Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Eragon gerichtet, sagte Glaedr: Wenn er darauf besteht, dann ist es das Beste, er versucht es in meiner Gegenwart. Für den Fall, dass sein Wissen ihn im Stich lässt, kann ich vielleicht die benötigten Informationen beisteuern und ihn retten.
Saphira knurrte – ein zorniges Grollen, das in Eragons Kopf dröhnte –, dann hörte er außerhalb des Zeltes ein furchterregendes Brausen in der Luft und erschrockene Ausrufe von Menschen und Elfen, als sie zu Boden schoss. Sie landete mit solcher Wucht, dass das Zelt und alles darin erzitterte.
Einige Sekunden später streckte sie den Kopf ins Zelt und funkelte Eragon an. Sie schnaufte und der Wind aus ihren Nüstern zerzauste ihm das Haar und ließ ihm die Augen von dem Geruch nach verbranntem Fleisch tränen.
Du bist so dickköpfig wie ein Kull, beschwerte sie sich.
Nicht mehr als du.
Sie verzog die Lippen zu einem Zähnefletschen. Worauf warten wir? Wenn du es unbedingt tun musst, bringen wir es hinter uns!
Was willst du beschwören?, fragte Glaedr. Es muss etwas sein, was dir durch und durch vertraut ist.
Eragon ließ den Blick über die Einrichtung des Zelts wandern, dann hinunter zu dem Saphirring, den er an der rechten Hand trug. Aren … Er hatte ihn nur selten abgelegt, seit Ajihad ihm den Ring von Brom gegeben hatte. Der Ring war für ihn ein so selbstverständlicher Teil seines Körpers geworden wie seine Arme und Beine. Während der Stunden, die er damit verbracht hatte, ihn zu betrachten, hatte er sich jede Wölbung und Facette eingeprägt, und wenn er die Augen schloss, konnte er ihn in allen Einzelheiten vor sich sehen. Aber trotzdem wusste er nicht viel über den Ring – seine Geschichte, wie die Elfen ihn gemacht hatten und welche Zauber in seine Struktur eingewoben sein mochten.
Nein … nicht Aren.
Dann wanderte sein Blick von dem Ring zum Knauf von Brisingr. Das Schwert stand an sein Feldbett gelehnt. »Brisingr«, murmelte er.
Ein gedämpftes Zischen erklang, das Schwert hob sich einen halben Zoll aus der Scheide, als würde es von unten hinaufgedrückt, und kleine Flammenzungen sprangen aus der Scheide und leckten an der Unterseite des Griffs. Die Flammen verschwanden und das Schwert glitt zurück in die Scheide, während Eragon den unbeabsichtigten Zauber schnell beendete.
Brisingr, dachte er, absolut sicher in seiner Wahl. Rhunöns Talent hatte das Schwert geschmiedet, aber er war es, der die Werkzeuge gehandhabt hatte, er war während der Prozedur mit dem Geist der Elfenschmiedin vereint gewesen. Wenn es irgendeinen Gegenstand auf der Welt gab, den er durch und durch verstand, dann war es sein Schwert.
Bist du dir sicher?, fragte Glaedr.
Eragon ertappte sich dabei, wie er nickte, obwohl der goldene Drache ihn nicht sehen konnte. Ja, Meister … Aber ich habe eine Frage: Ist Brisingr der wahre Name des Schwertes, und wenn nicht, brauche ich seinen wahren Namen, damit der Zauber funktioniert?
Brisingr ist der Name des Feuers, wie du sehr wohl weißt. Der wahre Name deines Schwertes ist zweifellos etwas weitaus Komplizierteres, obwohl darin das Wort Brisingr durchaus vorkommen könnte. Wenn du es wünschst, könntest du das Schwert bei seinem wahren Namen nennen, aber du könntest es genauso gut Schwert nennen und das gleiche Ergebnis erzielen, solange du damit in deinem Geist das richtige Wissen verknüpfst. Der Name ist lediglich ein Etikett für das Wissen, und du brauchst das Etikett nicht, um das Wissen zu nutzen. Es ist eine feine Unterscheidung, aber eine wichtige. Verstehst du?
Ja.
Dann tu es, wenn du unbedingt willst.
Eragon nahm sich einen Moment Zeit, um sich zu sammeln. Dann tastete er tief in seinem Bewusstsein nach dem Kern, der ihn mit seiner Magie verband, und umschloss ihn, um an den Energievorrat in seinem Körper zu gelangen. Er lenkte diese Energie in das Wort, das er sprach, während er gleichzeitig alles dachte, was er über das Schwert wusste. Dann sagte er laut und deutlich:
»Brisingr!«
Eragon spürte, wie seine Kraft jäh abnahm. Erschrocken versuchte er zu sprechen, sich zu bewegen, aber der Zauber hielt ihn fest. Er konnte nicht einmal blinzeln oder atmen.
Anders als zuvor ging das Schwert in der Scheide nicht in Flammen auf. Es wellte sich wie ein Spiegelbild im Wasser. Dann tauchte in der Luft neben der Waffe eine transparente Erscheinung auf: ein perfektes, leuchtendes Abbild von Brisingr ohne seine Scheide. So vollkommen das reale Schwert selbst war – und Eragon hatte nie auch nur einen einzigen
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