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Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town

Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town

Titel: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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durch und zwang sich, nicht zu stottern. Sie war dreiunddreißig Jahre alt. Ebenso wie er. »Ich wollte dir sagen, dass ich in der Stadt bin, bevor du es von anderen erfährst.«
    »Zu spät.« Der Regen prasselte aufs Dach, und das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich aus. Sie spürte seinen Blick. Er berührte ihr Gesicht und glitt an ihrer gelben Öljacke herab, und als sie schon glaubte, er würde überhaupt nichts mehr sagen, fuhr er fort. »Wenn das alles war, was du zu sagen hast, kannst du ja jetzt gehen.«
    Sie hatte noch mehr zu sagen. Eine ganze Menge sogar. Sie hatte Steven versprochen, Jack einen Brief zu geben, den er einige Monate vor seinem Tod geschrieben hatte. Der Brief steckte in ihrer Manteltasche. Sie musste Jack die Wahrheit über das erzählen, was vor fünfzehn Jahren vorgefallen war, und ihm den Brief geben. »Es ist wichtig, dass wir miteinander reden. Bitte.«
    Er musterte sie einige Augenblicke lang, ehe er sich umwandte und im Haus verschwand. Er öffnete ihr zwar nicht die Fliegentür, schlug ihr aber auch nicht die Haustür vor der Nase zu. Allerdings bestand kein Zweifel daran, dass er es ihr nicht leicht machen würde. Andererseits – hatte er das je getan?
    Die Fliegenschutztür gab das gewohnte Quietschen von sich, als Daisy sie öffnete. Sie folgte Jack durchs Wohnzimmer in die Küche. Seine Silhouette verschwand um eine Ecke, doch Daisy kannte den Weg.
    Im Haus roch es nach frischer Farbe. Daisy nahm dunkle Möbel und einen Großbildfernseher wahr, den Umriss von Mrs. Parrishs Klavier an der einen Wand und fragte sich flüchtig, wie viel sich verändert haben mochte, seit sie
das letzte Mal dieses Haus betreten hatte. Als sie in die Küche trat, flammte das Licht auf, und es war, als hätte jemand die Zeit zurückgedreht. Beinahe rechnete sie damit, Mrs. Parrish vor dem Herd stehen zu sehen, wo sie Brot oder Daisys Lieblings-Erdnuss-Kekse backte. Das grüne Linoleum vor der Spüle war noch immer abgenutzt, die Arbeitsflächen nach wie vor blau-türkis gesprenkelt.
    Jack hatte den Kühlschrank geöffnet, so dass sein Oberkörper hinter der geöffneten Tür verborgen war und sie nur seine langen Beine und sein Hinterteil sehen konnte. Seine braun gebrannten Finger umfassten den Chromgriff. Eine Gesäßtasche seiner engen Levi’s hatte einen dreieckigen Riss, und die Nähte waren so abgeschabt, dass sie aussahen, als wollten sie jeden Moment nachgeben.
    Adrenalin schoss durch ihre Adern, und sie ballte die Fäuste, damit ihre Hände zu zittern aufhörten. Schließlich richtete sich Jack zu seiner vollen Größe auf, und mit einem Mal schien alles wie in Zeitlupe abzulaufen, als hätte plötzlich jemand einen Schalter am Filmprojektor umgelegt. Er drehte sich mit einer Tüte Milch in der Hand um und schloss die Kühlschranktür. Für den Bruchteil einer Sekunde blieben ihre Augen an der schmalen Spur dunklen Haars hängen, die aus seinem Hosenbund wuchs und sich um seinen Nabel kräuselte. Sie ließ den Blick über das Haar auf seinem flachen Bauch und die wohl definierte Brustmuskulatur wandern. Falls sie noch Zweifel gehegt haben sollte, wären sie durch diesen Anblick endgültig ausgeräumt. Er war nicht mehr der Junge, den sie einmal gekannt hatte. Er war eindeutig ein Mann.
    Sie zwang sich, ihm ins Gesicht zu sehen, das kräftige Kinn, die geschwungenen Lippen, seine Augen, und spürte, wie ihre Kehle trocken wurde. Jack Parrish war immer ein gut aussehender Junge gewesen, doch nun besaß er eine
geradezu gefährliche Attraktivität. Eine Locke seines dichten Haars war ihm in die Stirn gefallen. Diese hellgrünen Augen, an die sie sich so gut erinnerte, die sie einmal so besitzergreifend und voller Leidenschaft angesehen hatten, musterten sie jetzt, als bedeutete ihm ihr Anblick kaum mehr als der eines streunenden Hundes.
    »Bist du gekommen, um mich anzustarren?«
    Sie trat weiter in die Küche und schob die Hände in die Taschen ihres Regenmantels. »Nein, ich wollte dir sagen, dass ich in der Stadt bin und meine Mutter und Schwester besuche.«
    Er hob den Milchkarton an die Lippen, trank und wartete auf eine weitere Erklärung.
    »Ich dachte, du solltest das wissen.«
    Über den Karton hinweg sah er sie an, ehe er den Blick senkte. Manche Dinge hatten sich doch nicht geändert. Jack Parrish, ein übler Bursche und Hansdampf in allen Gassen, war schon immer Milchtrinker gewesen. »Wie kommst du darauf, dass mich das auch nur die Bohne interessiert? «, fragte er und wischte

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