Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
Ware. Danach war er eine Weile verschwunden und kam mit Koks zurück, ordentlich verpackt in einer kleinen Tüte mit Zipp-Verschluss. Wer was haben wollte, musste bezahlen. Ich hab Sofi eingeladen. Ich frag mich, ob der Typ, den Lukas angerufen hat, derselbe ist wie der von letzter Woche bei Helmer, von dem ich dir erzählt habe. Vielleicht hat er das Zeug auf der Party ja angeboten, um neue Kunden an Land zu ziehen.«
Ich ziehe die Schultern hoch. »Das darfst du mich nicht fragen. Von der Welt hab ich keine Ahnung. Wo hattest du eigentlich das Zeug her, als du mich eingeladen hast?«
»Von Matte, Johans Kumpel. Johan und ich haben zusammen was gekauft.«
»Das ist doch echt Scheiße, was ihr da macht! Wenn das mal nicht übel endet, Markus!«
Markus lacht. »Ist das heute der große Warne-deinen-besten-Freund-davor-Dummheiten-zu-begehen-Tag , oder was?«
»Es ist ja wohl ein kleiner Unterschied, mit Jungs rumzumachen oder mit Drogen zu dealen.«
»So groß nun auch wieder nicht, wenn der Junge der Freund der besten Freundin ist! Und außerdem deale ich nicht. Dealen heißt, dass man kauft und weiterverkauft, und das ist garantiert gefährlich.«
»Okay, okay … ist ja dein Leben. Und wie ist es mit Sofi gelaufen?«
»Wie ›gelaufen‹?«
Ich schnaufe. »Stell dich nicht dumm. Du weißt genau, was ich meine.«
Markus sieht mich provozierend an und lässt mit der Antwort auf sich warten. Aber ich weiß, dass er es mir erzählen wird. Das würde er im Leben nicht aushalten.
»Von der Fete sind wir weiter ins Styx gegangen. Überhaupt kein Problem, da reinzukommen – Lukas kennt den Türsteher. Wir mussten nur Grüße von ihm ausrichten und sagen, dass er und ein paar andere nachkommen würden. Das war ziemlich cool und praktisch, weil wir schon leicht angeturnt waren. Na ja, im Styx haben wir dann ein paar höllisch teure Drinks getrunken, bevor wir zu Sofi gegangen sind. Ihre Eltern waren nicht zu Hause …«
Er legt eine Kunstpause ein.
»Und du konntest ein weiteres Mal feststellen, dass Koks Mädchen geil macht, oder was?«, sage ich ungeduldig.
Das verschmitzte Funkeln in seinen Augen wechselt im Bruchteil einer Sekunde zu finsterem Ernst.
»Kommst du nie darüber weg, Emmis?«, fragt er. »Ich habe mich bei dir entschuldigt und das meine ich auch so. Ich hatte keine Hintergedanken, als ich dich eingeladen habe. Und Sofi braucht kein Kokain, sie hat es ja schon bei unserem ersten Treffen versucht.«
Ich schaue zu Boden und schäme mich, weil ich schon wieder angefangen habe, in der Wunde zu bohren. Es ist wirklich nicht nett, Markus permanent an seinen Fehltritt zu erinnern. Im gleichen Augenblick wird mir klar, dass sie es gestern getan haben, worauf sich ein seltsames und unruhiges Ziehen im Bauch breitmacht. Markus und Sofi hatten Sex miteinander. Die Erinnerung an Markus’ nackten Körper ist noch so präsent, ich spüre seine blasse Haut noch immer unter meinen Fingern und den erotischen Duft in meiner Nase. Leider sind das keine ungetrübten Glücksbilder, über ihnen hängen Wolken des Unbehagens, obwohl es in jenem Augenblick gar nicht unangenehm war. Die Schatten sind im Nachhinein aufgezogen, als die Mauer der Realität sich um das Ereignis aufgetürmt hat.
Und jetzt Sofi.
Ja und? Was ist so schlimm daran? Ich habe selbst dazu beigetragen. Mein bester Freund Markus hat mit einem Mädchen geschlafen, das ich ihm ans Herz gelegt habe. Ich müsste doch mehr als zufrieden sein.
»War es … gut?«
Markus sieht mich skeptisch an. »Bist du eifersüchtig?«
»Hoffst du das?«
Er lacht leise. »Vielleicht.«
Ich schüttele den Kopf. »Eifersüchtig nicht … Es ist nur irgendwie seltsam, so kurz nachdem wir … nachdem du und ich … Das war erst am Dienstag.«
»Aber wir wollten doch so tun, als wenn es nie passiert wäre.«
»Das geht nicht.«
»Ich gebe mir wenigstens Mühe.«
»Okay. Ich werde es versuchen. Im Übrigen freut es mich riesig, wenn es zwischen dir und Sofi gut läuft.«
»Ich wünschte, ich könnte dasselbe von dir und Adrian sagen.«
Ich lache. »Wohl kaum. Essen wir was? Ich habe Hunger.«
Markus nickt. »Gern, ich habe seit gestern Abend nichts mehr gegessen.«
Wir verlassen das Sofa und gehen zusammen runter in den Lebensmittelladen, wo wir uns eine Scheibe geräucherten Bauchspeck leisten, die kurz vorm Verfallsdatum ist, und eine Sechserschachtel Bio-Eier. Zurück in der Wohnung, kochen wir Spaghetti Carbonara. Die Worte fließen wieder ganz
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