Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Blick abwandte.
Die drei und Saphira aßen zusammen zu Abend, aber Eragon und Saphira verabschiedeten sich, sobald es ging, denn es war offensichtlich, dass Roran müde war und Katrina ihn lieber für sich allein haben wollte.
Als er und Saphira in der Abenddämmerung durchs Lager wanderten, hörte Eragon jemanden hinter sich rufen: »Eragon! Eragon! Warte einen Moment!«
Er drehte sich um und sah die dünne, schlaksige Gestalt des Gelehrten Jeod auf sich zukommen, dem das Haar in Strähnen in sein hageres Gesicht hing. Mit der linken Hand umklammerte Jeod einen zerlumpten Fetzen Pergament.
»Was gibt’s?«, fragte Eragon besorgt.
»Das da!«, rief Jeod mit glänzenden Augen. Er hielt das Pergament hoch und schüttelte es. »Es ist mir wieder gelungen, Eragon! Ich habe einen Weg gefunden!« In dem Dämmerlicht wirkte die Narbe an seinem Schädel und an seiner Schläfe verblüffend bleich auf seiner gebräunten Haut.
» W as ist dir wieder gelungen? Welchen Weg hast du gefunden? Beruhige dich. Deine Worte ergeben keinen Sinn!«
Jeod sah sich verstohlen um, dann beugte er sich weit zu Eragon vor und flüsterte: »All meine Lektüre und meine Forschungen haben sich ausgezahlt. Ich habe einen verborgenen Tunnel gefunden, der direkt nach Dras-Leona führt!«
ENTSCHEIDUNGEN
E
rklärt es mir noch einmal«, sagte Nasuada.
Eragon trat ungeduldig von einem Bein auf das andere, aber er hielt sich zurück.
Aus den Stapeln mit Schriftrollen und Büchern vor ihm zog Jeod einen schmalen, in rotes Leder gebundenen Band und begann seine Erzählung zum dritten Mal: »Vor etwa fünfhundert Jahren, soweit ich es in Erfahrung bringen konnte …«
Jörmundur unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Lass deine Anmerkungen weg. Wir wissen, dass das alles Spekulation ist.«
Jeod setzte erneut an: »Vor etwa fünfhundert Jahren schickte Königin Forna Erst Graubart nach Dras-Leona oder vielmehr zu dem Ort, an dem Dras-Leona gerade entstehen sollte .«
»Und warum hat sie ihn hingeschickt?«, fragte Nasuada, während sie mit den Fransen ihres Ärmels spielte.
»Die Zwerge befanden sich mitten in einem Clan-Krieg und Forna hoffte, sie könne sich die Unterstützung unseres Volkes sichern, indem sie König Radgar bei der Planung und Konstruktion der Befestigungen der Stadt half, so wie die Zwerge auch die Mauern und Tore von Aroughs gebaut hatten.«
Nasuada rollte einen Stofffaden zwischen ihren Fingern. »Und dann hat Dolgrath Halbstab Forna getötet …«
»Jawohl. Und Erst Graubart hatte keine andere Wahl, als ins Beor-Gebirge zurückzukehren, so schnell er konnte, um seinen Clan gegen Halbstabs Übergriffe zu schützen. Aber …«, Jeod hob einen Finger, dann schlug er das rote Buch auf, »… bevor er abreiste, hatte Erst anscheinend noch mit seiner Arbeit begonnen. König Radgars oberster Ratgeber, Fürst Yardley, schrieb in seinen Berichten, dass Erst begonnen habe, Pläne für das unterirdische Abwassersystem des Stadtzentrums zu entwerfen, da von dessen Anlage abhing, wie die Befestigungen angelegt werden sollten.«
Von seinem Platz am gegenüberliegenden Ende des Tisches aus, der die Mitte von Nasuadas Pavillon ausfüllte, nickte Orik und bemerkte: »Das ist vollkommen richtig. Man muss herausfinden, wo und wie sich das Gewicht der Bauten verteilen soll, und die Tragfähigkeit des Erdreichs, mit dem man es zu tun hat, ermitteln. Anderenfalls drohen Einstürze.«
Jeod sprach weiter: »Natürlich hat Dras-Leona keine unterirdische Kanalisation, also habe ich angenommen, dass Ersts Pläne niemals in die Tat umgesetzt wurden. Einige Seiten später sagt Yardley jedoch …« Er steckte seine Nase in das Buch und las laut vor: »… und in einer überaus beklagenswerten Wendung der Ereignisse brannten die Räuber viele Häuser nieder und machten sich mit den Schätzen vieler Familien davon. Die Soldaten konnten nicht sofort einschreiten, denn sie mussten unter der Erde rackern wie gewöhnliche Bauern.«
Jeod ließ das Buch sinken. »Also, was haben sie da gemacht? Ich konnte nirgends weitere Erwähnungen von Ausschachtungen oder anderen Arbeiten unter der Erde in oder um Dras-Leona herum finden, bis …« Er legte den roten Band beiseite und nahm ein anderes Buch zur Hand – einen gewaltigen Band mit Holzdeckeln, der fast einen Fuß dick war. »Als ich zufällig in Die Taten des Taradas und andere Mysterien okkulter Phänomene, wie sie im Laufe der Zeitalter von Menschen, Zwergen und den Überaus Alten Elfen
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