Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
sie freuen, das zu hören, aber das war offensichtlich die komplett falsche Antwort.
Nachdem wir uns eine Weile gestritten hatten (die meiste
Zeit hat sie geschrien und sich aufgeregt, ich bin kein guter Streiter), hab ich gesagt, dann behalte ich eben das verdammte Motorrad. Das hat sie noch mehr in Rage gebracht, und sie meinte, dass ich doch mit meinem Motorrad zusammenziehen soll.
Mag sein, dass ich ein totaler Idiot bin, aber ich weiß echt nicht, wie ich die Sache wieder geradebiegen soll. Einerseits verlangt sie von mir, dass ich ehrlich bin, aber wenn ich ehrlich bin, wird sie sauer. Ich will ihr nicht die Schuld in die Schuhe schieben, sie hat in vielerlei Hinsicht recht. Wahrscheinlich bin wirklich ich es, der sich ändern muss. Oder?
Hoffe, du schläfst in diesem Moment tief und fest. Es ist gleich halb drei, und da schreibt man gern Dinge, die man am nächsten Morgen bereut, aber ich werde es trotzdem tun …
Als ich mich in deinem Flur von dir verabschiedet habe, hatte ich ganz weiche Knie. Ich weiß nicht, ob ich es mir nur eingebildet habe, vielleicht hast du gar nichts gemerkt. Aber als ich dich umarmt habe, hast du meine Wange berührt und ich war plötzlich ganz erfüllt vom Duft deiner Haare. Kam es mir nur so vor oder warst du in dem Augenblick auch ein bisschen verwirrt? Oder ist meine Fantasie mit mir durchgegangen? (Ich sollte das wirklich nicht fragen, bin sicher, dass ich mir morgen dafür in den Hintern trete.)
Ein übergeschnappter Gruß zwischen Dunkelheit und Dämmerung.
/A
Ich schnappe nach Luft, während der Boden unter mir schwankt. Die Festplatte rauscht, und die Kaffeemaschine gibt das charakteristische Gurgeln von sich, das verkündet, dass soeben der letzte dampfende Wasserrest den Filter erreicht hat. Genauso siedend heiß ist mein Blut, das der Herzmuskel durch meinen Körper pumpt. Mein Gott !
Nein, nein. Reiß dich zusammen. Ganz ruhig. Atmen. Ein und aus.
Totaler Durchzug im Hirn. Besinnungsloser Jubel einerseits, weil er auch etwas gefühlt hat, weil auch er sich an den wortlosen Augenblick erinnert, diesen Raum jenseits von Zeit und Wirklichkeit, andererseits nackte Panik, dass ausgerechnet Adrian … der Adrian, diese Zeilen an mich schreibt.
Ich klicke auf »Antworten« und starre ein paar Sekunden auf das leere, weiße Feld, das sich vor mir öffnet. Ich sollte das nicht tun. Wenigstens vorher den Verstand einschalten. Aber meine Finger springen ungehorsam über die Tastatur, hören nicht mehr auf mich.
Natürlich habe ich das auch gespürt! Wundert dich das?
Du bist du. Der Traumprinz aller sozusagen. Alle Mädels sind grün vor Neid auf Ellinor; sie sollte pfleglicher mit dir umgehen. Möchtest du, dass ich mit ihr rede? (Natürlich ohne zu erzählen, dass ich mit dir gesprochen habe!) /E
Ich schicke die Mail ab, ohne nachzudenken. Was bringe ich damit wohl ins Rollen? Bin ich denn von allen guten Geistern verlassen? Der Traumprinz aller und alle Mädels.
Das würde mich dann ja auch mit einschließen. Dabei war ich nie eifersüchtig auf Ellinor. Ich habe mich für sie gefreut, als sie mit Adrian zusammengekommen ist. Was mich nicht daran hindert zu finden, dass sie sich seiner nicht ganz so sicher sein sollte. Wenn ich einen Freund wie Adrian hätte, wäre ich das nicht. Nicht, dass ich jemals so einen Freund haben werde. Aber trotzdem.
Ich stehe auf und versuche, zum Kaffee ein Brot runterzuzwingen, aber das Schlucken fällt mir schwer. Ich stelle mich vor den Spiegel, bürste mein Haar gründlich durch und schminke meine Augen ein wenig. Ich probiere es mit einem Pferdeschwanz, entscheide mich dann aber dagegen. Die Haare sind zu kurz, das sieht albern aus, außerdem lösen sich sofort viel zu viele Locken und kringeln sich um mein Gesicht. Meine Wangen sind rosig und meine Augen groß und fiebrig glänzend.
Verlieb dich nicht in Adrian , schicke ich meinem Spiegelbild eine telepathische Mitteilung. In jeden, nur nicht in ihn!
Ich versuche, über mich selbst zu lächeln. Natürlich nicht! Aber es ist nun einmal sagenhaft schmeichelnd, dass ein Typ wie er mir so etwas schreibt. Bestimmt denkt er sich gar nichts dabei. Will nur nett sein. Und selber scheint er ja auch eine kleine Aufmunterung brauchen zu können. Ist doch nichts einzuwenden gegen eine kleine Aufmunterung, solange es dabei bleibt? Natürlich ist mir klar, dass Ellinor sicher anderer Meinung wäre. Allein die Tatsache, dass ich hinter ihrem Rücken mit Adrian Kontakt habe, ist hinterhältig
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