Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
ist bedauerlich.«
»Auch … seine Tochter, Prinzessin Galiana.« Er hatte ihr Bild immer noch vor Augen: den winzigen, zierlichen Körper in dem schönen lavendelfarbenen Kleid mit Rüschen und Bändern.
Nasuada runzelte die Stirn. »Wer folgt Halstead als Graf von Fenmark nach?«
»Tharos der Flinke.«
»Derselbe, der gestern den Angriff gegen Euch angeführt hat?«
»Genau der.«
Es war am Nachmittag gewesen, als seine Männer Tharos zu ihm geführt hatten. Der kleine, bärtige Mann hatte verstört gewirkt, obwohl er nicht verletzt war. Und seinen Helm mit dem protzigen Federbusch hatte er auch nicht mehr aufgehabt.
Roran – der bäuchlings auf einem gepolsterten Sofa gelegen hatte, um seinen Rücken zu schonen – hatte ihn mit den Worten begrüßt: »Ich glaube, Ihr schuldet mir eine Flasche Wein.«
»Wie habt Ihr das gemacht?!«, hatte Tharos stattdessen erwidert und in seiner Stimme hatte Verzweiflung mitgeklungen. »Die Stadt war uneinnehmbar. Höchstens ein Drache hätte diese Mauern überwinden können. Und trotzdem habt Ihr es geschafft. Ihr seid kein Mensch, Ihr seid …« Und er war verstummt, außerstande, weiterzusprechen.
»Wie hat er auf den Tod seines Vaters und seiner Schwester reagiert?«, erkundigte sich Nasuada.
Roran stützte den Kopf in die Hand. Seine Stirn war schweißnass und er rieb sie mit dem Ärmel trocken. Er zitterte. Trotz des Schweißes fror er am ganzen Körper, vor allem an den Händen und an den Füßen. »Er schien nicht gerade viel auf seinen Vater zu geben. Seine Schwester dagegen …« Roran zuckte zusammen, als er sich an die Flut von Schimpfworten erinnerte, mit denen Tharos ihn bedacht hatte, nachdem er von Galianas Tod erfahren hatte.
»Sollte ich je die Gelegenheit dazu bekommen, werde ich Euch dafür töten«, hatte Tharos erklärt. »Das schwöre ich.«
»Dann solltet Ihr Euch besser beeilen«, hatte Roran erwidert. »Jemand anderes hat bereits Anspruch auf mein Leben erhoben, und wenn irgendjemand mich töten wird, schätze ich, dass er es sein wird.«
»… Roran? … Roran!«
Überrascht bemerkte er, dass Nasuada seinen Namen rief. Er richtete seine Augen wieder auf ihr Gesicht, das der Spiegel wie ein Porträt einrahmte, und mühte sich, seine Stimme wiederzufinden. Schließlich fuhr er fort: »Tharos ist nicht wirklich der Graf von Fenmark. Er ist der jüngste von Halsteads sieben Söhnen, aber alle seine Brüder sind geflohen oder halten sich versteckt. Daher ist Tharos im Augenblick der Einzige, der bleibt, um Anspruch auf den Titel zu erheben. Er gibt einen guten Gesandten zwischen uns und dem Ältestenrat der Stadt ab. Ohne Carn kann ich allerdings unmöglich sagen, wer Galbatorix einen Eid geleistet hat und wer nicht. Die meisten Adligen vermutlich und die Soldaten natürlich, aber wir können nicht wissen, wer sonst noch.«
Nasuada schürzte die Lippen. »Ich verstehe … Dauth ist von euch aus die nächste Stadt. Ich werde Fürstin Alarice – die du, glaube ich, kennengelernt hast – bitten, jemanden nach Aroughs zu schicken, der in der Kunst des Gedankenlesens bewandert ist. Die meisten Adligen haben so jemanden in ihrem Gefolge, daher sollte es Alarice nicht schwerfallen, unsere Bitte zu erfüllen. Allerdings hat König Orrin, als wir zu den Brennenden Steppen aufgebrochen sind, jeden halbwegs fähigen Magier aus Surda mitgenommen. Das bedeutet, wen immer dir Alarice schickt, er wird wahrscheinlich keine andere magische Fähigkeit besitzen außer der, die Gedanken anderer zu lesen. Und ohne die richtigen Zauber wird es schwierig werden, jene, die Galbatorix treu ergeben sind, daran zu hindern, sich bei jeder Gelegenheit gegen uns zu wenden.«
Während sie sprach, ließ Roran den Blick über den Schreibtisch wandern, bis er an der dunklen Weinflasche hängen blieb. Ob Tharos ihn wohl vergiftet hat? Doch der Gedanke konnte ihn nicht beunruhigen.
Nasuada sprach bereits weiter: »… hoffe, dass du deine Leute fest im Griff hast und ihnen nicht erlaubst, wild durch Aroughs zu rennen, zu brandschatzen, zu plündern und sich Freiheiten mit den Bewohnern der Stadt herauszunehmen!«
Roran war so müde, dass es ihm schwerfiel, eine zusammenhängende Antwort zustande zu bringen, aber schließlich brachte er heraus: »Wir sind zu wenige, als dass die Männer Unfug treiben könnten. Sie wissen so gut wie ich, dass die Soldaten die Stadt zurückerobern könnten, wenn wir ihnen auch nur die geringste Gelegenheit dazu geben.«
»Ein zweifelhafter
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