Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
nett?«
»Was? Hm … ja, doch …«
»Kannst du kommen?«
Ein paar Sekunden ist gar nichts zu hören.
»Jetzt?«, fragt er schließlich.
»Nein, am 7. Februar 2037«, sage ich ungeduldig. »Was denkst du denn?«
»Ist ja gut. Ja, muss nur noch duschen.«
»Danke. Bis gleich.«
»Hm.«
Ich seufze und sehe mich in der Wohnung um. Es sieht ziemlich chaotisch aus. Nicht, dass Markus das was ausmachen würde, aber ich muss was tun. Also reiße ich das Fenster auf, mache das Bett und sammele Geschirr und Tassen zusammen, die überall herumstehen. Das heiße Spülwasser an den Händen hat eine beruhigende Wirkung, genau wie der klare Wasserstrahl aus dem Hahn, der Fettreste und Schaum wirbelnd in den Abfluss schickt und alles sauber und glänzend zurücklässt.
Worüber rege ich mich eigentlich auf? Ein bisschen Small Talk im Netz ist doch nun wirklich harmlos? Wahrscheinlich will er eh nur wieder über die Beziehung zu Ellinor reden. Vielleicht kann ich ihnen ja tatsächlich helfen. Aber kann ich das wirklich, ohne Ellinor zu hintergehen? Ja, natürlich kann ich das, es kommt einzig und allein darauf an, wie ich es angehe. Ich muss ja nicht wortwörtlich wiedergeben, über was wir gestern gesprochen haben. Nur versuchen, ihm den Grundgedanken nahezubringen. Aber der scheint ihm klar zu sein, wie ich das sehe. Vielleicht sollte ich ihm von der Ehe meiner Eltern erzählen? Was ich gerade von Papa erfahren habe. Es kann doch durchaus hilfreich sein zu wissen, dass es anderen ähnlich geht. Aber Mamas und Papas Beziehung war mit der Scheidung zu Ende. Nicht gerade aufbauend. Blablabla.
Ich sollte das nicht tun.
Das weiß ich.
Keine Entschuldigungen oder Ausflüchte, ich sollte überhaupt keinen Kontakt zu ihm haben, egal in welcher Form.
So einfach ist das.
Als Markus kommt, nehme ich ihn ganz fest in den Arm und entschuldige mich, dass ich ihn aus dem Bett geholt habe. Er erwidert meine Umarmung und sammelt meine widerspenstigen Locken im Nacken.
»Keine Gefahr, Emmis.« Er lacht. »So, und jetzt sag mal aaah, damit Doktor Oskarsson gucken kann, wie dir zu helfen ist.«
Ich lächele auch.
»Magst du einen Tee?«
»Lieber Kaffee, wenn du hast.«
Ich nicke und schalte die Kaffeemaschine an. Ich fühle mich gleich viel ruhiger, wo Markus da ist. Die Ordnung ist wiederhergestellt.
Markus hört sich geduldig mein wirres Gefasel über Adrian an und schüttelt am Ende besorgt den Kopf.
»Meine Güte, klingt das kompliziert«, sagt er. »Zieh jetzt die Notbremse, bevor alles mit dir durchgeht. Bis jetzt ist ja noch nichts passiert eigentlich. Aber er scheint genauso schwach zu sein wie die meisten Jungs, wenn es ums andere Geschlecht geht. Wenn du also keinen Schlussstrich ziehst, wird er es vermutlich auch nicht tun und das werdet ihr garantiert irgendwann bereuen. Du verlierst deine beste Freundin und sicher noch eine Reihe anderer Freunde, die Ellinors Partei ergreifen, und Adrian verliert seine Partnerin. Und ihr werdet voraussichtlich auch nicht glücklich miteinander, weil das Chaos, das ihr angerichtet habt, wie eine dunkle Wolke über euch hängen und auf alles abfärben wird.«
»An ›Zusammensein‹ hab ich überhaupt noch nicht gedacht«, nuschele ich. »Das ist doch total unrealistisch.«
»Genau. Also warum das Fundament zu einem Haus legen, das eh nie gebaut werden kann?«
Ich sehe ihn an, wie er mit angewinkelten Beinen auf seiner Sofaseite sitzt, mir gegenüber. Es ist so einleuchtend, was er sagt, so offensichtlich. Wieso muss ich es mir von ihm sagen lassen, obwohl ich es selber ganz genau weiß?
»Du bist so widerlich weise«, sage ich.
»Nicht wahr?«, sagt er grinsend und nimmt einen Schluck Kaffee.
»Was habt ihr eigentlich gestern Abend gemacht?«, frage ich. »Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass ihr die Stadt auf den Kopf gestellt habt.«
Markus lacht. »Ne, das haben wir nicht geschafft. Aber es war ziemlich wild.«
Er erzählt von der Fete, die nicht in der Weißen Villa stattgefunden hat, sondern bei einem der Gäste vom letzten Mal, bei Lukas Leander. Laut Markus ein »echt cooler Typ«.
»Der auch mit Kokain rummacht?«, frage ich.
»Zumindest hat er was bestellt. Das ist echt scharf. Die Bullen scheinen die Dealer im Visier zu haben, deswegen gibt es für die Käufer einen Haufen Codes. Lukas hat irgendwen angerufen und gesagt, dass er für sich und seine Freunde ein paar Filme ausleihen wolle, Actionfilme. Wenn man das sagt, kriegt man offensichtlich beste
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