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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Titel: Er ist wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timur Vermes
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nicht«, gellte Wizgür, dann bohrte er mir seinen Zeigefinger knapp unter den Schulterriemen. »Du machst mir hier nichts kaputt, Freundchen«, und dabei hämmerte er unablässig wie ein Specht mit dem Zeigefinger auf meine Brust, »du glaubst, du kommst hier durch mit deiner albernen Hitleruniform und deiner ach so undurchschaubaren Masche, aber ich sag dir, das ist überhaupt nicht neu, das ist ein ganz alter Hut. Du bist ein Amateur. Was glaubst du, was du hier machst? Du kommst und setzt dich ins gemachte Nest? Aber daraus wird nichts, mein Lieber, das kannst du dir abschminken! Wenn hier jemand Anhänger hat, dann bin ich das! Das ist mein Publikum, das sind meine Fans, da hältst du dich mal schön raus! Du bist ein erbärmlicher Amateur, und deine Uniform und deine ganze Nummer ist absolute Scheiße. Mit dem Quatsch kannst du demnächst in irgendwelchen Bierzelten auftreten oder im Schützenverein, ich sage dir: Du wirst nichts mehr!«
    »Ich brauche nichts zu sein«, sagte ich gelassen, »hinter mir stehen Millionen volksdeutsche Genossen, die …«
    »Hör mit deiner Scheiße auf«, kreischte Wizgür, »du bist hier nicht auf Sendung! Glaubst du, du kannst mich provozieren? Du provozierst mich nicht! Mich!! Nicht!!!«
    »Kommt runter«, sagte die Bellini jetzt laut, »alle beide. Klar, wir müssen das alles noch ein wenig überarbeiten. Das braucht noch ein wenig Feintuning. Aber es war gar nicht so schlecht. Eben was Neues. Jetzt beruhigen wir uns und schauen, was die Kritiken sagen …«
    Und wenn ich seit meiner jüngeren Gegenwart einmal meiner Berufung absolut sicher war, dann war es in diesem Augenblick.

xv.
    E s sind die Momente der Krise, die den wahren Führer offenbaren. In denen er Nervenstärke zeigt, Durchhaltewillen, unbedingte Entschlossenheit, obgleich die Welt sich gegen ihn stellt. Wenn Deutschland mich nicht gehabt hätte, wäre 1936 niemand ins Rheinland einmarschiert. Alle haben sie gezittert, wir hätten nichts tun können, wenn der Gegner sich zum Losschlagen entschlossen hätte, gerade einmal fünf Divisionen hatten wir einsatzbereit, die Franzosen allein das Sechsfache, und dennoch habe ich es gewagt. Niemand hätte das getan außer mir, und ich habe in jener Zeit genau beobachtet, wer zu mir stand, mit den Beinen oder mit dem Herzen, das Schwert in der Hand, Seite an Seite.
    Und es sind jene Momente der Krise, in denen das Schicksal auch die wahren Getreuen offenbart. Es sind diese Momente des Zweifels, in denen aus dem Wagnis der Erfolg erwächst, wenn – aber nur wenn – der fanatische Glaube ungebrochen ist. Wo man diejenigen erkennt, die diesen Glauben nicht haben, sondern die nur in banger Erwartung verfolgen, auf welche Seite sie sich zu schlagen haben. Eine Führernatur muss diese Leute im Auge behalten. Es ist möglich, sie zu benutzen, jedoch darf man nicht den Erfolg der Bewegung von ihnen abhängig machen. Sensenbrink war einer von ihnen.
    Sensenbrink trug das, was man in diesen Tagen wohl unter einem erstklassigen Anzug versteht. Er versuchte gelassen zu wirken, aber ich sah natürlich, dass er blass war, die Blässe des Spielers, der weiß, dass er den Verlust nicht ertragen könnte, mehr noch, dass er den Augenblick nicht ertragen könnte, in dem deutlich wird, dass der Verlust unabwendbar ist. Diese Sorte von Menschen hat nie ein eigenes Ziel vor Augen, sie wählen jeweils das Ziel, das den nächsten Erfolg verspricht, und sie erkennen dabei nicht, dass dieser Erfolg niemals ihr eigener sein wird. Diese Menschen hoffen, sie wären Erfolgsmenschen, doch sie sind nur Erfolgsbegleiter, und weil sie das ahnen, fürchten sie den Augenblick der Niederlage, in dem deutlich wird, dass der Erfolg nicht nur nicht der ihre ist, sondern sogar nicht einmal von ihrer Begleitung abhängig ist. Sensenbrink bangte um seine Reputation, nicht um die nationale Sache. Es war absolut sicher, dass Sensenbrink niemals für Deutschland und mich vor der Feldherrnhalle im Kugelhagel verbluten würde. Im Gegenteil: Wie zufällig gesellte er sich näher zur Dame Bellini, und wer nicht völlig blind war, konnte sehen, dass trotz all seines aufgeblasenen Selbstbewusstseins es letztlich er war, der sich von ihr moralische Unterstützung erhoffte. Das verwunderte mich nicht.
    Ich habe vier Paradefrauen in meinem Leben kennengelernt. Frauen, die für eine Partnerwahl natürlich undenkbar gewesen wären. Ich meine: Da kommt Mussolini zu Besuch oder Antonescu, und wenn man dann solch einer Frau

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