dumm war. Aber ich hatte wirklich keine Hintergedanken, Emma! Ich weiß gar nicht, wie du das glauben kannst!«
»Weil du es gesagt hast!«
»Nur weil mir plötzlich aufging, dass es so aussehen könnte … Aber wir kennen uns ja wohl lange genug, um einander zu vertrauen?«
Ich sehe ihn an.
»So wie Ellinor Adrian vertraut«, sage ich leise.
Markus sucht meinen Blick. »Ist noch etwas passiert?«
Verwirrt räume ich die Teller und das Besteck und die Gläser zusammen.
»Na ja, eigentlich nicht. Er hat eine Anzeige für die Suzuki in die Zeitung gesetzt.«
»Hat Ellinor dir das erzählt?«
»Er hat gemailt.«
»Dir?«
»Wem denn sonst?«
Markus sitzt schweigend da und denkt über das nach, was ich gesagt habe, während ich die Teller spüle und in das zweite Spülbecken stelle. Das Wasser ist lauwarm, mir zittern die Hände. Ich klirre ungeschickt mit den Gläsern.
»Was habt ihr beide eigentlich vor?«, fragt Markus nach einer ganzen Weile.
»Nichts«, sage ich. »Er wollte nur von mir wissen, ob ich glaube, dass er das Richtige getan hat. Elli gegenüber. Das ist doch wohl erlaubt?«
»Ja, klar. Aber etwas merkwürdig ist es schon nach dem, was neulich Abend gewesen ist …«
»Ein winziger Aussetzer, mehr nicht. Das hast du selber gesagt. Es ist doch nichts dabei, einen freundschaftlichen Rat zu geben?«
Markus zuckt mit den Schultern. »Wenn du es sagst. Aber du verkrampfst dich total und kriegst eine rote Birne, wenn du von ihm sprichst, das weißt du doch, oder? Glaubst du nicht, dass Elli das auffallen wird?«
»Hör schon auf!«, fauche ich ihn an. »Es ist nichts. Eine unschuldige Mail, mehr nicht.«
»Okay, alles klar. Soll ich Teewasser aufsetzen?«
Ich habe ein schlechtes Gewissen, als ich mir die Hände an dem grünen Frotteehandtuch abtrockne, das ich in der Küchennische aufgehängt habe.
»Ja, gerne.«
Als wir kurz darauf auf dem Sofa sitzen, jeder mit einer Teetasse auf dem Schoß, und eine aufgenommene Episode von Dr. House angucken, ist es fast wie immer. Wir lachen ungefähr gleich viel über exakt die gleichen Sachen. Aber wir berühren uns nicht. Ich lege nicht meinen Kopf auf seine Schulter wie sonst, wenn wir zusammen fernsehen. Und Markus legt auch nicht seinen Kopf auf meinen Schoß. Aber vielleicht ist das auch nur ein Zufall. Das mit dem »Zurückfinden« war ein blöde Idee, sehe ich ein, während Dr. House seine Kollegen und Patienten in den Wahnsinn treibt auf dem 32er LCD-Bildschirm, den ich von Mama bekommen habe, als sie sich einen 42er zugelegt hat. Es gibt keinen Weg zurück, alles bewegt sich unaufhaltsam vorwärts. Nichts kann je ungeschehen gemacht werden. Aber man kann auf unterschiedliche Weise versuchen, damit zu leben.
Ich schalte normalerweise nie den Computer ein, bevor ich zur Arbeit gehe, aber heute schon. Nicht einmal mir selber will ich eingestehen, dass das allein daran liegt, dass ich nachsehen will, ob vielleicht eine Mail von Adrian gekommen ist. Ich suche nach einer anderen Ausrede, ohne Erfolg. Das Letzte, was ich gestern Abend gemacht habe, nachdem Markus gegangen war und ich mich ausgezogen und alle Lichter außer der Leselampe am Bett gelöscht hatte, war, noch einmal Outlook Express zu öffnen. Aber außer ein paar Angeboten auf Englisch für Penisvergrößerungen, Viagra oder Online-Sex war nichts gekommen. Eigentlich glaube ich auch nicht wirklich daran, dass vor sieben Uhr morgens eine Mail von Adrian kommt, aber ich kann mich, wie gesagt, nicht beherrschen.
Zwei Mitteilungen im Eingangskorb. Die eine behauptet, ich hätte ein paar Millionen Dollar bei irgendeinem gefaketen »Gratislotto« gewonnen, aber die zweite schießt einen Stromstoß in meinen Unterleib. Gesendet 02.24. Er hat mitten in der Nacht an mich geschrieben.
Ich ziehe den Pfeil langsam über den Absender adrian.fü
[email protected] , ehe ich die Mail öffne. Einen Betreff gibt es nicht.
Emma,
gestern Abend gab’s den Monsterstreit. Ich habe Ellinor erzählt, dass ich die Annonce in die Zeitung gesetzt habe. Im ersten Moment schien sie sich zu freuen, aber dann kam es genauso, wie du es vorhergesehen hast. Sie wollte wissen, ob ich das tue, weil ich wirklich davon überzeugt bin, dass ein Auto besser wäre, oder ob ich das nur tue, weil sie es will.
An dieser Stelle hätte ich lügen können (?), aber ich hab gesagt, wie es ist, dass ich keinen Streit wegen des Motorrads haben will, dass es mir das nicht wert wäre, dass sie mir wichtiger ist. Ich dachte, es würde