Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
mehrere Hundert Schritte rechts davon wechselte. Nach langen Diskussionen – und nachdem sie sich ausgiebig mit Saphira besprochen hatten – kamen Nasuada und ihre Ratgeber zu dem Schluss, dass Dorn sich aus keinem anderen Grund als aus Bequemlichkeit einen anderen Platz gesucht hatte. Der Mauerabschnitt, auf dem er jetzt lag, war flacher und länger.
Währenddessen verbrachte Eragon die Vormittage und Abende damit, mit Glaedr zu lernen, und an den Nachmittagen kämpfte er mit Arya und einigen anderen Elfen. Seine Kämpfe mit den Elfen waren nicht so lang oder so anstrengend wie die letzten mit Arya – denn es wäre töricht gewesen, sich jeden Tag so zu verausgaben. Aber sein Unterricht bei Glaedr forderte ihn so intensiv wie eh und je. Der uralte Drache ließ niemals nach in seinen Bemühungen, Eragons Fähigkeiten und sein Wissen zu vergrößern, und er übte keine Nachsicht bei Fehlern oder Erschöpfung.
Eragon war sehr zufrieden, dass er endlich imstande war, sich im Duell mit den Elfen zu behaupten. Aber es bedeutete immer noch eine große geistige Anstrengung für ihn, denn wenn seine Konzentration auch nur einen Moment nachließ, bekam er ein Schwert gegen die Rippen oder an die Kehle gepresst.
Durch seine Lektionen bei Glaedr machte er Fortschritte, die unter normalen Umständen als vorbildlich hätten gelten können, aber angesichts der Situation ging es sowohl ihm als auch Glaedr noch viel zu langsam voran.
Am zweiten Tag erzählte Eragon während seines Unterrichts bei Glaedr: Meister, als ich damals bei den Varden in Farthen Dûr angekommen bin, haben die Zwillinge mich auf die Probe gestellt – sie haben meine Kenntnis der alten Sprache und der Magie im Allgemeinen geprüft.
Das hast du Oromis schon erzählt. Warum sagst du es jetzt mir?
Weil mir eingefallen ist … dass die Zwillinge mich gebeten haben, die wahre Gestalt eines silbernen Rings zu beschwören. Damals wusste ich nicht, wie man das macht. Arya hat es mir später erklärt: Wie man mithilfe der alten Sprache die Essenz eines jeden Dings oder einer jeden Kreatur heraufbeschwören kann. Doch Oromis hat nie darüber gesprochen, aber ich habe mich gefragt … warum nicht?
Glaedr schien zu seufzen. Das Beschwören der wahren Gestalt eines Gegenstands ist ziemlich schwierige Magie. Damit es funktioniert, musst du alles Wesentliche an dem fraglichen Gegenstand verstehen – genauso, als wolltest du den wahren Namen einer Person oder eines Tieres erraten. Ferner hat es wenig praktischen Wert. Und es ist gefährlich. Sehr gefährlich. Der Zauber kann nicht als ein fortdauernder Prozess gegliedert werden, den du jederzeit beenden kannst. Entweder es gelingt dir, die wahre Gestalt eines Gegenstands heraufzubeschwören … oder du scheiterst und stirbst. Oromis hatte keinen Grund, dich etwas so Riskantes versuchen zu lassen, und du warst in deinen Studien noch nicht weit genug fortgeschritten, um das Thema überhaupt zu erörtern.
Eragon schauderte innerlich, als ihm klar wurde, wie wütend Arya auf die Zwillinge gewesen sein musste, dass sie sich tatsächlich darauf eingelassen hatte, die wahre Gestalt des Rings zu beschwören, den sie besaßen. Dann erklärte er: Ich würde es jetzt gern versuchen.
Eragon spürte, wie Glaedrs ganze Aufmerksamkeit sich auf ihn konzentrierte. Warum?
Ich muss wissen, ob ich diese Ebene des Verständnisses erreicht habe, und sei es auch nur für eine einzige Kleinigkeit.
Noch einmal: Warum?
Da er nicht in der Lage war, es mit Worten zu erklären, ließ Eragon den Wirrwarr seiner Gedanken und Gefühle in Glaedrs Bewusstsein strömen. Als er fertig war, schwieg Glaedr für eine Weile und verdaute den Fluss an Informationen. Habe ich dich richtig verstanden, begann der Drache, dass du diese Sache gleichsetzt mit einem Sieg über Galbatorix? Du glaubst, wenn du das tun kannst und überlebst, dann wärst du auch in der Lage, den König zu besiegen?
Ja, antwortete Eragon erleichtert. So klar wie der Drache hätte er es nie in Worte fassen können, aber das traf es genau.
Und du bist entschlossen, es zu versuchen?
Ja, Meister.
Es könnte dich umbringen, erinnerte Glaedr ihn.
Ich weiß.
Eragon!, rief Saphira aus, wobei er ihre Gedanken nur schwach in seinem Geist wahrnehmen konnte. Sie flog hoch über dem Lager und hielt nach möglichen Gefahren Ausschau, während er mit Glaedr übte. Das ist viel zu gefährlich. Ich werde es nicht erlauben.
Ich muss es tun, erwiderte er leise.
Zu Saphira, aber auch an
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