Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
und treulos. Auch wenn der Kontakt allein darauf abzielen soll, ihre Beziehung zu verbessern. Wessen ich mir nicht ganz sicher bin.
Es ist spät geworden. Ich ziehe mir schnell was über, schnappe meine Tasche und gehe zur Tür, als mir einfällt, dass ich den Computer noch nicht ausgeschaltet habe. Vielleicht habe ich ihn auch mit Absicht angelassen. Ich kann es nicht sagen. Ich setze mich auf den Schreibtischstuhl und öffne Outlook Express. Um die Mail noch mal zu lesen. Einmal nur.
Neue Mitteilung.
Adrian sitzt am Computer! Oder hat eben noch dort gesessen.
Das mit dem Neid der Mädels ist eindeutig übertrieben, aber trotzdem danke! Ich möchte auf keinen Fall, dass du als Kurier oder Spion fungierst, was Ellinor betrifft. Die Freundschaft mit dir ist ihr wichtig, das weiß ich. Sie ist immer gut drauf, wenn sie dich getroffen hat. Das wäre das Letzte, was ich wollte, dass du oder eure Freundschaft Schaden nehmen. Solltest du jetzt nicht eigentlich bei der Arbeit sein :-)?
Umarmung /A
Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Gleich acht. Ich komme zu spät.
Ja , schreibe ich eine schnelle Antwort. Muss los! Umarmung /E
Als die Zeile abgeschickt ist, kann ich meinen Körper nicht dazu bewegen aufzustehen. Ich zähle langsam bis zehn und klicke dann »Posteingang« an. Aber mir wird barsch mitgeteilt, dass dort keine ungelesenen Mails sind. Ich muss über mich selber grinsen. Natürlich nicht. Ich habe schließlich geschrieben, dass ich losmuss. Warum sollte er zurückschreiben? Trotzdem zähle ich noch mal bis zwanzig und klicke »Eingang« an. Danach zähle ich langsam bis fünfzig, aber es kommt keine neue Mail. Da reiße ich mich endlich zusammen und mache mich auf den Weg zur Arbeit. Im Flur schnappe ich mir die Kamera. Sie liegt gut in der Hand. Und außerdem wird die Wirklichkeit, durch den Sucher betrachtet, aufgeräumter und kontrollierbarer, steht in einem überschaubaren Rahmen.
Als ich das Rad schlampig neben dem Fahrradständer abstelle und ins Café stürme, ist Sofi bereits dabei, die ersten Frühstücksgäste zu bedienen. Sie trägt das frisch gewaschene Haar offen und dazu schwarze Leggins, einen kurzen Rock und ein enges, cherryfarbenes und ganz schön tief ausgeschnittenes Baumwolltop. Dunkelrosa Lippenstift und Lidschatten. Ziemlich durchgestylt. Aber da Markus, wie sie ganz richtig erkannt hat, kein unbedingter Freund von »Durchschnitt« ist, ist es wahrscheinlich perfekt.
Der Tag wird hektisch mit viel Hin- und Herlauferei zwischen den Tischen. Die Kaffeemaschine muckt mal wieder, die Plunder sind schon vormittags ausverkauft, und dann lässt Karim uns noch in dem ganzen Stress alleine, weil er zum Röntgen muss. Rücken und Hüftgelenk haben ihm in letzter Zeit heftig Beschwerden gemacht.
Sofi kommt bei der Flitzerei ordentlich ins Schwitzen und muss zwischendurch auf die Toilette, um sich nachzuschminken. Gegen vier ruft Papa an und fragt, ob ich nach der Arbeit bei ihm vorbeikommen könnte. Wegen der beinahe zwanzig Minuten Verspätung heute Morgen fühle ich mich verpflichtet, ein bisschen länger zu bleiben, aber ich verspreche, so gegen halb sechs oder etwas später bei ihm zu sein. Er sagt, dass er eine Kleinigkeit für uns zu essen macht.
Kurz vor fünf taucht Markus auf. Heute hat er die Livreejacke und das Hemd mit einer schwarzen Hose mit glänzenden Biesen kombiniert. Die Haare sind mit einer schwarzen Seidenschleife zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden. Er sieht aus wie ein Adliger aus dem 18. Jahrhundert.
»Hübsch!« Ich lächele ihn an. »Ihr werdet die Stadt auf alle Fälle ein bisschen bunter machen!«
»Jeden Tag eine gute Tat«, antwortet Markus.
Sofi hat sich zum dritten Mal frisch gemacht und geschminkt. Ihr Haar fällt in weichen Wellen über ihre Schultern, als sie zurück ins Café kommt. Ich sehe Markus’ überraschten Blick, auch wenn er es zu verbergen versucht.
»Viel Spaß«, sage ich und nehme sie kurz in den Arm, um ihr zu zeigen, dass ich wirklich nicht die Spur eifersüchtig bin.
Sie wirft einen schuldbewussten Blick zu den Tischen, an denen noch ziemlich viele Gäste sitzen, obwohl wir bald schließen.
»Schaffst du den Rest alleine?«, fragt sie.
»Klar«, sage ich ruhig. »Außerdem ist Karim sicher bald zurück.«
Sie nickt. »Okay. Danke.«
Und damit gehen sie.
Als ich mich eine Dreiviertelstunde später aufs Rad schwinge, merke ich, wie weh mir der Rücken tut und wie bleischwer meine Beine nach dem Arbeitstag sind. Kurz
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