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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Titel: Er ist wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timur Vermes
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hier!«
    »Ich versuche schon die ganze Zeit, Sie zu erreichen. Ich soll Ihnen von Frau Bellini ausrichten: Die Firma ist sehr zufrieden!«
    »Nun ja«, sagte ich, »das ist schön. Ich selbst hatte mir allerdings etwas mehr erwartet.«
    »Mehr?«, fragte Sawatzki irritiert, »noch mehr?«
    »Mein lieber Herr Sawatzki«, sagte ich beschwichtigend, »drei Zeitungsartikel sind ganz gut und schön, aber wir haben schließlich andere Ziele …«
    »Zeitungsartikel«, krähte Sawatzki, »wer redet von Zeitungsartikeln? Sie sind bei Youtube gelandet. Und Sie kriegen Klicks ohne Ende!« Dann senkte er seine Stimme und meinte: »Unter uns – es gab hier direkt nach der Sendung einige Stimmen, die Sie fallen lassen wollten. Ich nenne keine Namen. Aber jetzt … Schauen Sie sich das an! Die Jugend liebt Sie.«
    »Die Jugend empfindet eben noch unverfälscht«, sagte ich.
    »Und deswegen müssen wir sofort neue Sachen produzieren«, rief Sawatzki aufgeregt. »Ihr Anteil wird ausgedehnt. Es sind jetzt auch kleine Einspieler vorgesehen! Sie müssen sofort ins Büro kommen! Wo sind Sie?«
    »Im Kiosk«, sagte ich.
    »Gut«, sagte Sawatzki, »bleiben Sie da, ein Taxi ist unterwegs!« Dann legte er auf.
    »Und«, fragte der Zeitungskrämer, »gute Nachrichten?«
    Ich hielt ihm meinen Telefonapparat hin. »Kommen Sie damit zu einer Angelegenheit namens Jutjuub?«

xvii.
    E s war Folgendes passiert: Jemand hatte mittels einer technischen Vorrichtung meinen Auftritt bei Wizgür aufgezeichnet und in das Internetz hineingetan, an einen Ort, bei dem jeder seine kleinen Filme ausstellen konnte. Und jeder konnte ansehen, was er wollte, ganz ohne dass die jüdische Schmierenjournaille ihm dabei Vorschriften machte. Selbstverständlich konnten auch Juden ihre Machwerke hier hineintun, aber ohne Bevormundung sah man gleich, wo das Ganze endete: Das Volk sah wieder und wieder meinen Auftritt bei Wizgür. Das konnte man an einer Zahl ablesen, die unter dem Filmausschnitt zu sehen war.
    Nun traue ich solchen Zahlen gewöhnlich nicht allzu sehr. Ich habe lange genug mit Parteigenossen und Wirtschaftsführern zu tun gehabt, um zu wissen, dass es überall Karrieristen und andere zwielichtige Charaktere gibt, die gerne ein wenig nachhelfen, wenn es darum geht, Zahlen in das rechte Licht zu rücken. Sie verschönern sie, oder sie geben einem eine Vergleichszahl dazu, die ihre eigene Zahl sehr gut aussehen lässt, während sie Dutzende anderer Zahlen verschweigen, die geeignet wären, eine wesentlich ungünstigere Wahrheit zu enthüllen. Daher habe ich mich sogleich selbst daran gemacht und einige Zahlen jüdischer Machwerke angesehen. Ich überwand mich sogar, man darf da nicht zimperlich sein, und überprüfte etwa die Zahlen jenes Chaplin-Films »Der große Diktator«. Gut, die Besuchermengen hier waren über siebenstellig, aber man musste derlei natürlich in einem sauberen Vergleich berechnen. Chaplins billiges Machwerk lag schließlich seit etwa siebzig Jahren vor, insofern kommt man dann auf etwa 15000 Besucher pro Jahr, immer noch beträchtlich, aber freilich nur auf dem Papier. Denn gewiss muss man auch hier von einem allmählich abnehmenden Interesse ausgehen. Naturgemäß ist die Neugier des Menschen auf aktuelle Ereignisse immer erheblich größer als auf abgehangene Ware, womöglich noch, wie hier, in schwarz-weißer Produktion, wo man heute doch den Farbfilm gewohnt ist. Insofern konnte man davon ausgehen, dass wohl dieser Film seine meisten Besucher im Internetz wohl in den sechziger und siebziger Jahren gehabt haben musste. Heute dürften im Jahr wohl allenfalls noch einige Hundert dazukommen, Filmstudenten vermutlich, einige Rabbiner und dergleichen »Fachpublikum«. Derlei Werte hatte ich jedoch in den letzten drei Tagen mühelos um das Tausendfache überboten.
    Das war für mich vor allem in einer Hinsicht sehr interessant.
    Bis zu jenem Augenblicke hatte ich meine besten Erfahrungen in Angelegenheiten der Volksaufklärung und Propaganda mit Methoden gemacht, die sich von den heutigen erheblich unterschieden. Ich hatte mit Kolonnen von Braunhemden der SA gearbeitet, die Fahnen schwenkend auf den Ladeflächen von Lastkraftwagen durch die Stadt fuhren und den bolschewistischen Rotfrontkämpfern die Faust ins Gesicht trieben, den Knüppel auf den Schädel, die gerne und mit meiner vollsten Unterstützung auch einmal versuchten, mit dem Knobelbecher die Vernunft in diese verbohrten Kommunistenkörper hineinzutreten. Nun stellte ich

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