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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Titel: Er ist wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timur Vermes
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ein Spanier gehen in ein Bordell. Wer zahlt? Deutschland.
    Der war sehr gelungen. Streicher hätte natürlich noch eine Zeichnung dazu in Auftrag gegeben, auf der diese drei verschwitzten, unrasierten Südländer ein unschuldiges Ding mit ihren dreckigen Fingern betatschen, während der ehrliche deutsche Arbeiter schuften muss, aber unterm Strich wäre das wohl hier eher hinderlich gewesen, es hätte den Scherz aus seiner klugen Unauffälligkeit herausgehoben.
    Ansonsten wurde ein bunter Eintopf an Verbrechensgeschichten über die Seiten gegossen, danach folgte die seit jeher beste erhältliche Beschwichtigungsberichterstattung – der Sport, und dann eine Versammlung von Fotos, auf denen berühmte Menschen alt oder hässlich aussahen, eine vollendete Symphonie von Neid, Missgunst und Niedertracht. Eben aus diesem Grunde hätte ich es gerne gesehen, wenn eine kleine Notiz meines Auftrittes in diesem Umfelde Erwähnung gefunden hätte. Aber der Zeitungskrämer hatte das Blatt völlig zu Recht nicht auf den Stapel gelegt, es fand sich nichts. Ich ließ das Blatt sinken, als der Krämer sein Telefon wieder wegsteckte.
    »Das war mein Sohn«, sagte er, »der, dessen Schuhe Ihnen nicht gefallen. Er hat gefragt, ob Sie der Typ aus meinem Kiosk sind. Er hat Sie gesehen. Auf dem Handy von einem Freund. Ich soll Ihnen sagen, Sie seien total krass.«
    Ich blickte den Zeitungskrämer verständnislos an.
    »Er findet Sie wohl gut«, übersetzte der Krämer. »Ich will gar nicht wissen, was die alles für Filmchen auf ihren Handys haben, aber da landet auf jeden Fall nichts, was sie nicht irgendwie gut oder spannend finden.«
    »Die Jugend empfindet noch unverfälscht«, bestätigte ich ihm. »Da gibt es kein gut oder schlecht, sie denken so, wie es ihnen die Natur eingibt. Wenn ein Kind richtig erzogen ist, wird es keine falsche Entscheidung treffen.«
    »Haben Sie eigentlich Kinder?«
    »Leider nein«, sagte ich. »Das heißt, es wurde gelegentlich aus interessierten Kreisen gestreut, es gäbe da einige Bankerten, wie es bei uns heißt.«
    »Oho«, meinte der Zeitungskrämer und zündete sich launig eine Zigarette an, »es ging um den Unterhalt …«
    »Nein, man wollte mich unmöglich machen. Eine Lächerlichkeit sondergleichen. Seit wann ist es unrecht oder unehrenhaft, einem Kinde das Leben zu schenken?«
    »Sagen Sie das mal der CSU .«
    »Gut, man muss da immer wieder auf die einfachen Menschen Rücksicht nehmen. Da kann man ja mit Argumenten kommen, wie man will, da überfordert man immer wieder viele damit. Himmler hat das mal versucht, in der SS . Der wollte gleiche Rechte für eheliche und uneheliche Kinder von SS -Männern durchsetzen, nicht mal da hat das richtig geklappt. Leider, die armen Kinder. Da wird so ein kleiner Bub, ein kleines Mädel schief angesehen, es wird gehänselt, die anderen Kinder tanzen um es herum, sie singen Spottverse. Das ist auch nicht gut für den Gemeinsinn. Wir sind alle Deutsche, die ehelichen und die unehelichen. Ich sage immer: Kind ist Kind, das gilt im Kindbett wie im Schützengraben. Man muss es natürlich auch anschließend versorgen, das ist klar. Aber was wäre das für ein Schweinehund, wenn er sich anschließend aus dem Staube macht?«
    Ich legte die »Bild«-Zeitung wieder zurück.
    »Und was ist dann aus der Sache geworden?«
    »Nichts. Das waren Verleumdungen, natürlich. Und man hat dann auch nichts mehr davon gehört.«
    »Na, dann«, sagte der Zeitungskrämer und nahm einen Schluck Tee.
    »Ich weiß natürlich nicht, ob sich irgendwann die Gestapo noch darum gekümmert hat, aber das wird wohl nicht mehr nötig gewesen sein.«
    »Wahrscheinlich nicht. Sie haben die Presse ja gleichgeschaltet …« Und dabei lachte er, als habe er einen Witz gemacht.
    »Ganz genau«, nickte ich. Dann ertönte der »Walkürenritt«.
    Fräulein Krömeier hatte mir das eingerichtet. Nachdem wir diese ganzen Computer in Betrieb genommen hatten, war ihr aufgefallen, dass man mir auch eines jener tragbaren Telefone besorgt hatte. Es war jenes Gerät eine unglaubliche Angelegenheit, mit der man obendrein ebenfalls in diesem Internetz herumfahren konnte, und das sogar noch einfacher als mit dem Mausgerät: Man steuerte es einfach mit den Fingern. Ich ahnte sofort, dass ich hier schöpferische arische Genialität in Händen hielt, und natürlich ließ sich mit wenigen Handgriffen herausfinden, dass die Marktreife jener Technik bei der hervorragenden Firma Siemens entwickelt worden war. Diese

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