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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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werden?
    »Kannst du etwas dagegen tun, Großvater?«, wagte sie zu bitten. Kobad, dessen Blick fern und nachdenklich auf ihr geruht hatte, runzelte die Stirn. Ihre Frage schien ihn zu verärgern.
    »Wir werden sehen«, sagte er kurz. »Fragst du dich nicht, warum ich dich hier in deinem Zimmer aufsuche, Lilya?«
    Sie schlug den Blick nieder. Wie dumm von ihr. Er kam so gut wie nie hierher in diesen Teil des Hauses. Sie hätte ihn fragen müssen. Kobad mochte es nicht, wenn sie unaufmerksam war. Eine gute Schülerin ist aufmerksam, pflegte er zu sagen. Pass auf, sonst entgeht dir, was du wirklich zu lernen hast.
    »Ich bin wohl ein wenig durcheinander«, sagte sie leise. »Vergib mir, Baba.«
    Er nickte, ohne zu lächeln. »Du hattest mich um etwas gebeten, erinnerst du dich?«
    Sie sah ihn fragend an. Was meinte er? Dann riss sie die Augen auf. »Oh, du hast es nicht vergessen! Der Leibsklave für mich?«
    Er nickte wieder, und diesmal hob ein winziges Lächeln seine Mundwinkel. »Ich habe Anosh angewiesen, mir die Sklaven vorzuführen, die im passenden Alter sind, und ein Mädchen ausgewählt, von dem ich denke, dass sie dir eine folgsame Gefährtin sein wird.«
    Lilyas erwartungsvolles Lächeln erstarb. »Oh nein«, entfuhres ihr. »Großvater, ich wollte ... ich hätte es dir sagen sollen. Ich weiß, wen ich mir wünsche: Yani. Ich möchte, dass er mein Leibsklave wird.«
    Der Beg hob die Brauen. »Du willst einen Jungen als Leibsklaven?« Er schüttelte den Kopf. »Kind, ich weiß nicht, ob ich das gutheißen kann. Und wer ist es überhaupt, woher kennst du ihn? Hat er sich dir unschicklich genähert?« Düstere Wolken zogen über seine Miene.
    »Baba, bitte«, sagte sie. »Ich habe mit ihm gesprochen. Yani ist sehr nett und gar nicht unschicklich, ganz im Gegenteil. Er ist gut erzogen und höflich und ich kann mit ihm reden wie mit einem Freund.« Sie sah ihn flehend an.
    Der Beg legte eine Hand an seinen Mund. »Ein Junge«, sagte er. »Ich weiß nicht. Wo tut er seine Arbeit?«
    Lilya schluckte. »In der Küche, Baba.«
    Ihren Großvater schien diese Auskunft nicht glücklicher zu stimmen. »Ein Küchensklave«, wiederholte er. »Den soll ich als Umgang für dich ...« Er unterbrach sich seufzend. »Nun, wenn du ihn dir so sehr als Gesellschaft wünschst. Weiß er es?«
    »Ja«, log Lilya. »Er wäre sehr froh, nicht mehr in der Küche arbeiten zu müssen.«
    Der Beg sah sie überrascht an. »So, wäre er das? Seltsamer Junge. Nun gut.« Er nickte ernst. »Vielleicht hat er sogar recht. Eine Karriere beginnt oft mit einem kleinen Opfer.«
    Lilya verstand nicht, was er meinte, aber sie nickte dennoch. Das klang nach einem Ja, und das war das Wichtigste.
    »Baba«, sagte sie eilig, denn ihr Großvater machte Anstalten, sich zu erheben. »Darf ich das ›Buch der Übernatürlichen Wesen‹ noch einmal haben? Ich wollte dort etwas nachlesen.«
    »Aber selbstverständlich. Ich suche es dir heute Abend heraus. Was ist es, das dich interessiert?«
    Lilya murmelte: »Oh, nichts Besonderes. Da war ein Schlangenköpfiger. Ich wüsste gerne mehr über ihn.«
    Der Blick ihres Großvaters wurde ausdruckslos. »Der Naga?«
    Lilya tat uninteressiert. »Hieß er so? Ja, mag sein.«
    Kobad ließ sich nicht täuschen. Er beugte sich vor und zwang Lilya, ihn anzusehen. »Du verbirgst etwas vor mir«, sagte er. »Das solltest du nicht tun. Ich kann mir die Wahrheit auch gegen deinen Willen holen, das weißt du. Zwing mich nicht dazu.« Sein Tonfall entbehrte jeder Schärfe, aber Lilya schauderte. Sie wusste, dass ihr Großvater keine leeren Drohungen machte.
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte sie leise. »Im Basar.«
    »Du hast ihn gesehen«, wiederholte Kobad mit schmalen Lippen. Er stützte sich auf seinen Stock, und Lilya sah erschreckt, dass die Knöchel seiner Hand weiß wurden. »Du hast Den Naga gesehen. Hat er sich dir genähert?«
    Sie schüttelte hastig den Kopf. »Nein«, beteuerte sie. »Nein, Baba. Er stand einfach nur da. Aber ich habe das Bild in dem Buch gesehen und dachte, dass er es sein muss, auch wenn er dort im Basar keinen Schlangenkopf hatte.«
    Kobad atmete tief durch. Dann sah er Lilya eindringlich an. »Hör mir gut zu, meine Enkelin. Der Naga ist unserer Familie in höchstem Maße feindlich gesinnt. Er trägt Schuld am Tod deiner Eltern. Wenn er dir noch einmal begegnen sollte, dann halte dich von ihm fern und komm sofort zu mir. Hast du mich verstanden?«
    Lilya, der es heiß und kalt über den Rücken

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