Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Segen, wie mir scheint … Wie viele Tote habt ihr zu beklagen?«
»Zweiundvierzig.«
Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen. Dann fragte Nasuada: »Hatte Carn Familie?«
Roran zuckte die Achseln, nur eine schwache Bewegung seiner linken Schulter. »Das weiß ich nicht. Er kam irgendwo aus dem Norden, glaube ich, aber keiner von uns hat wirklich über sein Leben vor … vor alledem … gesprochen. Es schien nie besonders wichtig zu sein.«
Ein plötzliches Kratzen in Rorans Kehle zwang ihn, wieder und wieder zu husten. Er beugte sich über den Tisch, bis seine Stirn das Holz berührte, und verzog das Gesicht, während der Schmerz an seinem Rücken, seiner Schulter und dem verletzten Mund ihn immer wieder schüttelte. Die Krämpfe waren so heftig, dass der Wein in seinem Kelch über den Rand schwappte und sich über seine Hand ergoss.
Während er sich langsam erholte, meinte Nasuada: »Roran, du musst einen Heiler rufen, der dich untersucht. Du bist krank und gehörst ins Bett.«
»Nein.« Er wischte sich den Speichel aus dem Mundwinkel, dann sah er zu ihr auf. »Sie haben getan, was sie konnten, und ich bin kein kleines Kind, um das man viel Aufhebens machen muss.«
Nasuada zögerte, dann neigte sie den Kopf. »Wie du wünschst.«
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte er. »Bin ich hier fertig?«
»Ich hatte die Absicht, dich zurückkehren zu lassen, sobald Aroughs eingenommen ist, aber du bist nicht in der Verfassung, den ganzen Weg nach Dras-Leona zu reiten. Du wirst warten müssen, bis …«
»Ich werde nicht warten«, grollte Roran. Er packte den Spiegel und zog ihn zu sich heran, bis er nur noch wenige Zoll von seinem Gesicht entfernt war. »Ihr sollt mich nicht verhätscheln, Nasuada. Ich kann reiten, und ich kann schnell reiten. Der einzige Grund, warum ich hierhergekommen bin, war die Bedrohung, die Aroughs für die Varden darstellte. Diese Bedrohung besteht nicht mehr – ich habe sie beseitigt. Also habe ich nicht die Absicht, hierzubleiben, Verletzungen hin oder her, während meine Frau und mein ungeborenes Kind weniger als eine Meile von Murtagh und seinem Drachen entfernt sitzen!«
Nasuadas Stimme wurde hart. »Du bist nach Aroughs gegangen, weil ich dich hingeschickt habe.« Dann fuhr sie in entspannterem Ton fort: »Aber ich verstehe deine Gründe. Du kannst sofort zurückreiten, falls du dazu in der Lage bist. Diesmal brauchst du nicht Tag und Nacht zu reiten, wie du es auf dem Hinweg getan hast, aber ebenso wenig solltest du trödeln. Sei einfach vernünftig. Ich will Katrina nicht erklären müssen, dass du dich auf der Reise hierher umgebracht hast … Wem sollte ich deiner Meinung nach das Kommando übertragen, wenn du Aroughs verlässt?«
»Hauptmann Brigman.«
»Brigman? Warum das? Hattest du nicht einige Schwierigkeiten mit ihm?«
»Er hat geholfen, die Männer bei der Stange zu halten, nachdem ich angeschossen worden war. Mein Kopf war zu der Zeit nicht besonders klar …«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»… und er hat dafür gesorgt, dass sie nicht in Panik geraten oder die Nerven verlieren. Außerdem führt er sie in meinem Namen, seit ich in diesem elenden Prachtbau von Palast festsitze. Er ist der Einzige, der genug Erfahrung hat. Ohne ihn hätten wir nicht die Kontrolle über ganz Aroughs erlangt. Die Männer mögen ihn und er ist tüchtig, wenn es um Planung und Organisation geht. Er wird die Stadt gut verwalten.«
»Dann also Brigman.« Nasuada wandte den Blick vom Spiegel ab und murmelte einer Person, die er nicht sehen konnte, einige Worte zu. Kurz darauf drehte sie sich wieder zu ihm um und sagte: »Ich muss zugeben, ich hätte nie gedacht, dass du Aroughs tatsächlich erobern würdest. Es schien unmöglich, dass irgendjemand die Verteidigung der Stadt in so kurzer Zeit durchbrechen könnte, mit so wenigen Männern und ohne die Hilfe eines Drachen oder Reiters.«
»Warum habt Ihr mich dann hierhergeschickt?«
»Weil ich irgendetwas versuchen musste, bevor ich Eragon und Saphira erlauben konnte, so weit wegzufliegen, und weil du es dir zur Gewohnheit gemacht hast, Erwartungen zu übertreffen und dich zu behaupten, wo andere scheitern oder aufgeben. Wenn das Unmögliche geschehen sollte, schien es mir am wahrscheinlichsten, dass es unter deinem Kommando geschieht, was ja auch der Fall war.«
Roran schnaufte leise. Und wie lange kann ich das Schicksal noch herausfordern, bevor ich so ende wie Carn?
»Sag, was du willst, aber du kannst deinen eigenen
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