das Amulett unschlüssig in den Fingern. Schließlich nickte er und steckte es sorgfältig in die Tasche. »Danke«, sagte er wieder und ging hinaus.
    Lilya fiel auf ihr Bett und schlug wütend mit der Faust gegen ein Kissen. Was hatte sie nur angerichtet! Aber sie würde ihren Großvater morgen umzustimmen wissen. Es musste einfach gut ausgehen!

B LUTMOND
    Er hatte sich im Dunkel der Nacht in das Serail zurückgeschlichen wie ein geprügelter Hund. Seine Flanke brannte wie Feuer, dort, wo ihn die magische Entladung getroffen hatte. Er war aufgewühlt, zornig, voller Unruhe und Sorge. Das seltsame Mädchen hatte keine Angst gezeigt, ihm sogar geholfen zu entkommen. Aber Der Naga hatte vertraut mit ihr gesprochen, und als Freundin seines Feindes musste auch sie seine Feindin sein.
    Der Naga. Amayyas hatte ihn seit dem Tag, an dem er von ihm verflucht worden war, nicht mehr zu Gesicht bekommen. Wie gerne hätte er sich auf den Schlangengott gestürzt, seine Kehle herausgerissen, sein Herz gefressen, über seinem Leichnam triumphiert. Der Naga war schuld an seinem Leid. Er war schuld daran, dass er sich in seinen Gemächern einsperren lassen musste wie ein wildes Tier. Wie das wilde Tier, zu dem ihn Der Naga mit seinem Fluch gemacht hatte.
    Amayyas konnte das Stöhnen nicht zurückhalten, das tief aus seiner Kehle kam. Er hatte jede Hoffnung aufgegeben, diesen Fluch jemals wieder loszuwerden. Seine letzte Hoffnung war der Daeva gewesen. Der alte Mann hatte davon gesprochen, aber sein Gesicht war voller Sorgenfalten gewesen. Ein Daeva hattedie Macht, seinen Fluch zu brechen. Doch Dämonen waren kaum zu bändigen, schwer zu beherrschen. Es war vermessen gewesen zu hoffen, dass er das bewältigen konnte, ohne zuvor das Handwerk dazu

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