entspannt zwischen uns, und die Unruhe in meinem Magen ist fast verflogen, als Markus ein paar Stunden später geht.
Jedenfalls für eine Weile.
Als es dunkel wird, laufe ich rastlos zwischen Sofa und Computer hin und her und gucke immer wieder nach, ob adrian.fü
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Das ist er weder um neun noch um halb zehn oder zehn. Ich schalte den Fernseher ein und wieder aus, versuche, ein Buch zu lesen oder mir endlich mal ein Ordnungsprinzip für den Kleiderschrank auszudenken, aber ich bekomme nichts zustande. Jede Faser meines Körpers vibriert, ich kann nicht still sitzen, mich nicht mal auf die einfachste Aufgabe konzentrieren. Warum habe ich nicht einfach Nein gesagt? Warum tue ich mir das an?
Gegen halb elf plingt es plötzlich in den Lautsprechern. Ich springe auf und bin mit wenigen Schritten beim Computer. Er ist da.
Der milchige Schleier vor dem Bild ist weg, und Adrians Augen sehen mich an, als hätte er etwas entdeckt, das sein Interesse weckt. Ein intensiver und zugleich amüsierter Blick. Bestimmt hat er für den Fotografen posiert. Wer wohl das Bild gemacht hat? Ellinor? Ich würde auch gern ein Foto von ihm machen. Und das Lächeln einfangen, das er wie ein Projektil auf einen abfeuert.
Adrian: Auch da?
Ich lasse mich auf den Bürostuhl fallen. Meine Beine sind plötzlich bleischwer, und ich muss tief durchatmen, damit ich genügend Luft kriege.
Emma: Ja.
Adrian: Alles in Ordnung?
Emma: Das sollte ich dich wohl fragen. Ich habe keine bessere Hälfte, die plötzlich mit erhobenem Nudelholz hinter mir auftauchen kann.
Adrian: Sie schläft. Das mit dem Nudelholz erinnert mich an einen Comic-Streifen aus der Tageszeitung, den Mama immer gelesen hat, als ich klein war. Voller Klischees über Männer und ihre Ehefrauen … Blondie und Dagobert hießen die Hauptpersonen, glaube ich.
Emma: :D Meine Mutter hat nie Comics gelesen. Das höchste der Gefühle war, dass sie uns mal eine Passage aus Fix und Foxy vorgelesen hat.
Adrian: Da braten die Frauen ihren Männern aber keins mit dem Nudelholz über, oder?
Emma: Nicht so häufig :-)
Adrian: War’s gestern nett?
Emma: Gemütlich war’s. Entspannt.
Adrian: Als ich nach Hause gekommen bin, musst du grad weg gewesen sein. Elli wirkte richtig zufrieden. Und, habt ihr alle Mädelthemen durchgehechelt?
Emma: Sie hat ziemlich viel über dich erzählt. Euch. Hauptsächlich Dinge, die du sicher schon weißt.
Adrian: Ist völlig okay, wenn du nichts sagen willst. Ich will dich auf keinen Fall in einen Loyalitätskonflikt bringen.
Emma: Zu spät.
Adrian: Lassen wir das. Morgen nach der Arbeit kommt der Käufer, um die Suzuki abzuholen. Ich wollte vorher noch eine Abschiedstour machen. Kommst du mit?
Ich starre auf den Bildschirm. Meint er das ernst? Dass wir uns treffen sollen? Jetzt? Heute Abend? Auf keinen Fall! Völlig ausgeschlossen. Absolut verboten in jeder denkbaren Weise. Außerdem hab ich die Haare nicht gewaschen. Seit gestern.
Adrian: Bist du noch da? Ich wollte wissen, ob du mitfährst? Nur eine halbe Stunde?
Emma: Dein Ernst?
Adrian: Ja
Emma: Ist das nicht sehr … dumm?
Adrian: Sicher. Aber wir fahren ja nur eine Runde. Mehr nicht.
Sein Blick auf dem Bild. Ein stummes Foto, eine Anzahl digitaler Pixel auf einem Computerbildschirm, die dazu führen, dass mein Herz das Blut mit doppelter Geschwindigkeit durch die Adern pumpt. Als ich ihm live im Flur bei Ellinor begegnet bin, habe ich kaum noch Luft gekriegt. Mich hinter ihm auf ein Motorrad zu setzen, ganz nah an seinem Körper, womöglich die Arme um ihn geschlungen – der reine Wahnsinn!
Emma: Ok
Hilfe, was habe ich getan?
Es dauert ein paar ewigkeitslange Sekunden, bis er antwortet. Ich sitze mit hämmerndem Herzen da und bin drauf und dran, mich zu erkundigen, ob er noch da ist, als seine Worte auf dem Schirm erscheinen.
Adrian: Ich war sicher, du würdest Nein sagen.
Emma: Wäre dir das lieber?
Adrian: Nein. Nein, verdammt. Ich bin in zehn Minuten bei dir. Zieh dir einen warmen Pulli an!
Im nächsten Augenblick hat er sich ausgeloggt.
Ich werfe einen verzweifelten Blick auf die Uhr. Zwanzig vor elf. In zehn Minuten! Scheiße!
Es ist immer noch nicht dunkel draußen. Die Sommerwärme hält sich zwischen den Häusern, aber nicht überall. An den Rändern lauert kühle Nachtluft. Ich habe einen Strickpullover über das Baumwolltop gezogen, die Haare einmal durchgebürstet und mir in aller Eile die Augen geschminkt. Nur ganz leicht, als wäre es der