Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Makel daran gefunden –, wurde es von dem vor ihm schwebenden Abbild noch übertroffen. Es war, als sähe er die Idee des Schwertes, eine Idee, die nicht einmal Rhunön mit all ihrer Erfahrung in der Metallschmiedekunst einzufangen hoffen konnte.
Sobald die Erscheinung klar sichtbar wurde, konnte Eragon wieder atmen und sich bewegen. Er hielt den Zauber über mehrere Sekunden aufrecht, um die Schönheit der Beschwörung bestaunen zu können, dann löste er ihn, und das geisterhafte Schwert verblasste langsam.
Als es fort war, schien es im Zelt dunkler zu sein als zuvor.
Erst da nahm Eragon Saphira und Glaedr wieder wahr, die gegen sein Bewusstsein drückten und mit ungebrochener Aufmerksamkeit jeden Gedanken verfolgten, der durch seinen Geist flackerte. Noch nie hatte er die beiden Drachen so angespannt erlebt. Wenn er Saphira jetzt pikste, vermutete er, würde sie so erschrecken, dass sie sich um die eigene Achse drehte.
Und wenn ich dich piksen würde, würde nichts übrig bleiben als ein Fleck, bemerkte sie.
Eragon lächelte und ließ sich müde auf sein Feldbett sinken.
In Gedanken hörte Eragon ein Geräusch wie Wind, der über eine einsame Ebene streifte, als Glaedr sich entspannte. Du hast deine Sache gut gemacht, Schattentöter. Glaedrs Lob überraschte Eragon. Der alte Drache hatte herzlich wenig Komplimente verteilt, seit er Eragon unterrichtete. Aber lass es uns nicht noch einmal versuchen.
Eragon schauderte, rieb sich die Arme und versuchte die Kälte zu vertreiben, die in seine Glieder gekrochen war. Einverstanden, Meister. Es war keine Erfahrung, die er so schnell wiederholen wollte. Trotzdem verspürte er ein tiefes Gefühl der Befriedigung. Er hatte ohne jeden Zweifel bewiesen, dass es zumindest eine Sache in Alagaësia gab, die er so gut konnte, wie das überhaupt nur möglich war.
Und das machte ihm Hoffnung.
Am Morgen des dritten Tages kehrte Roran zusammen mit seinen Gefährten zu den Varden zurück: müde, vom Kampf gezeichnet und erschöpft von der Reise. Rorans Rückkehr riss die Varden für einige Stunden aus der Eintönigkeit – sie bereiteten ihm und seinen Begleitern einen heldenhaften Empfang. Aber schon bald kehrte bei der Mehrheit der Varden die Langeweile zurück.
Eragon war erleichtert, Roran zu sehen. Zwar hatte er gewusst, dass sein Cousin in Sicherheit war, da er ihn während seiner Abwesenheit mehrmals mit der Traumsicht beobachtet hatte. Trotzdem spürte Eragon bei seinem Anblick, wie eine Last von ihm abfiel, von der er bisher gar nicht gewusst hatte, dass er sie mit sich herumtrug. Roran war alles, was ihm an Familie noch geblieben war – Murtagh zählte nicht, soweit es Eragon betraf –, und Eragon konnte den Gedanken nicht ertragen, ihn zu verlieren.
Als er Roran nun aus der Nähe sah, war Eragon schockiert über die Verfassung, in der sich sein Cousin befand. Er hatte erwartet, dass sie erschöpft sein würden, aber Roran wirkte viel verhärmter als seine Gefährten. Er sah aus, als sei er im Laufe dieses Auftrags um fünf Jahre gealtert. Seine Augen waren rot und von dunklen Ringen umgeben, seine Stirn war gefurcht und seine Bewegungen ungelenk, als sei jeder Zoll seines Körpers mit Prellungen bedeckt. Und dann sein Bart, die Hälfte davon war weggebrannt.
Die fünf Männer – einer weniger, als losgezogen waren – suchten zuerst die Heiler der Du Vrangr Gata auf, die sich um ihre Wunden kümmerten. Dann machten sie Nasuada in ihrem Pavillon ihre Aufwartung. Nachdem sie die Männer für ihre Tapferkeit gelobt hatte, entließ Nasuada alle bis auf Roran, den sie um einen ausführlichen Bericht über seinen Ritt nach Aroughs, die Eroberung der Stadt und seinen Rückweg bat. Das Erzählen erforderte einige Zeit, aber sowohl Nasuada als auch Eragon – der rechts neben ihr stand – lauschten Rorans Bericht andächtig und manchmal erschrocken. Als er geendet hatte, überraschte Nasuada ihn und Eragon mit der Ankündigung, dass sie Roran das Kommando über eins der Bataillone der Varden übertragen wollte.
Eragon erwartete, dass Roran sich über die Neuigkeit freuen würde. Stattdessen sah er, wie die Furchen im Gesicht seines Cousins sich vertieften und er die Stirn runzelte. Roran erhob jedoch keine Einwände, sondern verbeugte sich und sagte mit seiner rauen Stimme: »Wie Ihr wünscht, Nasuada.«
Später begleitete Eragon Roran zu seinem Zelt, wo Katrina sie schon erwartete. Sie begrüßte Roran so überschwänglich und gefühlvoll, dass Eragon verlegen den
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