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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Titel: Er ist wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timur Vermes
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ist es eine
    nationale Schande, dass hier in Deutschland
    nur
    ein türkischer! Anhänger unserer Bewegung
    dieses auch laut zu sagen wagt.
    Volksgenossen und Volksgenossinnen:
    Wenn ich die Gegenwart Deutschlands betrachte,
    so überrascht mich das nicht!
    Der Deutsche der Gegenwart
    trennt seinen Abfall gründlicher
    als seine Rassen
    mit einer einzigen Ausnahme:
    auf dem Felde des Humors.
    Hier macht
    nur!
    der Deutsche Scherze über den Deutschen,
    der Türke macht Scherze über den Türken.
    Die Hausmaus macht Scherze über die Hausmaus
    und
    die Feldmaus über die Feldmaus.
    Das hat sich zu ändern,
    und das wird sich ändern.
    Ab heute, 22.45 Uhr, scherzt die Hausmaus
    über die Feldmaus,
    der Dachs über den Rehbock
    und der Deutsche über den Türken.
    Daher schließe ich mich inhaltlich
    in vollem Umfang
    der Ausländerkritik meines Vorredners an.«
    Damit trat ich ab.
    Die Stille war erstaunlich.
    Ich ging mit festem Schritt hinter die Kulissen. Aus dem Publikum war noch immer kein Laut zu hören. Der Dame Bellini flüsterte gerade ein Kollege etwas ins Ohr. Ich stellte mich neben sie und beobachtete wieder das Publikum. Die Augen der Menschen waren verwirrt, sie suchten Halt auf der Bühne und schweiften zurück zu dem Moderatorenschreibtisch. Dort saß jener Wizgür und klappte auf der Suche nach einer launigen Verabschiedung ratlos den Mund auf und zu. Es war jene sichtliche Überforderung, die im Publikum einen wahren Lachsturm hervorrief. Ich verfolgte nicht unzufrieden seine völlige Unfähigkeit, die letzten Endes in einem lauwarmen »Bis zum nächsten Mal und schalten Sie wieder ein« versiegte. Die Bellini räusperte sich. Sie schien für einen Augenblick unsicher, so beschloss ich, ihr etwas Mut zuzusprechen.
    »Ich weiß, was Sie jetzt denken«, sagte ich ihr.
    »So?«, meinte sie. »Wissen Sie das?«
    »Natürlich«, antwortete ich. »Mir ging es einmal ähnlich. Wir hatten erstmals den Circus-Krone-Bau angemietet, und es war nicht sicher, ob …«
    »Entschuldigen Sie«, sagte die Bellini, »ein Anruf.«
    Sie zog sich in einen Winkel der Kulissen zurück und hob ihr mobiles Telefongerät ans Ohr. Was sie hörte, schien ihr nicht zu gefallen. Ich versuchte gerade, ihre Miene zu deuten, als ich eine Hand an der Uniform spürte. Es war jener Wizgür, der mich am Kragen riss. Sein Gesicht hatte nichts Heiteres mehr. Mir wurde wieder einmal schmerzlich das Fehlen meiner SS bewusst, als er mich an die Kulissen drückte und zwischen den Zähnen hervorstieß:
    »Du Arschloch schließt dich hier nicht irgendwelchen Vorrednern an!«
    Aus den Augenwinkeln sah ich einige Ordner herbeilaufen. Wizgür stieß mich nochmals an die Wand, ließ mich aber los. Sein Kopf war dunkelrot. Dann drehte er sich um und schrie: »Was läuft hier für eine abgewichste Scheiße? Ich dachte, der macht hier sein Nazi-Programm!« Mit unverminderter Lautstärke wandte er sich dann an den neben uns stehenden Hotelreservierer Sawatzki: »Wo ist die Carmen? Wo? Ist? Die? Carmen?!«
    Blass, aber straff gespannt eilte die Dame Bellini herbei. Ich überlegte, ob ich in jenem Augenblicke mit ihrer vollen Bündnistreue rechnen konnte, kam aber zu keinem endgültigen Ergebnis. Sie machte beschwichtigende Handbewegungen und öffnete den Mund zu einer Äußerung, kam jedoch nicht dazu.
    »Carmen! Endlich! Hier läuft eine Riesenscheiße ab! Hast du das gesehen? Hast du das gesehen? Was ist das für ein Arschloch? Du hast gesagt, ich mache meine Ausländernummer und der macht seinen Nazi-Scheiß. Du hast gesagt, er wird mir widersprechen! Er wird sich über Türken im Fernsehen aufregen oder so! Und jetzt das! Was heißt hier ›Anhänger der Bewegung‹? Welche Bewegung? Wieso Anhänger? Wie stehe ich denn jetzt da?«
    »Ich hab dir aber auch gesagt, dass er anders ist«, sagte die Bellini, die sich erstaunlich rasch wieder vollkommen in den Griff bekam.
    »Das ist mir scheißegal«, schäumte jener Wizgür, »ich sage es hier und jetzt: Ich will diese Drecksau nicht mehr in meiner Sendung. Der hält sich an keine Absprachen! Ich lass mir von dem Arschloch nicht die Sendung ruinieren.«
    »Bleib ruhig«, sagte die Bellini jetzt mit einer eigentümlich sanft-energischen Stimme. »Das ist doch gar nicht so schlecht gelaufen.«
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte einer der beiden Saalordner.
    »Schon klar«, sagte die Dame Bellini beschwichtigend, »ich habe das hier unter Kontrolle. Beruhige dich, Ali.«
    »Ich beruhige mich überhaupt

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